Swamp Thing: Geschichten aus dem Sumpf (Panini)

Dezember 17, 2021

Zeichner Bernie Wrightson und Autor Len Wein schufen Anfang der Siebziger Jahre die ungewöhnliche Figur des Swamp Thing – ein Wissenschaftler namens Alec Holland, der durch ein tragisches Unglück in den Sümpfen Louisianas zu einem Wesen wurde, halb Mensch, halb Pflanze, mit ganz besonderen „grünen“ Fähigkeiten. Die erste Swamp Thing Reihe von 1972 wurde zum Klassiker und zehn Jahre später nahm sich Kult-Autor Alan Moore dem Ding aus dem Sumpf an und führte es in „The Saga of the Swamp Thing“ zu neuen Höhen – aktuell nachzulesen in bisher zwei fetten Bänden im Rahmen von Paninis diversen Deluxe Editions (während die „Ur-Serie“ von Wein und Wrightson zur Zeit leider nicht auf Deutsch erhältlich ist). Der hier vorliegende (Sammel-)Band vereint diverse Stories aus den Jahre 2018 von 2019 und ist vor allem durch die illustre Riege seiner Autoren und Zeichner, viele davon im Horror-Segment beheimatet, einen genaueren Blick wert.

Eigentlich ist der Band zweigeteilt. Diverse Kurzgeschichten machen die erste Hälfte aus und eine fortlaufende die zweite. Los geht’s gleich mit einem Kracher: „Die Stimmen der Heiligen“. Swampy durchwandert ziellos den verschneiten Sumpf. Bei ihm ein namenloser Junge, den er vor einem ominösen Schneemonster beschützt. Die fein detaillierten, glasklaren, realistischen Zeichnungen von Jason Fabok, der gerade mit „Die drei Joker“ reüssierte, gemischt mit einem Skript des angesagten Autors Tom King (u.a. „Strange Adventures“, „Rorschach“) mit diversen filmischen Stilmitteln, beindrucken auf der ganzen Linie. Kein Wunder das das tragische Zwei-Personen-Stück 2019 als beste Kurzgeschichte mit einem Eisner Award ausgezeichnet wurde.

Danach wird es traurig. Es folgt die letzte von Len Wein verfasste Swamp Thing Story, gezeichnet von Horror-Meister Kelley Jones. Len Wein, der wie auch Bernie Wrightson 2017 starb, kam nicht mehr dazu, die Sprechblasen einzufügen, weshalb sein komplettes Skript abgedruckt ist und damit einen ganz anderen Arbeits-Einblick liefert. Eine angemessene Hommage an den Autor, der u.a. Wolverine erschuf. Zwei zeichnerisch völlig unterschiedliche Episoden beschließen die erste Hälfte des Bandes. Während „Heart-Shaped Box“ eine weitere unglückliche Beziehung Swamp Things zu einer Dame schildert – fast ganz in Grüntönen gehalten und von Frazer Irving eher gemalt als gezeichnet (das Original-Heft heißt übrigens „Young Monsters in Love“…), zeigt mit Kyle Hotz ein weiterer Horror-Experte in „Die Infektion“ seine ganze monströse, überbordende Zeichenkunst.

Der zweite Teil des Bandes wird mit einer Kurzgeschichte von zwei klingenden Namen eingeleitet: Brian Azzarello (u.a. „Batman – Damned“, „Moonshine“) und Greg Capullo (u.a. Batman, Spawn – und wer erinnert sich noch an „The Creech?“) bereiten mit einer Halloween Episode das Feld für eine Story, in der Swampy mit der geheimnisvollen Hexe Briar eine neue Begleiterin zur Seite gestellt wird. Dafür übernimmt Tim Seeley, vielen bekannt als „Hack/Slash“-Meister, das Story-Ruder, unterstützt durch Zeichnungen von Mike Perkins (bei uns durch diverse Comic-Festival Auftritte bekannt), Steve Pugh (u.a. „Animal Man“) oder „Lady Killer“ Joëlle Jones.

Die Story – man sucht und bekämpft einen gleichsam geheimnisvollen wie Unheil dräuenden, zu Anfang noch gestaltlosen „Karg“ – driftet ab und an etwas ab, inkl. skurriler Momente, doch Briars wahre Identität und Herkunft beschert dann doch allen altgedienten Swamp Thing Lesern einen wohligen Aha-Moment. Ein schöner Band mit abwechslungsreichen Geschichten um die immer wieder tragische Figur, mit einer großen Bandbreite an verschiedenen Zeichenstilen. Zusätzlich zur SC-Ausgabe bietet Panini eine auf 555 Stück limitierte Hardcover Variante. Die macht sich dann auch halbwegs gut im Regal neben den Alan Moore Deluxe-Ausgaben… (bw)

Swamp Thing: Geschichten aus dem Sumpf
Text: Tom King, Len Wein, Brian Azzarello, Tim Seeley, Mark Russell
Bilder: Jason Fabok, Kelley Jones, Greg Capullo, Mike Perkins,
Kyle Hotz, Joëlle Jones, Aaron Lopresti, Steve Pugh, Frazer Irving
212 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
22 Euro

ISBN: 978-3-7416-2497-1

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