Entspannung sieht auch irgendwie anders aus. Da haben sich die Teen Titans gerade neu sortiert, die Herkunft ihres Neuzugangs Koriand’r geklärt und den Papa von Raven, den fiesen Trigon, erst mal Mores gelehrt. Aber anstelle sich zu erholen, geht es gleich wieder ans Eingemachte: der gesamte Vorstand von Dayton Industries, des Firmenkonglomerats von Changelings Stiefvater Steve Dayton, scheint zur Zielscheibe von perfiden Attacken zu werden. Als man die Titans um Hilfe ruft, kristallisiert sich alsbald eine Theorie heraus: Dayton hatte einen Werkstoff namens Promethium entwickelt, das sich selbst erneuert und auch als Grundbestandteil für Bomben eine verheerende Wirkung entfalten würde. Die Lumpenorganisation Hive hätte dieses Material allzu gerne in Händen und nutzt dazu als Maulwurf einen gewissen Jordan Weir. Als genialer Bastler hatte Weir unter seiner Superschurken-Persona Puppet Master schon diversen Helden das Leben schwer gemacht und soll nun das Promethium stehlen. Dabei bringt er kurzzeitig auch die Titans in seine Gewalt, aber mit vereinter Vibrations-Kraft von Wally West verweist man den Puppenspieler in seine Schranken.
In einer kurzen Erholungspause nimmt Changeling Gar Logan die Spur seines Stiefvaters auf, der sich als ehemaliger Chef der Doom Patrol auf die Suche nach den Mördern seines früheren Teams gemacht hat, der irgendwo in Afrika zu weilen scheint. Aber schon steht der nächste Kandidat auf dem Plan: Slade Wilson alias Deathstroke, hier noch bekannt als Terminator, reißt sich die Pläne für das Promethium unter den Nagel und plant eine Versteigerung an die meistbietende Terror-Organisation. Zum Beweis der Funktionsfähigkeit entführt er Cyborgs neue Freundin Sara Simms, um die Titans zu einer Demonstration des Teufelszeugs zu zwingen. Auch aus dieser Konfrontation gehen unsere Freunde siegreich hervor, aber vor seiner Flucht erschießt Deathstroke flugs noch Gar Logan. Entsetzt machen sich die Titans auf den Weg in Richtung zur einzig verbleibenden Rettung: auf Dianas Heimat, der Paradiesinsel der Amazonen, setzt man Gar den heilenden Kräften des Purpurstrahls aus.
Während die Herren der Schöpfung aufbrechen in Richtung Afrika, bricht im vermeintlichen Paradies die sprichwörtliche Hölle aus: der gefallene Titan Hyperion befreit sich aus dem Tartaros-Gefängnis. Sonnengott Hyperion bezirzt (anderer Mythos, gleiches Vorgehen) Wonder Girl und erweckt seine noch versteinerten Kollegen wie Kronos, Rhea und Okeanos zu neuem Leben. Die wilde Bande stürmt in Richtung Olymp und greift dort ruchlos ihre Kinder an, vorgeblich, um ein neues goldenes Zeitalter anbrechen zu lassen. Dagegen hat allerdings die gute Athene so einiges einzuwenden, die mit Königin Hippolyta und ihren wehrhaften Amazonen Zeus zu Hilfe eilt – und Kronos damit konfrontiert, dass sein gelobtes neues Zeitalter damit einhergeht, den freien Willen der Menschheit zu brechen, worauf dieser sich kleinlaut geschlagen gibt und wieder Ruhe auf dem Olymp einkehrt. Einstweilen nehmen die männlichen Abgesandten der Titans im Dschungel Ugandas die Spur von Robot Man auf, dem letzten Überlebenden der Doom Patrol, und stoßen tatsächlich auf ein geheimes Hauptquartier von Madame Rouge und General Zahl, in dem auch Steve Dayton gefangen gehalten wird…
In den hier versammelten Ausgaben 9-16 (erschienen 1980/1981) der furiosen Neuauflage der Teen Titans legen George Pérez und Marv Wolfman den Fokus zunächst auf zwei kürzere Abenteuer, die in der Mär um den Puppetmaster auf eine Figur zurückgreift, die schon in Green Lantern 1 von 1960 auftrat und später als Puppeteer marodierte. In der kleinen Fortsetzung dazu darf dann wieder der hier noch Terminator benannte Deathstroke ran, den Pérez und Wolfman schon in Ausgabe 2 ihrer Serie erstmals eingeführt hatten. Schon in diesen beiden Kapiteln stehen nicht zuletzt die persönlichen Konflikte und Befindlichkeiten unserer Helden im Mittelpunkt, so etwa Wally Wests Schwanken zwischen Heroismus und Privatleben oder auch Cyborgs nicht ganz reibungsfreies Verhältnis zu seiner Existenz als kybernetischem Organismus. Vor allem aber Gar Logan und Diana Troy kommen zu Ehren: Gar hadert mit seinem Schicksal als designierter Unternehmenslenker, der eigentlich viel lieber als Teenager umhertollt und wissen will, was mit seinem verschwundenen Stiefvater eigentlich geschehen ist.
Donna wird mit ihrem Erbe als Amazone der Paradiesinsel konfrontiert, das im krassen Gegensatz zu ihrer aufkeimenden Zuneigung für einen „normalen“ Erdenbürger steht – Wonder Woman und Colonel Trevor lassen grüßen. Dabei spiegeln sich diverse Figurenkonstellationen geschickt: so etwa hat ja auch schon Raven ihre magischen Kräfte dazu benutzt, Kid Flash zu umgarnen, was die Beziehung der beiden erheblich belastet. Das durchgängige Thema der problematischen Vaterbeziehung klingt vor allem bei Gar durch, der unumwunden zugibt, dass er nie sonderlich viel mit seinem Stiefvater anfangen konnte, der ihn nur widerwillig adoptiert hat – eben wie auch Cyborg seinem Vater nie so richtig für seine „Rettung“ als Maschinenmensch verziehen hat. Spektakuläres Zentrum des Bandes ist aber natürlich die treffenderweise „Clash of the Titans“ betitelte Storyline um den Krieg um den Olymp, der ähnlich mythisch-epische Züge aufweist wie die Trigon-Saga in den ersten Heften. So konfrontieren Wolfman und Perez ganz bewusst auslandende Helden-Action mit sehr persönlichen Fragestellungen, was den Reiz der Reihe ausmacht (und was sich auch durchaus folgerichtigerweise in der achtbare TV-Umsetzung „Titans“ wiederfindet). Somit ein weiteres massives Kompendium der jüngeren Comic-Historie, das weit mehr bietet als reine Sidekick-Ausflüge. (hb)
Teen Titans von George Pérez, Band 2: Die Bruderschaft des Bösen
Text: Marv Wolfman, George Pérez
Bilder: George Pérez
236 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
25 Euro
ISBN: 978-3-7416-2245-8