X-Men Legends, Band 1 (Panini)

Oktober 7, 2021

Eine absolute Hochphase von Marvels X-Men waren sicher die 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Das Highlight des Booms rund um die Mutantentruppe – lange vor dem ersten Film, der im Jahre 2000 entstand – war die neue X-Serie (die adjektivlose) von Jim Lee und Scott Lobdell, die ab Oktober 1991 erschien und deren Nummer 1 samt fünf Variant-Covern mit über acht Millionen Exemplare bis heute als das meist verkaufte Comicheft aller Zeiten gilt. Die neue Reihe „X-Men Legends“, deren erster Band nun vorliegt (mit vier US-Heften), setzt nun genau in dieser Hochphase an und bringt Geschichten, die sozusagen zwischen einzelnen Heften und Episoden von damals passiert sind. Sozusagen ein Trip in alte Zeiten mit neuen Stories. Noch ein reizvolles Detail: Die Abenteuer werden von den gleichen Autoren und Autorinnen verfasst wie damals.

Den Auftakt macht der Zweiteiler „Das feurige Blut“, geschrieben von Fabian Nicieza, der seinerzeit die X-Men Reihe von Lobdell/Lee übernahm: Die Großeltern der Brüder Summers (Cyclops und Havok) werden von den außerirdischen Shi’Ar entführt. Hilfe suchen die beiden bei Adam-X, ein Shi’Ar-/Mensch-Hybrid, der auf der Erde einen Rückzugsort gefunden hat. Adam-X steht dann auch im Mittelpunkt der Handlung, die seine Herkunft nach und nach enthüllt und gleichzeitig die komplexen Familienverhältnisse der Summers bereichern wird (neben den Großeltern ist auch noch Vater Summers alias Corsair mit von der Partie). Etwas sprunghaft geschrieben, stehen die Zeichnungen von Brett Booth mit ihrer rasanten, feinen Strichführung, die in Action-Sequenzen besonders zur Geltung kommt, ganz in der Tradition, die damals Künstler wie Jim Lee, Brandon Peterson oder Marc Silvestri begründet hatten. Zeitlich folgt die Story auf X-Men #39, das im Dezember 1994 erschien. Ein Familienstammbaum der Summers erhellt am Ende der Story auch die Unwissenden.

Die zweite Story spielt vor X-Factor #43 vom August 1989: Die fünf ursprünglichen X-Men haben sich als X-Faktor zusammengetan. Ihre „Zentrale“ ist das Raumschiff „Schiff“, das ein Bewusstsein hat und einst dem unsterblichen Mutanten Apocalypse gehörte (und der in Louise Simonsons Heft 6 sein Debut feierte). Plötzlich beginnt Schiff sich gefährlich zu verändern und als dann noch ein riesiger Roboter angreift, hinter dessen Erscheinen natürlich Apocalypse steckt, wird die Lage des Teams kritisch… Die Autorin der beiden Hefte ist Louise Simonson. Die Zeichnungen stammen von ihrem Mann Walt, dessen Thor Run (samt „Erfindung“ von Beta Ray Bill) bereits legendär ist (und bei uns leider noch immer nicht in Gänze veröffentlicht!). Walt Simonsons Stil unterscheidet sich mit seinen klaren, strengen Linien (aber mit Kirby-Dots!) und den klobigen Soundwords, die als Stilmittel bewusst eingesetzt werden, fundamental von dem Brett Booths. Zum Verständnis von Handlung und Zusammenhängen sind hier einige Vorinformationen von Nöten, die im Vorwort des Bandes auch vermittelt werden. Insgesamt kann man den Auftakt, der auch als Variant erhältlich ist, als gelungenes Experiment werten, das als Hommage erfolgreich an alten X-Men Zeiten erinnert. (bw)

X-Men Legends, Band 1: Der letzte Summers
Text: Fabian Nicieza, Louise Simonson
Bilder: Brett Booth, Walt Simonson
108 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
13 Euro

ISBN: 978-3-7416-2375-2

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