Wieder einmal ist Lebemann Giacomo völlig abgebrannt. Gemeinsam mit seinem treuen Diener Parmeno fasst er daher einen betrügerischen Plan: er will die neue Geliebte seines ehemaligen Mäzens Bagradino vor Gaunern retten. Gauner, die er selbst engagiert hat. Und Bagradino soll ihn dafür entlohnen. Das Vorhaben gelingt zwar, aber die Dame entpuppt sich als Elvira, Nichte des Mäzens und lässt ebendrein noch alle Vorzüge, die eine Dame für Giacomo ausmacht, vermissen. Und zusätzlich steht er nun beim Cavaliere, der die Gauner „beschäftigt“, in der Kreide. Gleichzeitig beginnt in Venedig eine Mordserie. Die Opfer, die untereinander keine Verbindung aufzuweisen scheinen, sind alle geknebelt und in ihrem Rachen findet man kleine Zettel mit jeweils zwei Buchstaben. Als Giacomo selbst eine Leiche entdeckt, ist seine Neugier entfacht und er beginnt eigene Nachforschungen anzustellen. Schon bald muss er erkennen, dass es eine Spur zu einer alten Bekannten gibt: zu Angelina. Und die sitzt zum Tode verurteilt im Kerker und wartet auf ihre Hinrichtung…
Genau. Hinter dem C. verbirgt sich der Name Casanova, jener legendäre venezianische Schriftstellers und Lebemann, der zwischen 1725 und 1798 lebte. Die wunderbare Kulisse der Reihe ist das alte Venedig, das mit seinen erhabenen Palästen, Kanälen und Höfen der prächtige Hintergrund der Historien-Serie verkörpert. Gleich mehrere Motive und Vorgänge treiben Giacomo hier an. Er kämpft sozusagen an mehreren Fronten. Zum einen ist er wieder pleite und braucht dringend Geld. Doch der Schuss geht nach hinten los. Er verschuldet sich. Dazu kommt die drohende Hinrichtung Angelinas, die in wenigen Tagen angeordnet ist und die er kaum verhindern kann. Es sei denn durch die auftauchende Spur im Falle des mysteriösen Serienmörders. Also widmet er sich ganz dem Fall und findet tatsächlich auch bald einen Verdächtigen. Daneben macht er – sichtlich angewidert, aber braucht ja das Geld – der hässlichen wie naiven Elvira den Hof, was für komisch-groteske Situationen sorgt. Autor Jean Dufaux (u.a. Murena, Dixie Road, Conquistador, Hexen des verlorenen Landes) legt die Handlung sehr breit an, behält aber stets alle Fäden im Griff und führt diese am Ende auf überraschende Art und Weise zusammen, indem er weit in die Vergangenheit Angelinas zurück blickt.
Griffos Zeichnungen kann man nur als elegant und edel bezeichnen. Der feine, klare Stil und die wunderbar abgestuften, stimmigen Farben erinnern an die Werke André Juillards, bleiben aber eigenständig genug und zeigen einen hohen Wiedererkennungswert. Ein ruhiger, besonnener Stil, realistisch – die Figuren bewegen sich oft vor erhabenen Palästen oder in hohen Sälen – und historisch akkurat. Hinter dem Künstlernamen Griffo (u.a. Golden Dogs bei Panini) verbirgt sich der Belgier Werner Goelen (Jahrgang 1949), der in jungen Jahren sogar für eine kurze Zeit die von André Franquin kreierte Funny-Reihe „Mausi und Paul“ zeichnete. Griffo, der auch Deutsch spricht, war zuletzt Gast beim Comicsalon in Erlangen und signierte dort seine Alben. Die deutsche Veröffentlichungs-Historie von „Giacomo C.“ beginnt im Feest Verlag. Zwischen 1989 und 1992 erschienen hier drei Bände. Comicplus startete dann 2001 neu und veröffentlichte alle 15 Einzelalben, ehe man – wie das bei anderen Serien des Verlages ebenso der Fall ist, siehe „Hopfen und Malz“ – eine Gesamtausgabe begann, die jeweils zwei Alben beinhaltet und die auf nur 1000 Exemplare limitiert ist. Dieser Band beinhaltet mit „Angelina“ und „Verstoßen!“ den Zweiteiler, der als Album Nr. 7 und 8 erschien. Als Bonus ist eine informativer und reich bebilderter Artikel über die allgemeine Darstellung und Rolle Venedigs im Comic enthalten, von André Juillards „Arno“ bis Manfred Schmidts „Nick Knatterton“. (bw)
Giacomo C. Gesamtausgabe, Band 3
Text: Jean Dufaux; Bilder: Griffo
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Verlag Sackmann und Hörndl
34 Euro
ISBN: 978-3-89474-294-2