Jugend forscht bekanntlich, und Schüler experimentieren. Beides hört Richard Grayson gar nicht gerne: als Robin möchte er durchaus mehr sein als nur der jugendliche Sidekick an Batmans Seite. Deshalb greift er auch immer wieder mal gerne selbst ins Geschehen ein, wie bei einem Hochhausbrand, bei dem sich allerdings Absonderliches zuträgt: plötzlich sieht er sich in ein futuristisches Gebäude versetzt, dass offenbar das neue Hauptquartier der doch eigentlich aufgelösten Teen Titans zu sein scheint. Prompt nimmt ihn Wonder Girl in Empfang, dicht gefolgt von Wally West als Kid Flash, einem Beast Boy, der darauf besteht, ab sofort Changeling genannt zu werden, dem grimmigen Cyborg und einer rätselhaften goldenen Dame, die man Starfire nennt. Eine ebenso ansehnliche Holde namens Raven orakelt dann, sie habe die Titans wieder zusammengebracht, um eine universelle Gefahr für den Planeten zu vereiteln – was dem Trupp dann auch mit vereinten Kräften gelingt, als in einem Wolkenkratzer ein Wissenschaftler ein Dimensionstor nicht mehr zukriegt.
Prompt sieht sich Robin in seine Realität zurückversetzt und glaubt schon, nur geträumt zu haben – aber Fehlanzeige: Raven erscheint ihm wieder und bittet ihn, die Teen Titans wieder zu versammeln, was auch spielend gelingt. Wird auch höchste Zeit, immerhin wird das Gebäude der vereinten Nationen zum Schauplatz einer ordentlichen Alien-Invasion, die man erfolgreich zurückwirft. Das Kroppzeug, die Chrga, haben sich die goldene Dame mit Namen Koriand’r unter den Nagel gerissen, die man in dem Zuge befreit, allerdings auch die Wohnung eines gewissen Grant Wilson zerdeppert. Dem kommt es daher ganz gut zupass, dass die Schurkenorganisation Hive einen Handlanger sucht, um die Titans auszumerzen: mit enormen Kräften ausgestattet, geht er als Ravager auf die Truppe los. Das Ganze entpuppt sich allerdings als abgekartetes Spiel, das nur dazu dienen soll, dass Grants Papa Slade Wilson in seiner Rolle als Deathstroke, der Terminator, auch für Hive ins Geschehen eingreift, ohne sein übliches Honorar aufzurufen – wobei Grant zu Tode kommt und Deathstroke ewige Rache schwört.
Eine richtige Pause bekommen die Titans ohnehin nicht, denn mit den Fearsome Five unter der Führung des Lumpensohns Dr. Light attackiert gleich die nächste Schurkentruppe. Auch das geht schief, und so sieht sich Raven gezwungen, endlich auszupacken: sie ist die Tochter von Arella, der Königin des Tempels von Azarath, die vom fiesen Dämon Trigon missbraucht wurde, der ganze Welten und Universen aus purer Boshaftigkeit zerstört. Raven entsprang dieser ungewollten Verbindung als Tochter und trägt somit die Saat des Bösen in sich – weshalb die Gerechtigkeitsliga, allen voran die Zauberin Zatannah, ihr nicht über den Weg traute und sie sich an die Titans wandte. Aber da scheint alles schon fast zu spät: die Dimensionstore öffnen sich, und Trigon bricht über die Erde her wie die Apokalypse selbst…
Als Marv Wolfman Anfang der 80er von Marvel zu DC wechselte, schlug er vor, eine alte Serie wiederzubeleben, an der er schon einmal in den 60ern gearbeitet hatte: zusammen mit Len Wein konnte er damals als Comic-Neuling eine Ausgabe der „Teen Titans“ schreiben und bemüht sich schon dort, mehr Facetten als reine Sidekick-Abenteuer ins Geschehen zu bringen. Beim Relaunch der Serie legte er mit George Pérez denn auch großes Augenmerk auf Charakterisierung und durchaus düsterem Storytelling. Alle Mitglieder der New Teen Titans – vor allem die neu hinzukommenden – hatten ein mehr oder weniger gestörtes oder sogar traumatisches Verhältnis zu ihren Eltern: Dick Grayson litt unter der Übermacht Batmans, Cyborg hasste seinen Vater dafür, in eine menschliche Maschine verwandelt worden zu sein, Starfire wurde von ihren Eltern an Sklavenhändler verkauft, Raven verabscheute ihren dämonischen Vater – und so weiter.
Somit ergab sich als Leitmotiv der Generationskonflikt, das Aufbegehren gegen die Ordnung und vor allem gegen die „Haupthelden“ des DC-Universums, das sich in Ausgabe 4 dann folgerichtigerweise als offener Kampf gegen die Gerechtigkeitsliga entlud. Nach dem Intermezzo mit dem ebenfalls in den Seiten der New Teen Titans erstmals auftretenden Deathstroke (hier noch als Terminator geläufig, später nicht zuletzt durch die TV-Serie „Arrow“ zu Ruhm und Ehre gekommen) wird es dann furios interdimensional, mit einem Dämon, der es locker mit dem Steppenwolf der Gerechtigkeitsliga und Thanos der Rächer aufnehmen kann. Somit lieferten Wolfman und sein Zeichenkumpan George Pérez eine inhaltliche Tiefe ab, die weit über die oft eher harmlosen Ausritte der Sidekicks hinausgingen und der Serie ein durchaus langes Leben bescherte, das sich über 16 Jahre und 250 Ausgaben erstreckte, die allesamt aus Wolfmans Feder stammten (Pérez legte den Zeichenstift bisweilen zur Seite, z.B. bei Ausgabe 5, die Curt Swan wunderbar klassisch inszenierte).
Passend zur TV-Fassung, die unter dem schlichten „Titel Titans“ aktuell über die Streaming-Bildschirme daheim flimmert, bringt Panini hier in einem fetten Sammelband die ersten 8 Ausgaben der „New Teen Titans“ von 1980, ergänzt um eine Teen Titans Preview, die im Oktober 1980 in der Reihe „DC Comics Presents“ schon einmal einen ersten Teaser setzte, und einer Pin Up-Galerie für jeden Charakter. Eine auf 333 Stück limitierte Hardcover-Variante ist ebenfalls noch erhältlich.(hb)
Teen Titans von George Pérez – Der Anfang
Text: Marv Wolfman
Bilder: George Pérez, Curt Swan
244 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
20 Euro
ISBN: 978-3-7416-2022-5