Teen Titans, Band 3 (Panini)

Februar 17, 2022
Teen Titans, Band 3: Die Herkunft der Helden (Panini Comics)

„Herkunft der Helden“, unter diesem Motto präsentiert uns Panini ein weiteres Kompendium der sensationellen New Teen Titans-Reihe, mit der Marv Wolfman und George Pérez Anfang der 80er in einem fulminanten Erfolg einen Titel aus der zweiten Reihe, den einst Len Wein ersonnen hatte, abstaubten, runderneuerten und aktualisierten. Richtig besessen geht es dabei zu, als in „The Possessing of Francis Kane“ (erstmals erschienen im März 1982 als Nummer 17 der Reihe) unsere Recken mit dem Leibhaftigen selbst konfrontiert scheinen, der sich eines armen Teenagers bemächtigt zu haben scheint. Die Dame reißt in Trance einen Nexus zwischen den Welten auf, aus dem ein Viech entsteigt, das Metall anzieht und damit New York bedroht – bis Cyborg den rettenden Einfall hat, es mal mit Starkstrom zu probieren…

In „Maladi Malanora“ (April 1982) gibt es ein Wiedersehen mit dem US-Superhelden Leonid Kovar alias Starfire, den Wein 1968 für die erste Inkarnation der Serie ersonnen hatte und dessen Namen sich Wolfman dann für die seine schmucke Außerirdische mit der güldenen Haut in den neuen Teen Titans „ausborgte“. Ein Amerika-Hasser in der seligen Sowjetunion – kalter Krieg ahoi, vor allem Kid Flash erweist sich als durchaus konservativer Verfechter der 80er-Politik – schickt da seine nichtsahnende Assistentin mit einem Killervirus in die USA, was sich die Titans und Kovar nicht gefallen lassen, auch wenn es erst einmal einige Vertrauenslücken zu schließen gilt…„The Lights Fantastic“ (Mai 1982): als ein frisch aus dem Knast entlassener Doctor Light die Ausstellung des Archäologen Carter Hall überfällt, fallen dabei kraftvolle Lichtstrahlen auf diverse Artefakte, die dadurch zu durchaus gewaltsamem Leben erweckt werden. Light, der unsere jungen Helden schon als Mitglied der Fearsome Five plagte, sucht nach einer Prügelei mit Halls Alter Ego Hawkman das Weite und führt die Meute absichtlich direkt zu den Teens, die sich mit dem Kroppzeug herumschlagen sollen…

In „Dear Mom and Dad“ ringt sich Wally West alias Kid Flash dazu durch, seinen Eltern einen herzerwärmenden Brief zu schreiben, in dem er die letzten Kämpfe der Titans mit einem Unhold namens Disruptor schildert und ganz nebenbei seine Zuneigung für Vater und Mutter zum Ausdruck bringt. Aufgrund des durchschlagenden Erfolgs der Reihe gab es von Juni bis September 1982 obendrein noch eine Mini-Serie, die unter dem Titel „Tales of the New Teen Titans“ jeweils die Origin-Stories von Cyborg, Raven, Changeling und Starfire präsentierte. Lose zusammengehalten von einer Rahmenhandlung, in der die Titans sich bei einem Camping-Ausflug im Grand Canyon entspannen, entfaltet sich da ein buntes Panorama rund um die zentrale Thematik, die auch die anderen Stories durchzieht: die jugendlichen Helden haben nicht nur mit ihren Feinden, sondern vor allem auch mit der älteren Generation und vor allem ihren Eltern ihre liebe Not.

Die limitierte Hardcover-Ausgabe

Cyborg wirft seinem Vater lange Zeit vor, dass er ihn in erster Linie als Versuchsobjekt gesehen hat, das sich nun mit einem Metallkörper herumschlagen muss; Ravens Beziehung zu ihrem Vater, dem Dämon Trigon, gestaltet sich auch eher schwierig und stets vom drohenden Übergriff des Herrn in unsere Welt gekennzeichnet; Robin fühlt sich oft nur als die kleine Ausgabe seines zwar wohlwollenden, aber übermächtigen Ziehvaters Batman; Koriand’r wird auf ihrem Heimatplaneten Tamaran von ihrer Schwester ausgebootet und landet in der Sklaverei, bevor sie zu Starfire wird; und selbst der ewig feixende Changeling Gar Logan muss zugeben, dass er am Tod seiner Eltern (die auch an ihm herumexperimentierten – echt blöd, wenn man Mad Scientists als Altvordere hat) und der Entfremdung von seinem Adoptivvater Steve Dayton aus der Doom Patrol leidet. Am Ende stellen die Herrschaften dann Unisono fest, dass man doch in der Gruppe der Teen Titans eine Art Familie gefunden hat; entweder man macht Frieden mit der Situation oder versucht Schritte der Versöhnung. Gespiegelt wird das Ganze sogar in der Welt der Schurken: der grimme Disruptor will nur seinem Vater gefallen, der ihn für einen Versager hält.

Garniert wird diese ganze Gemengelage mit zahllosen Anspielungen und Gags aus den frühen 80ern – da spielt Changeling in einer Fernsehserie namens „Space Trek“ mit, in der Gruselgeschichte um Francis Kane fühlt Cyborg sich wie in einem John Carpenter-Film, in der Russland-Episode kommt (ohne konkrete Nennung) der vermeintliche Meteor-Absturz in Tunguska zur Sprache (der dann in den X-Files prominent zu Ehren kam) – und in einer kurzen Episode veralbern die Macher Pérez und Wolfman sich sogar selbst auf der Suche nach neuen Ideen für eine Titans-Folge. Somit weitere 228 Seiten Spaß, Action und auch Nachdenklichkeit mit einem fulminanten Team, dessen TV-Inkarnation auf Netflix mittlerweile in die dritte Runde gegangen ist. Der vierte Band („In der Gewalt von Blackstar“) ist ebenfalls bereits zu haben. Dazu demnächst mehr. (hb)

Teen Titans von George Pérez, Band 3: Die Herkunft der Helden
Text: Marv Wolfman, George Pérez
Bilder: George Pérez, Romeo Tanghal
228 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
24 Euro

ISBN: 978-3-7416-2460-5

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