Spaß, Enttäuschung und Hoffnung schwingen immer mit, wenn man heutzutage auf die Historie der Asterix Reihe blickt. Spaß, weil Autor René Goscinny mit seinen Gags und Einfällen es auf einzigartige Weise verstand, eine Leserschaft aus allen Generationen anzusprechen und zu begeistern. Enttäuschung, weil Zeichner Albert Uderzo es – auch schon beinahe einzigartig – verstand, nach Goscinnys plötzlichem Tod von Album zu Album die Serie Story-technisch immer mehr an die Wand zu fahren. Und Hoffnung, weil das neue Kreativteam (Autor Jean-Yves Ferri und Zeicher Didier Conrad) sich redlich und zum Teil auch erfolgreich bemüht, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen, zuletzt mit Band 37: „Asterix in Italien“. Aber wir alle wissen, wie verheißungsvoll die Asterix-Historie begann. Nämlich mit „Asterix der Gallier“. Und da heuer vor 50 Jahren erstmals die Serie als Album bei Ehapa veröffenlicht wurde (zuvor gab es ja die Kauka-Verhunzung und dann der Vorabdruck in Ehapas MV Comix), nimmt der Verlag (jetzt Egmont) dies zum Anlass, eine um acht Seiten erweiterte Jubiläumsausgabe des Erstlings auf den Markt zu bringen.
Die Story ist bekannt: um herauszufinden, warum die unbeugsamen Gallier so stark sind und dadurch den umliegenden römischen Lagern des Leben so schwer machen, schleust Gaius Bonus, seines Zeichens Zenturio des Lagers Kleinbonum, einen Spion in das Dorf der Gallier. Caligula Minus, so der passende Name des armen Tropfes, wird bald von Asterix und Obelix aufgegriffen und fliegt zwar schnell auf, darf aber vorher vom Zaubertrank des Druiden Miraculix kosten und kann deshalb problemlos fliehen. Um hinter das Geheimnis des Tranks zu kommen, lässt Gaius Bonus den Druiden entführen. Der denkt jedoch nicht daran, das Rezept zu verraten und als Asterix zu seiner Befreiung in das Lager eindringt, geht der Spaß erst so richtig los und wird für die Römer zu einer wahrhaft haarigen Angelegenheit. Bis Cäsar höchst persönlich eingreift…
Inhaltlich zeugt der Band bereits von einer erstaunlichen Reife. René Goscinny war beim Erscheinen des Asterix Debuts (1959) ein erfahrener und vielbeschäftigter Autor und arbeitete auch schon mit Uderzo zusammen. Sein Szenario bereitete er stets auf Genaueste vor und zum Timing der Story und zur Platzierung der richtigen Gags am richtigen Ort hatte er einfach das wunderbare Talent. Die Essenz ist da, doch noch ist nicht alles an seinem Platz: Obelix kommt lediglich eine größere Nebenrolle zu – Asterix bestreitet den zweiten Teil des Albums als Solo-Abenteuer. Idefix fehlt noch ganz, wie auch der kultige Running Gag mit den Piraten („Der Rote Korsar“). Auch Nebenfiguren, wie Troubadix oder Methusalix fehlen noch oder werden nur kurz skizziert. Anderes ist von Beginn an vorhanden: die altklugen Latein-Sprüche der Römer, die sich gerne verhauen lassen. Obelix‘ Hinkelsteine und am Ende das Wildschweingelage. Auch zeichnerisch sind die Hauptfiguren noch nicht voll ausgereift. Vor allem Obelix wurde mit der Zeit fülliger und auch Asterix konnte Uderzo noch nicht sein Finales Aussehen verpassen.
Interessant auch die Veränderungen in der Präsentation, die das Album über die Jahre erfuhr: inzwischen wurde die Kolorierung überarbeitet und verfeinert (man beachte den Vergleich mit der im Zusatzteil abgedruckten ersten Seite aus dem Pilote-Magazin), die Zeichnungen an sich restauriert. Das ursprüngliche Cover wurde längst von Uderzo (inzwischen 91 Jahre alt) modernisiert und gottlob verzichtet man in der Deutschen Fassung schon seit Jahren auf das anfangs verwendete, kalte und unflexible Maschinen-Lettering. Auch hier zeigt die erste Pilote-Seite, wie Handlettering auszusehen hat. Der Zusatzteil (Acht Extra-Seiten) skizziert noch einmal die Genese des Helden im französischen Bobigny, östlich von Paris. Eine Skriptseite von Goscinny ist abgebildet und die Anfänge der Reihe in Deutschland werden geschildert, inkl. der unsäglichen Kauka-Version (als „Siggi und Babarras“), aufgrund der Goscinny extrem misstrauisch wurde, was eine Deutsche Veröffentlichung betraf und weshalb sich die designierte Übersetzerin Gudrun Penndorf ihm persönlich vorstellte. Die anschließende Erfolgsgeschichte kennen wir alle. Die Jubiläumsausgabe von „Asterix der Gallier“ ist seit dem 4.10. bei Egmont Ehapa erhältlich. (bw)
Asterix, Band 1: Asterix der Gallier (Jubiläumsausgabe)
Text: René Goscinny
Bilder: Albert Uderzo
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Egmont Comic Collection
7,50 Euro (Softcover-Ausgabe)
15 Euro (gebundene Ausgabe)
ISBN: 978-3-7704-4043-6 (gebundene Ausgabe)
ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2018 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO