Devolution (Splitter)

August 11, 2017

Atavismus! Regression! Wie auch immer man es nennt, die Menschheit fällt zurück. Und zwar in einen lange vergessenen Urzustand, gegen sich Neandertaler wie eine zivilisierte Cocktailparty ausnehmen. Und das ist kein Zufall: eine kleine Elite wollte doch einfach nur den Hang der Menschheit zu Kriegen und Vernichtung ausmerzen – und hat deshalb DEV-8 entwickelt, ein Mittel, das die Wurzel allen Übels bekämpft: die Elemente des Gehirns, die anfällig für Glauben aller Art sind. Dumm nur, dass das kleine Serum verheerende Auswirkungen auf Fauna und Flora hat: alle Kreaturen werden gnadenlos in die Urzeit zurückgeworfen, Glück haben nur einige wenige, die als würdig erachtet wurden, vorher geimpft zu werden.

Zu dieser kleinen Schar gehört Raja, die Tochter des Erfinders von DEV-8, die es als ihre verdammte Pflicht ansieht, den Schlamassel zu beheben. Immerhin hat ihr ihr Vater noch einen Hinweis auf das Gegenmittel gegeben, das in den Labors von Lumotech in San Francisco schlummert. Auf dem Weg macht Raja allerdings die Bekanntschaft mit Gil, einem ruppigen Warlord, dem die Verhältnisse eigentlich ganz gut in den Kram passen. Gemeinsam mit einigen abtrünnigen Gefolgsleuten macht sich Raja auf den Weg nach San Francisco, über von monströsen Insekten bevölkerten Wüsten hin zu einer schockierenden Wahrheit, die selbst die zynische Raja nicht für möglich gehalten hätte…

Dass Rick Remender nicht unbedingt ein zukunftsfreudiger Menschenfreund ist, das konnten wir in „Black Science“ (dort allerdings noch mit einer gehörigen Prise schwarzen Humors) und vor allem der pechschwarzen Saga „Low“ studieren. Aber das Bild, das er hier zeichnet, ist an Pessimismus nicht zu überbieten: die Menschheit suhlt sich in ihrem Dreck, lässt sich durch Konsum und Leistungsgesellschaft betäuben, macht fröhlich dabei mit, während die Erde verdreckt und vergiftet zum Teufel geht. Raja fragt sich im Verlauf des Geschehens immer dringlicher, ob es hier denn irgendetwas zu retten gibt: die wenigen verbliebenen Homo Sapiens haben aber auch gar nichts gelernt, Machtgier, Habsucht und Dominanz regieren nach dem Kataklysmus genauso wie vorher.

Las Vegas sah auch schonmal besser aus…

Diese durchweg misanthropische Weltanschauung verpackt Remender in einen astreinen Pulp/50er-Jahre-drive in-plot, komplett mit Rieseninsekten, zerfallenen Städten und jeder Menge derber Sexualität – Trash-Werke wie die „Trime Travellers“ von Ib Melchior lassen massiv grüßen, ebenso wie die Hommage „Starship Troopers“ von Paul Verhoeven. Verpackt wird das Ganze von Jonathan Wayshak in teilweise großflächige, massive Panels, die wiederholt wie die Titelillustration der Herbst 1940-Ausgabe von Captain Future daherkommen. Eine wunderbare Ladung zutiefst negativer, klassisch angehauchter SF also, die jedem Pulp-Fan die Schweißperlen auf die Stirn treiben wird und manch andren etwas verwirrt zurücklassen dürfte. Der vorliegende Band bringt alle Ausgaben der im Dynamite-Verlag 2017 erschienenen fünf Hefte der Serie, ergänzt um eine reichhaltige Galerie mit Skizzen und Covers. (hb)

Devolution
Text: Rick Remender
Bilder: Jonathan Wayshak, Jordan Boyd (Farben), Jae Lee (Cover)
160 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
24,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-139-0

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