FF, Band 1 (Marvel/Panini)

März 19, 2012

Think big! Mit diesem treffenden Motto könnte mal die Abenteuer von Marvels First Family, auch die Fantastischen Vier genannt, umschreiben. So auch bei diesem Serien-Neustart. Denn schon fast standardmäßig steht das Ende der Welt auf dem Spiel.

Doch zuerst einige Worte zum Status Quo im Baxter Building: Johnny Storm, die Fackel ist tot. Die Restmitglieder, geschockt ob des schweren Verlustes, können so nicht weiter machen. Man löst sich auf, um eine Stiftung ins Leben zu rufen: Die Future Foundation. Garniert wird die einschneidende Veränderung mit neuen Outfits, neuem Logo und neuem Mitglied: Ausgerechnet Spider-Man, der auch schon die Rächer beglückt, wird an Bord geholt.

So. Ausgangslage bekannt. Und jetzt geht’s rund, wie Ben Grimm in seinen besten Tagen zu sagen pflegte. Denn Valeria, Sue und Reeds kleine Tochter, präsentiert einen kuriosen Gast: Doktor Doom, gern gesehener Erzfeind der Truppe. Der muss per Persönlichkeitstransfer mit seinem Sohn zuerst wieder hergestellt werden (sparen wir uns Reeds Erläuterungen dazu…), um eine höhere Aufgabe anzugehen: Ganz offiziell Reed zu besiegen. Falsch – die Reeds aus verschiedenen Universen, die durch Valeria auf der Erde gestrandet sind und wieder zurück wollen. In ihren jeweiligen Universen waren sie allmächtig und wurden daher von den Göttern vertrieben. Der Preise für eine Rückkehr: die Vernichtung der Erde. Yes! Think big!

Eine wahrhaft würdige Story für die Fantastischen Vier. Wie groß der Bogen gespannt wird, erkennt man dadurch, dass Schurken wie Doom oder Diablo angeheuert werden um die Reeds zu bekämpfen (man fragt sich zuerst, wie?). Verkehrte Welt, aber eine originelle Idee. Und dann wird Atlantis in Spiel gebracht (Sue ist dessen Regentin). Und klassische Gegner, wie Annihilus (gut, nur kurz) oder der Maulwurf mischen ebenfalls mit.

Der Titel der neuen Reihe ist klugerweise ein Platzhalter. So kann sich der Leser aussuchen, für was die Buchstaben stehen sollen: Fantastic Four, Future Foundation oder First Family. Und Marvel bleibt mit dem Titel doch noch auf vertrautem Terrain. Das Anheuern Spider-Mans hingegen ist ein echter PR-Schachzug der Macher. Nicht nur in Deutschland, auch in den USA verkauft sich stets das gut, wo Spider-Man drin ist. Dass das mit dem Image von Marvels Lieblingshelden konträr läuft (Peter Parker, der arme Schlucker, mischt ja schon bei den Rächern mit), scheint erneut niemanden groß zu stören.

Dann ist da noch die Masse an (meist jugendlichen) Charakteren, die als Mitglied der Future Foundation das Baxter Building bevölkern. Neben den beiden Kindern von Reed und Sue sind das u.a. deren Mündel, alles Jungvolk. Das schafft bei der jungen Leserschaft Identifikationsfiguren und stellt eine Gruppe dar, die den X-Men nicht ganz unähnlich ist. Klar, eine Annährung in Form von Ähnlichkeiten mit den X-Men oder den Rächern macht Sinn. Denn es wird vorerst keinen neuen FF-Film geben. Da ist es gut, wenn man versucht, im Fahrwasser der aktuellen oder kommenden Kinofilme (Relaunch von Spider-Man, der kommende Avengers-Film, der bereits erfolgreich gelaufene X-Men: Erste Entscheidung) zu schwimmen und so geschickt Popularität abzugreifen.

Was gar nicht nötig ist, denn hat man das jugendliche Getümmel akzeptiert und die Story verinnerlicht, macht die Reihe durchaus Spaß und offenbart einiges an Potential. Und einige typische FF-Elemente, wie ein grummelnder Ben Grimm, sind ja nach wie vor dabei. Die hervorragenden, realistischen  Zeichnungen orientieren sich auch in der Farbgebung an Bryan Hitchs Arbeiten an der Vorgänger-Serie. Denken wir mal groß mit und geben den neuen FF (der eher unspektakuläre Titel des Bandes lautet ‚Fantastischer Neuanfang‘) eine Chance. Wer weiß schon, wie lange die Fackel wirklich tot bleibt. Denn bekanntlich kommen alle wieder. Bis auf Gwen Stacy. (bw)

Text: Jonathan Hickman
Bilder: Steve Epting, Barry Kitson
124 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
14,95 Euro

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