Batman vs. Ra’s al Ghul (Panini)

November 10, 2021
Batman vs. Ra’s al Ghul (Panini Verlag)

Terroranschläge erschüttern Gotham: nach dem verheerenden Erdbeben, das die Stadt ins titelgebende Niemandsland verwandelt, machen sämtliche durchgeknallten Gestalten die Flatter aus den örtlichen Sanatorien und gehen gegen öffentliche Gebäude vor, nicht zuletzt die Kraftwerke, die die Stromversorgung der Stadt sicherstellen. Die Polizei greift durchaus ruppig durch, was Batman auf den Plan ruft, der wie stets darauf pocht, den Lumpensöhnen ohne Blutvergießen das Handwerk zu legen. Das sieht ein anderer überraschend auftretender, durchaus zwielichtiger Ordnungshüter gänzlich anders: ausgerechnet Ra‘s al Ghul bietet natürlich gänzlich uneigennützig seine Hilfe an, die auf heftige Methoden setzt, die auch Polizeichef Gordon und der Bürgermeister gutheißen. Als Batman den Rädelsführer der Aufständischen namens Khaos attackiert, stellt der sich als gut gebastelter Roboter heraus, der in einem epischen Knall explodiert.

Zurück bleibt nur ein leeres Batman-Kostüm, das die herbeieilenden Mitstreiter Nightwing und Robin (gleich zweimal vertreten in Form von Tim Drake und Damian Wayne) nur noch entsetzt auffinden – bevor sie dann von Bruce Wayne selbst beruhigt werden. Die Verwirrung scheint komplett, als weder der angebliche Bruce noch Damian oder Butler Alfred sich an Bathöhle und Geheimidentitäten erinnern können. Während Dick Grayson und Tim Drake Antworten suchen, nimmt Ra‘s al Ghul Kontakt mit einer holden namens Chiaroscuro auf, die den „echten“ Batman in eine alternative Dimension entführt hat, in die ihm ein gewisser Boston Brand in seiner Inkarnation als Deadman folgt. Während Ra‘s weiter an seinem perfiden Plan arbeitet, den alten Batman durch eine gefügige Marionette zu ersetzen, stellt Deadman erstaunt fest, dass Chiaroscuro in Wahrheit seine Schwester Zeea ist, mit der sich gemeinsam auf die Suche nach dem verschwundenen Bruder Cleveland begibt, der sich mittlerweile auch in den Klauen von Ra‘s al Ghul befindet…

Die limitierte HC-Variante

Nach den albernen Eskapaden der 60er Jahre im Gefolge der Zack-Bumm-Batman-Fernsehserie gelang dem Duo Dennis O’Neil und Neal Adams das Kunststück, die zum Clown degradierte Figur zurück zu ihren düsteren Wurzeln zu führen. Two Face und Joker waren wieder die fiesen Psychopathen der Anfangsjahre, während Batman sich als Mitternachtsdetektiv verdingte, der durchaus realistische Fälle mit ernstzunehmenden Kontrahenten zu lösen hatte – und vor allem in der meisterlichen Ausführung von Adams die Optik erhielt, die bis weit in die 80er hinein sein Aussehen bestimmte. Nachdem Adams schon der Figur des Deadman einen realistischen Anstrich gegeben hatte, steuerte er 1971 mit der schillernden Gestalt des Ra’s al Ghul (was auf Arabisch so etwas wie „Head of the Demon“ bedeuten soll) einen der faszinierendsten Widersacher des alten Spitzohrs bei, der sich mit der Lazarus-Grube immer wieder verjüngt und Batman durchaus gerne als seinen Nachfolger, idealerweise verheiratet mit seiner Tochter Talia, sehen würde.

Im Batman-Kino-Zyklus von Christopher Nolan trat Ra’s al Ghul dann als finsterer Mastermind und sogar Ausbilder des jungen Bruce Wayne auf, während er auch in der Arrow-TV-Serie als zentraler Bösewicht fungierte. Neal Adams selbst legte 2019 mit der hier in einem Band erscheinenden abgeschlossenen Miniserie eine Neuauflage seiner Schöpfung vor, die mit Themen wie regenerativer Energieerzeugung (gegen Ende offeriert Ra’s ein Konzept zur Elektrolyse) aufwartet, aber auch diverse abgefahrene Wendungen wie Paralleldimensionen und den Wettkampf diverser Batmänner liefert. Dabei greift Adams tief in die Figurenkiste und holten neben Deadman auch den Handlanger Ubu und den ewig reimenden Dämon Etrigan hervor, die allesamt ihren Anteil an der Lösung des Kuddelmuddel haben.

Die etwas fiebrige, sprunghafte Storyline steht allerdings nicht im Vordergrund: vielmehr ist es natürlich die optische Inszenierung, bei der Neal Adams einmal mehr alle Register seines Könnens zieht und die Figuren in ein wohlig-bekanntes Flair taucht, die mich mehr als einmal an die seligen Superbände und Taschenbücher der 70er gemahnten, in denen wir Batman und Kumpane erstmals kennenlernten. Und auch einen Seitenhieb auf seinen anderes großes Spielfeld erlaubt sich Adams: „Das ist ja fast wie in einer Batman und Robin-Zeichentrickserie!“, ruft Damian, worauf der verwirrten Bruce antwortet: „So eine Serie würde man wohl nie machen“. Doch, hat man, und zwar mit durchaus achtbarem Erfolg, an dem Adams entscheidenden Anteil hatte. Sehr schön. (hb)

Batman vs. Ra’s al Ghul
Text & Bilder: Neal Adams
156 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
18 Euro

ISBN: 978-3-7416-2011-9

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