Kanada, im Winter 1907. Das Schicksal hat James Howlett, der nun den Namen Logan trägt, übel mitgespielt (im ersten Origins Teil). Er lebt daher nun fern von allen Menschen in der Wildnis als gleichberechtigtes Mitglied einer Wolfsfamilie. Doch dann schlägt erneut das Schicksal zu, als seine ‚Familie‘ von einem verirrten und verwirrten Eisbären gemeuchelt wird. Auch sonst verbreiten sich Gerüchte über seine Existenz und schon bald machen zwei Parteien Jagd auf ihn: zum einen sind da die ‚Tierflüsterin‘ Clara, der Fährtenleser Creed und Zirkusdirektor Hugo, zum anderen der bedrohliche Dr. Essex. Das Rennen macht (vorerst) Hugo, der Logan als Freak, als Attraktion für seinen Zirkus präsentiert („Das Wunder der Neuzeit“ – King Kong lässt grüßen…). Doch Dr. Essex gibt nicht auf und schließlich landet Logan auf seinem Seziertisch wo Essex dessen Selbstheilungskräfte ergründet. Inzwischen hat Clara klare (das musste jetzt sein) Gefühle für Logan entwickelt. Sie befreit ihn aus Essex‘ Labor und gemeinsam tauchen beide unter. Bis es in New York einen Monat später zu einem erneuten Drama und damit zum großen Finale kommt – inklusive Überraschungen und Verrat – bei dem alle Beteiligten wieder mitmischen.
War es doch im allgemeinen so, dass die Herkunft (eben die Origin) von Superhelden gleich bei deren Einführung mitgeliefert wurde, verhielt es sich bei Wolverine ganz anders. Der hatte im Incredible Hulk Nr. 180 von 1974 seinen ersten Auftritt und wurde bald zum populärsten Mitglied im Mutantenstadel der X-Men. Ein Eigenbrötler, stets mürrisch und lakonisch, mit einer Vergangenheit, die erst einmal lange Zeit im Dunklen blieb und um die sich bestenfalls Legenden rankten. Klar war nur, dass er uralt sein musste. Das war’s aber auch. Über den Rest wurde spekuliert. Bis man dann 2001 in der Marvel-Chefetage ein Einsehen hatte und mit Origin eine sechsteilige Heftserie produzierte, die beinahe als Tragödie von Shakespeare’schen Ausmaßen die Ursprünge des Mutanten enthüllte. Und die natürlich ein großer Erfolg war. Berechtigterweise, lagen doch Story (von Paul Jenkins und den Marvel-Bossen Joe Quesada und Bill Jemas) und Zeichnungen (Andy Kubert & Richard Isanove) weit über dem üblichen Superhelden-Durchschnitt.
13 Jahre später folgt nun die offizielle Fortsetzung, geschrieben von Marvel-Autor Kieron Gillen, der neben Iron Man und Thor schon auf eine lange X-Men Erfahrung zurückblicken kann (u.a. X-Men: Origins). Als Zeichner wählte man Adam Kubert (Wolverine, Die Ultimativen X-Men), den älteren Bruder von Andy – beides Söhne von Comic-Legende Joe Kubert, Gründer der gleichnamigen Zeichenschule. Adam zeichnet hier anders als sein Bruder im ersten Teil. Ganz klassisch mit Tusche. Mit einer gewissen Skizzenhaftigkeit, die die rohe Ader Logans bestens herauskehrt. So ist dann auch gleich zu Beginn ein zeichnerischer Höhepunkt zu vermelden: der wortlose Kampf mit dem Eisbären ist atemberaubend in Szene gesetzt (auch farblich: es dominieren weiß und rot). Mit der rohen Kraft zweier Tiere, nur dass das eine eben ein Mensch ist.
Nachdem Origins bis auf Logans Krallen keine Superhelden-Motive beinhaltete (was erfrischend war), nähert sich der Nachfolger langsam dem Genre an. Das Wort Mutant fällt, Clara und Creed haben Kräfte und mit Dr. Essex tritt der klassische Superschurke auf den Plan: ein übler Genosse mit ebensolchen Absichten und scheinbar unbegrenzten Mitteln, Geld und Technik betreffend. Quasi ein Urahn von Lex Luthor und Norman Osborn. Nur dass als seine Handlanger mal wieder tumbe deutsche Schergen (mit Pickelhaube! Nazis geht ja nicht, da zu früh…) herhalten müssen, füttert das Klischee über Gebühr. Aber was soll’s. Wenn der Nachfolger auch nicht ganz an die erste Origin Erzählung heranreicht, macht sich doch schnell ein inhaltliches wie visuelles Lesevergnügen breit. Und die letzte Seite (Überraschung!) gibt schon einmal einen ersten Ausblick auf einen möglichen dritten Teil. Wie bei solch wichtigen Veröffentlichungen üblich, gibt es auch hier für Sammler eine auf 777 Stück limitierte Hardcover-Ausgabe. (bw)
Wolverine: Origin II
Text: Kieron Gillen
Bilder: Adam Kubert
132 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
14,99 Euro (Softcover)
25 Euro (lim. Hardcover)
ISBN: 978-3-86201-075-2 (Softcover)