Wieder einmal rekrutiert Amanda Waller im Rahmen einer Geheimoperation Super-Knackis aus der zweiten Reihe für eine Task Force X – landläufig auch als Suicide Squad bekannt. Als Kopf der Truppe hat sie Red Hood auserkoren, der als Robin Jason Todd einst Batmans Sidekick war, dann durch die Hand des Jokers (und durch das Votum der Leser) starb und später in einer Lazarusgrube wieder zurück ins Leben fand. Als Vigilant Red Hood hat er Diverses auf dem Kerbholz – wie auch seine Mitstreiter, darunter Firefly, Silver Banshee und als „Stargast“ Harley Quinn. Die Aufgabe der Truppe ist brisant: den Joker finden und eliminieren. Als Belohnung winkt Straferlass, bzw. die Kürzung des Strafmasses. Und als zusätzliche Motivation dient eine Injektion aus Nanobots, mit denen Waller jedes Teammitglied mit einer speziellen „Fernbedienung“, Boom Box genannt, auf Knopfdruck ausschalten kann, falls es auf falsche Gedanken kommt.
Der Verbindungsmann in Gotham ist ebenfalls ein alter Bekannter: Toy Man Winslow Schott kennt den Aufenthaltsort des Jokers – die Sache scheint also schnell erledigt. Und entpuppt sich dennoch als Falle. Denn irgendwie roch der Joker Lunte und hetzt stattdessen russische Vigilanten auf die überrumpelte Squad. Und noch schlimmer: der Joker spürt Amanda Waller auf, richtet sie auf’s Übelste zu und schnappt sich die Boom Box – womit das Leben der Suicide Squad in seinen Händen liegt, was er auch gleich unter Beweis stellt. Wie kommen Red Hood und sein Team unbeschadet aus der Sache raus, zumal die offizielle Rückendeckung Wallers nun fehlt? Ein erster Showdown in einem Strip Club bringt eine neue, überraschende Komponente ins Spiel…
Zwei Comic-Schwergewichte haben sich für diesen Dreiteiler, der hier in einem überformatigen Band komplett vorliegt, zusammengetan: Autor Brian Azzarello, bekannt durch Titel wie „100 Bullets“, „Batman: Damned“ oder „Moonshine“ und Zeichner Alex Maleev, der u.a. mit einem langen Daredevil Run beeindruckte. Dessen Zeichenstil, hart, markant und kräftig wie unterkühlt realistisch, prägt in dem großen Format die Story und sorgt für eine düstere Gotham-typische Atmosphäre, die jede Seite durchzieht. Ob es die dynamischen, fast cineastischen Action-Szenen sind, ob harte bis brutale Kämpfe oder wilde Ballereien, oder die Szenen im Hochsicherheitsgefängnis, mit dem raffinierten Licht- und Schattenspiel, das die Gitterstäbe seitenlang auf den Gesichtern und Personen verursachen. Woran auch Kolorist Matt Hollingsworth, der auch schon einen Eisner Award gewann, großen Anteil hat.
So gelungen die Optik, so schwach ist bisweilen die Story, aus der mehr hätte entstehen können. Die Dialoge sind seltsam kurz, wirken immer wieder unmotiviert und oberflächlich, Gags zünden nicht und zwischenzeitliche Einblicke in das Wesen und die Vergangenheiten der teils skurrilen Squad Mitglieder erscheinen steif und gekünstelt. Kurz: die Story schwächelt immer wieder, man hangelt sich eher von Event zu Event, von Action zu Action, wobei inhaltlicher Tiefgang auf der Strecke bleibt. Auch der Joker schillert nicht, wie man ihn kennt und sich das wünscht – eine Ausnahme bildet dabei allerdings die heftig-deftige Hommage an Kubricks „Clockwork Orange“, die Amanda Waller bitter zu spüren bekommt. Natürlich wartet die Story mit einigen Überraschungen und Gewaltausbrüchen auf, wobei sich die Handlungen der einzelnen Personen nicht immer nachvollziehen lassen. Azzarello war schon besser. Viel besser. Fazit: großartige Zeichnungen und eine maue Story liefern damit leider einen der schwächeren Black Label Bände. (bw)
Suicide Squad: Schnappt den Joker!
Text: Brian Azzarello
Bilder: Alex Maleev
164 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
29 Euro
ISBN: 978-3-7416-2761-3