Astonishing X-Men, Band 1 (Panini)

Juni 18, 2018

Amahl Farouk, der Shadow King. Ein alter Gegner der X-Men und von Professor Xavier. Hängt in der Astralebene fest und trachtet nach Macht – was sonst. Dazu benötigt er die X-Menschen, weshalb er einen massiven Psi-Angriff auf Psylocke startet, die daraufhin beginnt, The Shard, den bekannten Wolkenkratzer in London, zu demolieren. Andere X-Men, darunter Logan (der Old Man), Gambit, Bishop oder Rogue kommen ihr zu Hilfe. Die Sache scheint noch verhältnismäßig glimpflich zu enden, wäre da nicht der Drahtzieher Shadow King, dem in der Astralebene der Garaus gemacht werden muss – und zwar sofort. Ansonsten droht er, andere (Psi-) Mutanten zu korrumpieren und so seine Macht auf der Erde auszubreiten. Mit Hilfe Psylockes tauchen die X-Men noch vor Ort in The Shard in die Astralebene ein. Dort gibt es keine Realität, bzw. nur und ausschließlich Scheinrealitäten, die sich jeder nach seinem Gutdünken schaffen und formen kann. Damit leitet Shadow King die X-Men in die Irre oder lenkt sie ab. Was bei Logan aufgrund seiner Vergangenheit in einer anderen Realität nicht funktioniert. Und dann gibt es noch einen Gegenspieler. Einer, mit dem Farouk ein wahrhaft perfides Spiel ausficht. Einer, der eigentlich längst tot sein sollte…

Mit Astonishing X-Men erlebt eine Reihe einen Neustart, die Autor Joss Whedon (der Avengers Kino-Mastermind) mit Zeichner John Cassaday (von dem auch das Cover des Bandes stammt) vor Jahren zu qualitativ und inhaltlich erstaunlichen Höhen führte (zwischen 2006 und 2009 ebenfalls bei Panini erschienen). Eine durchaus beachtliche Bürde also für den neuen Autor Charles Soule, der zuvor schon etliche Reihen bei DC und Marvel betreute. Sein Konzept ist etwas anders: eine durchgehende Storyline mit gewaltigen Cliffhangern – soweit so gut – aber mit unterschiedlichen Zeichnern und damit unterschiedlichen Zeichenstilen. Diese fehlende Homogenität schadet der Story nicht – so viel sei verraten – sie wird vielmehr zum Stilmittel erhoben: Den Anfang machen Jim Cheung und Mike Deodato jr., zwei alte Hasen mit detailliertem, wiedererkennbarem Strich. Deodato arbeitet hier zusätzlich mit Rastern, was die Optik noch einmal verdichtet. Danach nähern sich die Zeichnungen wieder Richtung Durchschnitt, trotz illustrer Namen wie Ed McGuinness und Carlos Pacheco, ehe Mike del Mundo (u.a. Elektra) mit seiner speziellen Neon-Farbgebung im letzten der abgedruckten sechs US-Hefte wieder die Messlatte höher setzt.

Das Variant: 333 Ex. zu je 20 €

Charles Soule baut seine Story mit Bedacht auf. Zuerst sammeln sich die X-Men, meistern gemeinsam die erste Krise, bis mit dem Shadow King die Bedrohung, bzw. der eigentliche Bösewicht erkannt wird. Dann taucht man in die Astralebene ein, wird getrennt und von Farouk durch vorgegaukelte Realitäten eingelullt. Nur Logan durchschaut den Hokuspokus und steht plötzlich einem alten Weggefährten gegenüber. Ebenfalls nur eine Illusion, oder echt? Und sind dessen Worte wahr? Die X-Men befinden als Figuren in einem amoralischen, übergeordneten Spiel, von dem sie noch „nichts“ wissen. Doch auch die Spieler spielen mit gezinkten Karten. Mit Finten und doppeltem Boden. Die Frage nach dem „was ist hier echt?“ macht damit auch einen gewissen Reiz des Bandes aus. Dieser abstrakten, hermetischen Bedrohung in der Astralebene, die den X-Men und damit den Superhelden „vorbehalten“ ist, wird eine reale, eine fassbare Gefahr für die Menschen gegenüber gestellt: als Farouk beginnt, in unsere Realität einzubrechen, werden die Londoner per Berührung infiziert – wie bei einem Zombie-Virus scheint sich das Übel als „mentale Verseuchung“ explosionsartig auszubreiten, weshalb das Militär einen folgenschweren Plan fasst… Und der Cliffhanger am Ende ist vom Feinsten. Für Sammler gibt es wieder ein auf 333 Stück limitiertes Softcover-Variant. Band 2 erscheint im August. (bw)

Astonishing X-Men, Band 1: Tödliches Spiel
Text: Charles Soule
Bilder: Jim Cheung, Mike Deodato jr., Mike del Mundo, Ed McGuinness, Carlos Pacheco, Ramon Rosanas
144 Seiten in Farbe
Panini Comics
16,99 Euro

 

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