Batman/Superman: Supergirl (Panini)

Oktober 6, 2016

Batman/Superman: Supergirl (Panini)

Blut ist bekanntlich dicker als Wasser. Familienbande sind immer eine ganz eigene Angelegenheit, mal erfreulich, mal enervierend, aber immer spannungsgeladen. Umso mehr gilt das natürlich, wenn man als Außerirdischer auf einer fremden Welt wohnt und eigentlich immer dachte, der Letzte seiner Art zu sein – und dann plötzlich doch alles ganz anders ist. Genau das geschieht, als die Erde von einem Meteoritenschauer überdeckt wird, der jede Menge Kryptonit mit sich bringt und Superman zu einer Art unfreiwilligem Hausarrest in der Festung der Einsamkeit verurteilt. Währenddessen macht sein Kumpel Batman eine erstaunliche Entdeckung im Hafenbecken von Gotham: eine Raumkapsel mit kryptonischen Schriftzeichen hat offenbar einen Passagier mit zur Erde gebracht. Schnell stellt sich heraus, wer denn dieser unbekannte Besucher ist – ein durchaus ansehnliches weibliches Wesen irrt durch die Stadt, gesegnet mit übermenschlichen Fähigkeiten, die denen des Stählernen mehr als nur ähneln. Mit einer Handvoll Kryptonit bringt Batman die Holde zur Raison und macht sich gemeinsam mit seinem herbeigeeilten Freund Supie an die Klärung der Sache. Und tatsächlich: die Maid scheint von Krypton zu stammen und berichtet eine wahrlich abenteuerliche Herkunft.

Ihr Vater Zor-El, der Bruder eines gewissen Jor-El, habe dem Wissenschaftler als einziger geglaubt, dass Krypton instabil sei und bersten werde. Wie Jor-El baute auch sein Bruder Zor-El eine Raumkapsel und schickte sein Kind dem Sohnemann von Jor-El hinterher in Richtung Erde. Der Start allerdings ging schief, so dass die kleine Kara einige Jahre im All herumirrte, bevor ihre Kapsel den Weg zum blauen Planeten mit der gelben Sonne fand. Für Superman steht fest: Fall erledigt, Kara ist seine Cousine, und er ist endlich nicht mehr alleine unter den Menschen. Beglückt bringt er die Dame in die Festung der Einsamkeit und im Anschluss nach Metropolis, während Miesepeter Batman skeptisch bleibt – was, wenn das alles nur eine Falle ist, vom totgeglaubten Lex Luthor oder anderen Lumpensöhnen? Allzu passend scheint der Zufall, allzu bruchstückhaft die Erinnerung der jungen Dame an ihre angebliche Heimat. Gegen Supermans Willen paktiert Batman mit Wonder Woman, die Kara nach Themyscira schafft, um die Kräfte der Dame auf der Paradiesinsel auszubilden und ihre wahre Herkunft zu erforschen. Superman verfolgt das eher grimmig, aber Batmans Bedenken scheinen nicht unbegründet, als aus einer Schallröhre eine Kopie des Unholds Doomsday attackiert, der nach Supermans zwischenzeitlichem Ableben von Lex Luthor an den finsteren Darkseid übergeben worden war. So führt der Weg ins wahre Schicksal von Supergirl ins Herz der Finsternis: auf Darkseids Heimat Apokolips…

Batman/Superman: Supergirl lim. HC

Für Sammler: HC, 333 Ex, 25 €

Supermans Cousine Kara Zor-El, schmuck im Röckchen und blau-rotem Kostüm, durchfliegt seit 1959 das DC-Universum (und nach einem grauenhaften Kinofilm von 1984 seit einiger Zeit in ihrer TV-Serie ja auch erfolgreich die heimischen Wohnzimmer) und stellte seit jeher eine populäre Ergänzung der Superman-Familie dar, die neben Superboy eine weitere Inkarnation des menschlichen Übermenschen lieferte. 2004 nutzte Jeph Loeb die Geschehnisse in „Crisis on infinite Earths“, wo Supergirl 1985 ihr Leben ließ, als Ausgangspunkt für eine spannende Neuinterpretation des Charakters. Als hätte es nie ein Supergirl gegeben, inszeniert er eine faszinierende Versuchsanrichtung, in der der gutgläubige Strahlemann Supie mit dem düster-misstrauischen Mitternachtsdetektiv aufs Wirkungsvollste kontrastiert. Der einsame Fremde in einer fremden Welt will nur allzu gerne daran glauben, dass in Form seiner Cousine ein Teil seiner Vergangenheit und seiner Familie zurückgekehrt ist, während Batman stets vom Bösen überzeugt ist und Ränkespiele vermutet.

Das gestaltet Loeb wie schon in der ersten Storyline seiner Superman/Batman-Reihe, die 2003 startete und gesammelt bei Panini als „Freunde und Feinde“ vorliegt, auch optisch in Gedankenblasen, die im Superman- und Batman-Symbol farblich abgehoben erscheinen und die konstrastierende Gedankenwelt verdeutlichen. Die inneren Monologe bewerten dabei die gleichen Vorgänge höchst unterschiedlich aus den Extrempolen Naivität versus pathologische Schwarzseherei, was sich in der Kombination zum goldenen Mittelweg verbindet. Die spannende Grundprämisse (darf man einem Fremdling einfach trauen?) ergänzt Loeb um schmissige Action mit Wonder Woman nebst Amazonen sowie Darkseid und seinen New Gods (sogar Superkläffer Krypto ist wieder mit von der Partie!) – was durch Michael Turner zeichnerisch auf allerhöchstem Niveau ausgeführt wurde. Turner, der schon in seiner Inszenierung von „Witchblade“ und „Tomb Raider“ zeigte, dass ihm Frauen lagen, macht aus dem netten Mädel von nebenan einen heißen Feger, der es mit Wonder Woman locker aufnehmen kann und im Kostüm eine mehr als adrette Figur macht. Ein weiteres Manifest für die Meisterschaft Turners im Superheldengenre, der 2008 im Alter von nur 37 Jahren viel zu früh verstarb. Der vorliegende Band enthält die US-Hefte Superman/Batman 8-13 von 2004, die bei Panini auch schon als Einzelhefte zu haben waren, und führt somit die Ereignisse aus „Freunde und Feinde“ fort. (hb)

Batman/Superman: Supergirl
Text: Jeph Loeb
Bilder: Michael Turner
148 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
16,99 Euro

ISBN: 978-3-74160-009-8

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