Entführt! Nach einem Besuch beim Grafen von Rummelsdorf findet sich Spirou plötzlich auf einer tropischen Insel wieder. Im Superpagen-Kostüm. Schnell erfährt er, warum. Er ist Teilnehmer der aktuellen Staffel des Worldwide Olympic Wars. Ein Wettbewerb, in dem sich Superhelden aus aller Herren Länder messen, mitunter auch mit tödlichem Ausgang für die Verlierer. Dem Sieger winken fast eine Milliarde Dollar in Bitcoins. Spirou ist gezwungen mitzumachen, da seine Entführer auch Pips in ihrer Gewalt haben. Schon bald wird dank Fantasio und dem Grafen, die das Geschehen im Internet verfolgen, klar, wer hinter den Entführern steckt. Was die ganze Sache in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt…
Autor Fabien Vehlmann und Zeichner Yoann dehnen ihre Pause an der regulären Spirou-Albumreihe weiter aus und legen mit „Der olympische Krieg“ nach „Rächer wider Willen“ nun schon ihr zweites Album mit dem Superhelden Alter Ego Spirous vor, wieder in Überlänge. Dabei greifen sie im Grundgerüst auf ein bekannt-beliebtes Motiv zurück: Battle Royale, ein Kampf jeder gegen jeden in einem abgesteckten Areal. Beliebt in Videospielen und bekannt durch den gleichnamigen japanischen Film, aber auch durch „Die Tribute von Panem“ und zuletzt durch die gehypte Netflix-Serie „Squid Game“. Um Pips zu retten wird Spirou von Unbekannten gezwungen, das Spiel mitzuspielen, immer wieder unterstützt aus der Ferne vom Grafen, aber auch unverhofft durch diverse Superhelden-Kolleginnen. Doch schon bald wird die Handlung vielschichtiger, das Battle Royale Motiv sorgt zwar immer wieder für massive Action, wird aber zum Vehikel, hinter dem sich mehr Story-Tiefe verbirgt.
Dabei gehen die Autoren das Superhelden-Genre konsequent an: nicht nur Spirou als Superpage, auch weitere Charaktere aus dem Spirou-Ensemble bekommen Superhelden-Identitäten verpasst. In China gibt es Helden-Schulen, und nicht nur Superkräfte, auch mit technischen Raffinessen, die an Iron Man erinnern, sind die Teilnehmer ausgestattet. Der Graf von Rummelsdorf entpuppt sich mit seinen Erfindungen und Gimmicks als Helden-Ausrüster, ähnlich Q bei James Bond. (wir verraten: Fantasio in seiner Arsène Lupin Kluft ist eine gelungene Bereicherung). Auch das Superman/Clark Kent Syndrom kommt zum Tragen: einfache Kostümwechsel, die die Identität kaum verschleiern, narren alle Beteiligten – hier auf die lustige Spitze getrieben, eben wenn der Graf in seiner Aufregung keinen Unterschied zwischen dem Spirou-Pips und dem Superpagen-Pips macht und bei Fantasio dennoch nicht der Groschen fällt.
Die Story bleibt dabei auf der Höhe der Zeit: man verfolgt die mörderischen Spiele im Internet. Krypto-Währungen, Umwelt, Nachhaltigkeit und Klimanotstand werden thematisiert. Und wie die (Marvel-) Superhelden aus den USA verzichtet Ehrenmann Superpage auf eventuelle Siege, wenn es dabei um Menschenleben und deren Rettung geht, auch auf Kosten seiner Beliebtheit bei den zahllosen Zuschauern. Ebenso modern sind Yoanns Zeichnungen, der damit die Richtung seines Spirou-Vorgängers (und jetzigen Zyklotrop-Zeichners) José Luis Munuera einschlägt. Der Band zielt auch auf jugendliche Leser ab, die mit Superhelden im Kino aufwachsen, was die Macher im Zusatzteil freimütig gestehen. Wer bis zur regulären Fortsetzung der Serie einen ernsteren Spirou lesen will, der greift dann eben zu den Spezial-Bänden von Émile Bravo. Dazu in Kürze mehr. (bw)
Spirou und Fantasio Spezial, Band 33:
Superpage 2 – Der olympische Krieg
Text: Fabien Vehlmann
Bilder: Yoann
96 Seiten, Softcover
Carlsen Verlag
14 Euro
ISBN: 978-3-551-78045-4
