Manche Comic-Jubiläen werden dann doch verpasst oder gar übergangen und anders nachgereicht. So feierte man im Stammhaus von DC letztes Jahr den Achtzigsten des Grünen Pfeils aus Star City: Oliver Queen, alias Green Arrow, der 1941 in der Nr. 73 von „More Fun Comics“ debütierte. Der schön sperrige Titel des Jubiläumsbandes lautete „Green Arrow 80th Anniversary 100-Page-Super-Spectacular“. Bei Panini erscheint der Band nun leicht verspätet, dafür aber im Hardcover-Format, in der losen Reihe „DC Celebration“, in der bereits Charaktere wie, Robin, Catwoman, oder der Joker und in Kürze auch Wonder Woman abgefeiert wurden und werden – jede(r) einzelne davon übrigens ebenfalls 80 Jahre alt. In dem Band enthalten sind durchgehend neue, frische und prägnante Kurzgeschichten mit einer Länge von acht bis zehn Seiten – wir haben hier also keinen Sammelband, der mit verstaubten Klassiker Origins aus längst vergangenen Zeiten beginnt.
Dennoch berücksichtigen die Macher dabei die Jahrzehnte und damit auch die verschiedenen Ären und Meilensteine, die der Emerald Archer durchlief. Los geht’s mit „Der verschwindende Bandit“, wo Green Arrow gemeinsam mit Sidekick Speedy einem findigen Einbrecher auf der Spur ist. Javier Rodriguez zeichnet hier in einem schönen klaren und bunten Retro-Stil, angesiedelt in einer Zeit, in der der Held noch klar an Batman angelehnt war (inkl. Arrowcar und Arrowsignal). Originell kommt auch die nächste Story daher: In „Schlag gegen das Böse“ präsentiert Autor Tom Taylor die Origin des Boxhandschuh-Pfeils, der immer wieder das breit gefächerte Trickpfeil-Arsenal des Helden ergänzen sollte. „Wer bewacht den Wachturm?“ Den der Justice League? Natürlich Ollie Queen, der nicht auf Heldenreise gehen darf und es in dieser witzigen Episode dennoch mit Aliens zu tun bekommt.
Mike Grell, altgedienter DC-Recke, dem wir u.a. Warlord verdanken, versetzt den Helden dann einmal mehr in die Zeit seines klassischen Longbow-Hunters-Dreiteilers, der bei uns übrigens erstmals im Hethke Verlag erschien, welcher eine Weile lang die DC Lizenzen besaß. Weitere Episoden widmen sich anschließend dem familiären Umfeld des grünen Bogenschützen, seiner großen Liebe Dinah Lance alias Black Canary (oder schön eingedeutscht „Blitzschwalbe“) oder seinem Sohn Connor Hawke, der in der Zeit, als Oliver als tot galt, die Rolle des Green Arrow übernahm. Zwei Highlights warten gegen Ende des Bandes: Phil Hester, der mit Kevin Smith in einen bemerkenswerten Run einen modernen Arrow-Klassiker schuf, steuert eine Episode bei („Star City Star“) wie auch das angesagte Duo Andrea Sorrentino und Jeff Lemire („Gideon Falls“ bei Splitter und bei Panini „Joker: Killer Smile“).
Am Ende wird es dann rührend. Denn das letzte Kapitel des Bandes widmet sich nicht dem Titelhelden, sondern einem Autor, der diesen formte wie kein anderer: Denny O’Neil, der 2020 starb und der gemeinsam mit Zeichner Neal Adams die legendären Hard Traveling Heroes auf einen bemerkenswerten Trip durch Amerika schickte. O’Neils Sohn Larry schildert hier in einer Geschichte ganz ohne Worte das Leben und den Werdegang seines Vaters mit Sprechblasen, die aus Comic-Szenen bestehen. Eine wunderbare Hommage vom Sohn an den Vater, gezeichnet von dem Spanier Jorge Fornés, der gerade mit der Rorschach Miniserie auf sich aufmerksam machte. Im Original gab es für jede Dekade ein passendes Cover-Motiv. Sämtliche dieser Variant-Cover beschließen den Band. Im März folgt dann die nächste Ausgabe, die Wonder Woman und deren 80. zum Thema hat. (bw)
DC Celebration: Green Arrow
Text: Jeff Lemire, Larry O’Neil, Mike Grell, Phil Hesterl u.a.
Bilder: Jorge Fornés, Nicola Scott, Phil Hester, Andrea Sorrentino u.a.
116 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
24 Euro
ISBN: 978-3-7416-2692-0
