Pauls fantastische Abenteuer, Band 3 (Carlsen)

Januar 10, 2015

Pauls fantastische Abenteuer, Band 3

Urlaub auf Tahiti. Klingt großartig. Aber nicht für Paul. Denn: mit Eltern und Reisegruppe? Nein danke. Da kommt ein Angebot von seinem großen Freund Bastian, der einmal so alt war wie er (siehe Band 1: Sprung in die Zukunft) gerade recht. Gemeinsam will man sich in den Bergen als Höhlenforscher versuchen. Dann kann Paul auch noch seine Flamme Janet für das Abenteuer gewinnen. Und bekommt von seinen Eltern leider Romeo auf’s Auge gedrückt, seinen Bruder, den Blödmann, der ihn ständig drangsaliert und für den der Höhlentrip eine Strafe sein soll.

Kaum unter der Erde angelangt, werden sie von einem massiven Erdrutsch von ihrem wortkargen Führer Hubert und von der Außenwelt abgeschnitten und sehen sich gezwungen, nach Wasser und nach einem alternativen Ausgang zu suchen. Schon bald folgt die erste Überraschung. Sie treffen auf Etcheverry, einen weiterer Höhlenforscher, der sich auf der Suche nach prähistorischen Artefakten ebenfalls rettungslos verirrt hat und seltsame Methoden und Verhaltensweisen an den Tag legt. Während über der Erde, geleitet durch Hubert und dessen Vater, der Bürgermeister ist, erste Rettungsmaßnahmen anlaufen, muss die Gruppe um Paul zahlreiche gefährliche und heikle Episoden überstehen und macht dabei die ein oder andere faszinierende Entdeckung.

Nachdem die ersten beiden Paul-Abenteuer einmal mehr und einmal weniger im Zeichen der Science Fiction standen, wird Band drei nun bodenständiger. Quasi. Denn es geht unter die Erde. Kein SF mehr, keine Aliens, keine Klone. Nur Höhlen unter und Rettungsmannschaften über dem Boden. Dabei bleibt Émile Bravo, dessen Werke regelmäßig ausgezeichnet werden – wir wollen einmal mehr auf sein großartiges Spirou-Album verweisen – seiner Linie treu: die Geschichte ist für Jung und Alt geeignet, wobei sich abenteuerliche, lehrreiche (mit Lernfaktor!) und gar philosophische Episoden abwechseln. Bei letzteren ist natürlich die Diskussion über den vermeintlichen Fortschritt der Menschheit gemeint, die ein wenig arg doziert, bzw. mit erhobenen Zeigefinger daherkommt und man sich unweigerlich fragt, was denn Kinder davon halten mögen (les ich’s oder lass ich’s aus). Ansonsten deckt Bravo erstaunlich viel ab. Eingeschlossene Höhlenforscher (kennen wir so ähnlich, Stichwort ‚Riesending‘), prähistorische Höhlenmalereien (damit ist man in Frankreich ja reichlich gesegnet), Umweltsünden und sogar vermeintliche Urzeitviecher. Kurios der eigentlich hoffnungslos dilettantische Amateur-Wissenschaftler Etcheverry, der auch noch aussieht wie ein Höhlenmensch und der am Ende doch noch sein Glück findet. Für derbe Späße, Situationskomik (das Schaf, das auf Hubert fällt, Etcheverrys ‚Essverhalten‘) und allzeit willkommene Abwechslung sorgt u.a. das Rede- und Spottduell zwischen dem Bürgermeister und der Ärztin und v.a. Pauls dämlicher Bruder Romeo, der hier auch immer wieder anständig sein Fett abbekommt, am Ende dann aber doch hilfreich ist.

Bravos Strich ist eine herrliche Mischung aus halb realistisch und halb überzeichnet im Funnystil gehaltenen Elementen, irgendwo zwischen klassischer École Marcinelle und modernen Vertretern, aber doch eigen und damit eben typisch Bravo. Wie bei den beiden Vorgängern ist auch in ‚Beinah begraben‘ Lesespaß garantiert (es gibt wieder überdurchschnittlich viel zu lesen). Band 4 soll bereits Ende April erscheinen, in Frankreich – im Original heißt Paul übrigens Jules – ist man bereits bei Band 6 angelangt. (bw)

Pauls fantastische Abenteuer, Band 3: Beinah begraben
Text & Bilder: Émile Bravo
56 Seiten in Farbe, Softcover
Carlsen Verlag
9,99 Euro

ISBN: 978-3-551-73666-6

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