Richtig übel zugerichtet schleppt sich Bruce Wayne wieder einmal in die Bathöhle und lässt sich von Alfred notdürftig zusammenflicken. Nebenher laufen die Nachrichten, aus denen zu hören ist, dass die Mafia-Familie Moxon ganz gewaltig unter die Räder gekommen ist, wobei ein Augenzeuge berichtet, dass der Joker hinter der Sache steckt. Soweit nicht verwunderlich, aber dann gibt es einen gruseligen Live-Stream: einem Comedian, der gerne Hawaii-Hemden trägt und unter anderem als Batman-Parodie „Fatman“ auftritt, schneidet ein Angreifer vor laufender Kamera die Zunge ab – und dieser Missetäter ist ebenfalls unzweifelhaft der Joker, obwohl der Tatort meilenweit von Gotham entfernt ist.
Nachdem aller schlechten Dinge drei sind, kommt es bei ACE Chemicals zu einem weiteren Überfall: drei Obdachlose werden, als Mitglieder des Managements drapiert, mit einem verzerrten Grinsen vorgefunden, der Inhalt eines Chemikalienbottichs ist genauso verschwunden wie ein zugehöriger Truck. Die am Tatort versammelten Ermittler Gordon, Batman und Batgirl sind sich einig: dies ist die Handschrift des Jokers, der an den Ort seiner Entstehung zurückgekehrt ist. Beim Krankentransport schaltet sich dann noch Jason Todd alias Red Hood ins Geschehen ein, den Bruce und Barbara Gordon gerade noch davon abhalten, das überlebende Opfer des Anschlags auf der Suche nach Antworten zu malträtieren. Für Batman steht eindeutig fest: der Joker setzt Doppelgänger ein, um seine Gegner zu verwirren. Aber was genau führt der Clownprinz im Schilde, der mit den Chemikalien, die ihn selbst einst zum bleichen Irren machten, ja offenbar weitere Klone seiner selbst schaffen will…?
Starautor Geoff Johns und Zeichner Jason Fabok greifen für ihre Joker-Story im Rahmen der Freiräume, die das Black Label bei DC den kreativen Köpfen bietet, ganz gezielt auf zwei Stories der Bat-Historie zurück, die auch in der Gestaltung eindeutig zum Tragen kommen. In erster Linie verbeugen sich Johns und Fabok vor dem Meilenstein, in dem Alan Moore und Brian Bolland Ende der 80er eine der eindrucksvollsten Origin Stories für den Joker servierten: „The Killing Joke“ lieferte ein Vexierspiel, dessen Inhalte (Herkunft des Jokers als glückloser Comedian, der beim Überfall auf Ace Chemicals als Red Hood in einen Bottich stürzt; Attentat auf Barbara Gordon, die von Batgirl zu Orakel wird) und auch optische Gestaltung (stummfilmhafte, symbolische Auftaktsequenz) mehr als deutlich zitiert werden.
Aber auch der aufsehenerregende „Death in the Family“, bei dem der damalige Robin Jason Todd vom Joker erschlagen wurde (nachdem die Leser ihn per Telefonaktion in den Orkus schickten), kommt in direkten Bild-Zitaten zu Ehren – nicht zuletzt das Cover mit dem Joker nebst blutiger Brechstange erinnert an die durchaus gewaltsame Inszenierung. Dass Barbara Gordon wieder als Batgirl eingreift und Jason Tood als Red Hood im Spiel ist, verdankt das DC-Universum dem „Rebirth“, den Geoff Johns dem gesamten Kanon höchstselbst verpasste. Das Konzept der drei Joker und der vermeintlich wahren Herkunftsgeschichte unseres Lieblings-Clowns ließ Johns ebenfalls schon einmal anklingen: in Justice League 42 von 2015 nahm Batman auf dem allwissenden Möbius-Stuhl Platz, um den wahren Namen seines Erzfeindes zu erfahren – nur um die orakelhafte Antworte zu erhalten, es gebe nicht nur einen, sondern drei Joker.
Diese Grundidee spinnt Johns nun weiter, wobei auch hier der Griff in die Geschichte nur folgerichtig ist: immerhin kann man den Joker in der Tat in seinen verschiedenen Inkarnationen als Verbrecher (in der Ursprungsversion als gewissensloser Terrorist ab Batman 1 von 1940), als Clown (trotz aller Brutalität feixt und witzelt er sich durch den „Tod in der Familie“) und als Komödianten („Killing Joke“ mit dem ikonischen Hawaii-Hemd) sehen, als der er auch optisch gestaltet hier jeweils auftritt. Und dass die lachenden Fische wieder mit von der Partie sind, versteht sich fast schon von selbst. Wie die Sache letztlich ausgeht, das bleibt im vorliegenden ersten Band naturgemäß noch offen: bei Panini erscheint die wunderbare Saga außerhalb aller Kontinuität in drei schön aufgemachten Hardcover-Bänden, von denen Band 2 ebenfalls schon zu haben ist. Der Abschlussband ereilt uns dann im Juli. (hb)
Batman – Die drei Joker, Band 1
Text: Geoff Johns
Bilder: Jason Fabok
60 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
13 Euro
ISBN: 978-3-7416-2243-4