World War Hulk (Panini)

November 6, 2016

World War Hulk (Panini)

„They have an army! – Yes, but we have a Hulk“. Dass mit dem großen grünen Wüterich niemals gut Kirschen essen ist, das hat spätestens seit diesem coolen Spruch aus dem ersten Avengers-Film auch der letzte verstanden. Es reicht ja schon, wenn er wütend wird, dann heißt es Hulk Smash, und dann gehen allerlei Dinge zu Klump. Nicht auszudenken also, wenn man ihm wirklich übel mitspielen würde, wie etwa wenn man sein Leben zerstört und der Unhold dann auf einen Rachezug geht, der apokalyptische Ausmaße annimmt. Darüber hätten Iron Man, Reed Richards, Black Bolt und Doktor Strange vielleicht kurz nachdenken sollen, als sie den Hulk in eine Falle lockten und dann per Raumschiff von der Erde verbannten, nachdem sein Verhalten dort nicht mehr ganz sozialverträglich war. Denn das Exil lief ein wenig schief: anstelle auf einer verlassenen Welt landete der Hulk auf dem wilden Planeten Sakaar, wo er erst Sklave, dann Gladiator und schließlich geliebter Herrscher wurde.

In Caiera fand er sogar eine Gefährtin, mit der zusammen er ein Kind erwartete – bis die Katastrophe einsetzte: das Raumschiff, in dem man den Hulk ins All geschossen hatte, explodierte und löschte nahezu alles Leben auf Sakaar aus, inklusive der neuen Familie des Hulk. Der kennt seitdem nur noch ein Ziel: Rache. Rache an denen, die er für sein Unglück verantwortlich macht, und gegen die er gnadenlos vorgeht. Als erster muss Black Bolt Bekanntschaft mit dem heiligen Zorn machen: mächtiger als jemals zuvor taucht der Hulk auf dem Mond, der Heimat der Inhumans, auf und fordert Black Bolt heraus. Nicht einmal die allmächtige Stimme des Inhuman-Anführers kann gegen die maßlose Kraft des Gamma-Wesens etwas ausrichten: der Hulk verdrischt Bolt nach allen Regeln der Kunst und zieht weiter Richtung Erde. Dort lässt er sein Raumschiff über New York schweben und sendet eine erschütternde Botschaft Richtung Bevölkerung: er gibt den Menschen 24 Stunden Zeit, Manhattan zu verlassen, dann will er seine Vergeltung. Als die Stadt weitgehend leergefegt ist, wirft sich als erster Tony Stark, der sich die Hauptschuld an der Malaise gibt, dem Unhold entgegen – aber selbst die Hulkbuster-Rüstung bietet keinen Schutz gegen den Ansturm des Wüterichs.

Das limitierte Hardcover: 444 Stück; 39 €

Das limitierte Hardcover: 444 Stück; 39 €

She-Hulk Jennifer Denvers hält ihn gemeinsam mit den Inhumans auf, bis Reed Richards sein Glück versucht – versteckt hinter einer Projektion von Sentry nähert sich Mr. Fantastic, schließlich ist Sentry der einzige, der den Hulk beruhigen und im Raison beibringen kann. Aber der Hulk durchschaut das Spiel und zieht Stretcho die Ohren lang, bevor auch die restlichen FV inklusive Fackel und Ding scheitern. Die nächste Runde geht dann immerhin kurzzeitig an Dr. Strange, dem es gelingt, in den Geist des Hulk einzudringen und ihn zumindest auf der Astralebene in Bruce Banner zurück zu verwandeln. Nachdem die Helden der Erde weitgehend geschlagen sind, springt gleichzeitig Hulks alter Lieblingsfeind General Ross in die Bresche und pfeffert ihm Adamantium-Geschosse um die Ohren – aber auch das geht gehörig in die Hose, Dr. Strange und Ross beißen sich genauso die Zähne aus wie alle anderen vorher. Als die einzig verbleibende Rettung Sentry die Rufe des Präsidenten geflissentlich ignoriert, sieht es langsam reichlich trübe aus für die Welt…

„Mit großer Kraft kommt große Verantwortung“, dieses gute alte Spidey-Motto wird hier zitiert und als enorm schwierig entlarvt: was tun, wenn die Kraft unendlich wird und die Verantwortung damit nicht mehr zu tragen? Wie geht man mit einer Urgewalt um, die in Notsituationen gerne genutzt wird, aber eigentlich ungeliebt und letzten Endes unkontrollierbar ist? Bis zurück zu den ersten Anfängen führt der Hulk seine Widersacher da, von Anfang an haben sie ihm misstraut, sei es, als Loki sein Ränkespiel mit den Rächern trieb, oder auch das Phantom-Alien, das sich als grüner Unhold ausgab – allzu gerne glaubte man stets daran, dass der Hulk ein Monster ist, dem nicht zu trauen ist. Rücksichtslos entledigt man sich einer Macht, die einst Freund genannt nun ausgedient hat, weil die Kollateralschäden zu hoch sind – aber ist das nicht die eigentliche Unmenschlichkeit, die die so genannten Helden da begehen? Anstelle einer fröhlichen Krawall-Orgie stehen hier also durchaus Fragen von Recht und Gerechtigkeit im Raume, von der Rechtmäßigkeit extremer Maßnahmen – für die in erster Linie General Ross eintritt – und von der Heuchelei, den Hulk gerne anderen Dimensionen und Völkern aufzuhalsen.

Gibt es einen Casus Belli, fragt da zu Recht She-Hulk symbolisch für die politische Realität: lässt sich Gewalt rechtfertigen, oder zeitigt die nur Gegengewalt? Die Rachesaga, auf die Peter David und Greg Pak den grünen Hünen 2007 in der Miniserie „World War Hulk“ schickten, geizt dabei natürlich nicht mit brachialer Action: immer wieder arbeitet das Geschehen auf große Konfrontationen hin, seit es mit dem Hulkbuster oder mit General Ross, die Gelegenheit zu atemberaubenden Inszenierungen geben, bei denen vor allem John Romita Jr. (Kick-Ass u.a.) brilliert, mit dem für ihn typischen, leicht kantigen Stil, der die Urgewalt und Geschwindigkeit des Schlagabtauschs gerne in verwischten Zeichnungen spiegelt. So kann ein Mega-Event auch gelingen: nicht vertrackt und „alles revolutionierend“, sondern episch, epochal, und einfach nur smashing! Der vorliegende, fette Band versammelt auf mehr als 280 Seiten erstmals in einer Ausgabe die US-Hefte „World War Hulk“ 1-5 sowie den Prolog „Worldbreaker“ und den „Aftersmash“. (hb)

World War Hulk
Text: Peter David, Greg Pak
Bilder: Lee Weeks, John Romita Jr., Rafa Sandoval
284 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
19,99 Euro

ISBN: 978-3-95798-867-6

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