Animal Man, Band 1 (DC/Panini)

November 13, 2012

Weiter geht’s im fröhlichen (hier möchte man eher meinen grimmigen) Reigen des Neustarts eines ganzen Universums, an dieser Stelle genauer gesagt DC. Wieder einmal knöpft man sich hier einen Charakter aus der zweiten Reihe vor und möbelt ihn für die New 52 gehörig auf: Animal Man erblickte schon 1965 das Licht der bunten Bilder und wurde flugs zum Mitglied der Gerechtigkeitsliga. Nach einer unheimlichen Begegnung der dritten Art (auf Deutsch gesagt, er stolpert über ein grade mal explodierendes Alien-Raumschiff) erwirbt der Stuntman Buddy Baker die Fähigkeit, jede beliebige Tier-Eigenschaft anzunehmen, indem er sich mit einer kuriosen Ursuppe namens Das Rot verbindet (bei Swamp Thing kennen wir das Grün – irgendwo gibt es bestimmt auch das legendäre Blau).

In den 80er Jahren schnappte sich dann Grant Morrison diese B-Figur und experimentierte fröhlich mit ihr durch die Gegend, bis hin zur Selbstreflexion über das Medium Comic, als er sich als Autor selbst in die Geschichten hineinschrieb (eine schicke Reminiszenz daran gibt es auch hier in Form eines Interviews mit unserem Helden).

Was Jeff Lemire (u.a. auch aktiv bei Superboy und JL Dark) uns hier kredenzt, steht den wagemutigen Aktionen des Herrn Morrison allerdings in nichts nach. Bei ihm ist Animal Man hauptsächlich Familienvater und möchte sich eigentlich nur um seine Frau und seine Tochter Maxine kümmern, als plötzlich die sprichwörtliche Hölle losbricht. Nach einem Einsatz zeigen sich auf seinem Körper seltsame Zeichnungen, er blutet aus den Augen – und weil sich das alles gar nicht gut anhört, schnappt er sich Maxine, die das besser zu verstehen scheint, und macht sich auf den Weg ins Rot, dessen Avatar er ist. Gleichzeitig machen drei fürchterbare Kreaturen, die sich als abtrünnige Animal Men herausstellen, Jagd auf Maxine, da sie noch viel mächtiger als ihr Vater zu werden verspricht. Gegen Ende kündigt sich dann ein Crossover an, als man sich auf den Weg macht, um einen gewissen Alec Holland um Hilfe zu bitten.

Diese schon ziemlich abgefahrene Story verpacken die Zeichner Travel Foreman, Steve Pugh und John Paul Leon in sagen wir mal verstörende Bilder, die teilweise die Grenze des guten Geschmacks überschreiten. In bisweilen fast surrealer Manier fallen da Körper auseinander, verformt sich das Fleisch, die Innereien kommen zum Vorschein – und die drei Biester auf den Fersen von Buddy und Maxine kündigen mit wachsender Begeisterung an, gleich wieder jemand verspeisen zu wollen (was sie denn auch öfters mal tun). Ob das nun künstlerisch wertvoll ist, ob das die Genre-Grenzen verschiebt, ob das wie Lemire selbst meint „ein bisher ungesehener Horror“ ist, „der an den Rändern des DC-Universums lauert“, oder schlicht und ergreifend einfach nur eklig rüberkommt, das muss wohl jeder für sich entscheiden. Für schwache Gemüter oder kurz nach dem Essen in jedem Falle ungeeignet. Ein wenig anders gelagert ist allenfalls der letzte Teil „Kostüme“, der in dann doch überzeugender Illusionsbrechnung einen Film enthält, in dem Schauspieler Buddy Baker die Hauptrolle des glücklosen Helden Red Lightning spielt. Der vorliegende Band enthält die US-Animal Man-Ausgaben 1 bis 6, die von November 2011 bis April 2012 erschienen. (hb)

Text: Jeff Lemire
Bilder: Travel Foreman, John Paul Leon
132 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
16,95 Euro

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