Vaterfreuden haben es durchaus in sich. Das merken auch zwei Herren mit durchaus eigener Auffassung von Recht und Ordnung: auf der einen Seite unser Mitternachtsdetektiv, der in den Worten seines langjährigen Gefolgsknaben Tim Drake einfach digital funktioniert: überschreite eine Grenze, und er macht Dich platt. Auf der anderen Seite Slade Wilson, bisweilen besser bekannt als Deathstroke: ein Auftragskiller, der einfach nur den Job macht, den sonst niemand erledigen will. Eigentlich hat man ja wenig miteinander zu tun, aber als bei einem Einbruch in eine Bank nicht nur Unterlagen eines asiatischen Drogenbarons gestohlen werden, sondern auch ein Umschlag für Batman (postlagernd bei Polizeichef Gordon) hinterlassen wird, steigt die Spannung. Denn niemand anders als die liebe Talia al Ghul schreibt da und sendet Batsie vermeintliche Beweise, dass nicht er der Vater des gemeinsamen Sohns Damian ist – sondern eben Slade Wilson.
Das will Batman genauer wissen und stellt Deathstroke kalt, bis die Sache geklärt ist. Versucht er zumindest. Denn Slade denkt gar nicht daran, seine Aufträge nicht mehr auszuführen: er geht dem Drogenbaron genauso an die Kehle wie dem alten Justice Experience-Recken Ace Masterson. Damian, der auf einem Handy eine alte Videobotschaft seines Robin-Vorgängers Tim Drake findet, die ebenfalls seine Herkunft anzweifelt, wirft sich schließlich selbst in die Bresche und schließt sich dem vermeintlichen neuen Herrn Papa an – natürlich nur um herauszufinden, was zum Teufel denn hier eigentlich los ist, was Slades Sohn Jericho eher mittelprächtig in den Kram passt. Und im Hintergrund wirken die beiden Mentoren Alfred Pennyworth und William Wintergreen, die an den Geschicken ihrer Schützlinge durchaus interessiert sind…
Ein krachiges Crossover erwartet uns hier, noch aus der Phase, als das Bat-Universum mit Söhnen, in Zeitströmen verschollenen ex-Robins und anderen Gesellen bevölkert und die Chose somit teilweise recht verwirrend war. Die Story, die Christopher Priest ausbreitet, springt dabei munter von diversen Vater/Sohn-Konflikten (dazu zählen nicht nur die Batman/Damian und Deathstroke/Jericho-Beziehungen, sondern auch natürlich auch die „Ziehväter“ Alfred und William) hin zu knalligen set pieces, in denen sich die Protagonisten und diverse Zaungäste wie Ace Masterson, Nightshade und Slades ex-Frau ein Stelldichein geben.
Dazu kommen noch Autoritätsgerangel (alter vs. neuer Robin) und die üblichen Psycho-Spielchen, die sich irgendwie nicht ganz zu einem stimmigen Gesamtwerk fügen wollen – die innere und äußere Handlung bleibt teilweise recht unverbunden nebeneinander stehen. Aber dennoch bietet sich genügen Gelegenheit für ordentliche Deathstroke-Action, dass alle Freunde des Meuchlers – mittlerweile weithin bekannt aus den TV-Abenteuern und Arrow und aus der Post-Credit-Scene des Justice League-Kinospektakels – auf ihre Kosten kommen sollten. Der vorliegende Band bringt die komplette Storyline „Deathstroke vs. Batman“, die sich 2018 durch die Ausgaben 30-35 der US-Deathstroke-Serie zog, und liefert somit ein sich geschlossenes Vergnügen. (hb)
Batman vs. Deathstroke
Text: Christopher Priest
Bilder: Carlo Pagulayan, Larry Hama, Ed Benes
132 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
15,99 Euro
ISBN: 978-3-7416-1289-3