Dieses Jahr findet der Marvel Tag am 26. Januar pünktlich zum Serien-Neustart von Spider-Man, Avengers und Deadpool statt. Dazu gibt es natürlich wieder diverse Goodies von Panini (Tragetaschen, Pins, Postkarten), ein Gratisheft, das den Neustart thematisiert, sowie einige limitierte Variant-Ausgaben (acht an der Zahl). Eine davon, ein Avengers Variant, ist nur in den teilnehmenden Comicläden zu haben. Neu im Regal steht auch ein höllischer Crossover-Band, in dem der Meister der mystischen Mächte und der Geister Reiter sich die Hauptrollen teilen: „Doctor Strange: Verdammnis”:
Manchmal wird alles wieder gut. Schneller als man denkt. Und machmal auch nicht. Gerade eben noch lagen Teile von Las Vegas im Zuge des Crossover-Events „Secret Empire” noch in Trümmern, dann kommt ein Doctor Strange – mächtiger denn je – zaubert wieder eine heile Stadt daher und lässt alle Opfer wieder auferstehen. Alles in Butter? Nicht ganz. Wie sollte der Doctor auch wissen, dass das zerstörte und versunkene Vegas sich in der Hölle größter Beliebtheit erfreute. Unter Höllenfürst Mephisto und seinen Schergen. Dem passt das gar nicht, dass ihm sein unverhofftes Vergnügen nun wieder weggenommen wird. Also besetzt er kurzerhand die Stadt und macht sich die Seelen der Einwohner zu eigen. Um dabei ungestört zu bleiben, schnappt er sich auch die von diversen Avengers, darunter der Black Panther, Hawkeye und Captain Marvel. Und die Seele von Doctor Strange hätte er natürlich auch gerne.
Als letzte Hoffnung kommt nun Wong ins Spiel, Stranges ehemaliges Helferlein. Wong hat sich von seinem Meister losgesagt, wird aber von Stranges Geisterhund (!) Bats über die bedrohliche Situation informiert und sammelt eine kuriose Truppe aus der zweiten Heldenreihe um sich: Blade, der Vampirkiller. Elsa Bloodstone, Monsterjägerin. Danny Rand, alias Iron Fist. Moon Knight, Man-Thing und Jericho Drumm, genannt Brother Voodoo. Dazu gesellt sich noch Ghost Rider und später Spider-Man Klon Scarlet Spider. Keiner des Helden ist ohne Sünde, jeder steckt voller Finsternis und ist damit bestens geeignet, gegen Mephisto in den Kampf zu ziehen und das gerade auferstandene Las Vegas erneut zu retten. Der Krieg der Verdammnis, die Schlacht um die Seelen der Welt, kann beginnen.
Das klingt nun alles ziemlich duster und martialisch, ist es aber nicht wirklich. Dafür sorgen die Akteure selbst. Zuerst tritt Mephisto wie ein Las Vegas Entertainer auf, der nonchalant und blumig dem Doctor sein Dilemma schildert (mittels eines Films). Dann sorgen die Retter aus der B-Heldenliga immer wieder für Schmunzeln, etwa wenn Moon Knight seine multiplen Persönlichkeiten anspricht und tatsächlich sich in einer wichtigen und kuriosen Situation als „würdig“ erweist. Und Wong stellt eindruckvoll unter Beweis, dass er selbst nicht nur ein veritabler Magier ist, er legt auch eine Cleverness an den Tag, die am Ende alle überrascht, auch wenn der Preis für das Gelingen seines Plans sich für ein Mitglied der Retter als fatal erweist – zumindest für Außenstehende.
Der Band bringt die Hauptstory des „Verdammnis”-Crossovers, dessen Hauptakteure Doctor Strange und Ghost Rider sind. Die Ghost Rider Solo-Story, die den Band zweiteilt, mag anfangs so gar nicht in die Geschichte passen, erweist sich in der zweiten Häfte des Bandes aber als Zünglein an der Waage. Weitere Handlungszweige des Crossovers, die zum Verständnis der Story an sich aber nicht benötigt werden, finden sich noch in „Ben Reilly: Scarlett Spider”, Band 3 und „Doctor Strange”, Band 8. Die kräftigen, ausdrucksstarken und verschnörkelten Zeichnungen von Rod Reis und Szymon Kudranski wandeln auf den Spuren von Bill Sienkiewicz und Jae Lee, lediglich die Ghost Rider Episode, die Phil Noto in Szene setzte, kommt optisch etwas unaufgeregt und bieder daher. Witzige, magische und am Ende actionreiche Marvel-Kost, in der als „Midnight Sons” mal wieder Helden zum Zuge kommen, die man nicht alle Tage in so wichtigen Rollen erlebt. (bw)
Doctor Strange: Verdammnis
Text: Donny Cates, Nick Spencer, Christopher Sebela
Bilder: Rod Reis, Szymon Kudranski, Phil Noto
132 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
15,99 Euro
ISBN: 978-3-7416-1106-3