Lucky Luke, Band 100 (Egmont)

März 1, 2021
Lucky Luke, Band 100: Die Ursprünge (Egmont)

„Western von Gestern“ ist der treffende Untertitel dieses Jubiläumsbandes, denn wie jene TV-Serie – die Älteren mögen sich noch erinnern – einst die Kinderstube des Tonfilm-Westerns freitags im Vorabendprogramm in die Wohnzimmer brachte, so präsentiert uns der aktuelle Band 100 die Ursprünge des berühmtesten franko-belgischen Westernhelden (Band 100 übrigens nur in Deutschland – unsere Nummerierung hat sich schon längst vom franko-belgischen Original verabschiedet). Und das gleich als doppeltes Jubiläum, denn 1946 – also vor 75 Jahren – schuf Maurice De Bevere, der sich damals schon Morris nannte, mit „Arizona 1880“ die erste Geschichte mit dem Mann, der später schneller als sein Schatten schießen sollte, gefolgt von „Die Goldmine von Dick Digger“, die 1947 erschien. Diese beiden Debut-Episoden sind nun auch in diesem Band vereint und werden damit erstmals Teil der „regulären“ Albenreihe  (weitere deutschsprachige Veröffentlichungen erfolgten in „Lucky Luke Classics“ und im jeweils ersten Band der beiden Gesamtausgaben-Reihen).

Die Inhalte der Geschichten sind schnell erzählt: in „Arizona 1880“ jagt Lucky Luke zwei Postkutschenräuber in Nugget City und auch in „Die Goldmine von Dick Digger“ geht es darum, Golddiebe dingfest zu machen – übrigens die gleichen, mit Namen Big Belly und Mestizo. Große Teile der gradlinig und schnörkellos angelegten Stories bestehen aus unbekümmerten Verfolgungsjagden und Keilereien, die eher wie Slapstick-Einlagen wirken. Anders gesagt: Mit der heutigen Figur des Lucky Luke und dessen ambitionierten Geschichten (zuletzt mit Rassismus-Thematik in den Südstaaten) haben die beiden Episoden kaum etwas gemein. Nicht nur inhaltlich, auch optisch nicht. Ganz zu Beginn seiner Karriere zeichnete Morris seine Figuren sehr rund, ohne jegliche ohne Ecken und Kanten, stilistisch angelehnt an den amerikanischen Zeichentrick dieser Zeit. Schon bald sollte sein Stil die Figur, wie wir sie kennen, herausformen. In der zweiten Episode trägt Luke immerhin schon die schwarze Weste – das Cover von Morris Nachfolger Achdé veranschaulicht die endgültige stilistische Entwicklung.

Lucky Luke Schöpfer Morris

Jolly Jumper, Lukes treuer Pferde-Begleiter, ist von Anfang an dabei und zeigt auch gleich zu Beginn menschliche Anwandlungen. Auch ein Merkmal, das es schon im Debut gab: immer wieder verkörperten Morris‘ Figuren reale Personen, die als Karikatur in die Handlung mit einfließen, wie hier sein Zeichner-Kollege André Franquin („Spirou und Fantasio“), der gleich in „Arizona 1880“ einen Gastauftritt bestreitet. So richtig wird Lucky Luke dann 1955 durchstarten, wenn der einmalige René Goscinny das Schreiben der Geschichten übernehmen und die Serie damit zum Klassiker machen wird. Im Jubel-Band hier mag der historisch bedingte und ungewohnte Zeichenstil reguläre Käufer der Albenreihe irritieren, zumal keinerlei erläuternde Texte im Band enthalten sind. Aber sei’s drum. Die Erstauflage beinhaltet im Logo eine Sonderausstattung mit Goldfolie und markiert den Auftakt von diversen Jubiläums-Titeln in diesem Jahr, darunter ein weiterer Hommage-Band von Matthieu Bonhomme („Der Mann, der Lucky Luke erschoss“) und natürlich den heiß erwarteten Lucky Luke von Ralf König (!). (bw)

Lucky Luke, Band 100: Die Ursprünge
Text & Bilder: Morris
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Egmont Comic Collection / Egmont Ehapa Media
14 Euro (Hardcover)
6,90 Euro (Softcover)

ISBN: 978-3-7704-0122-2

Alle Abbildungen © Lucky Comics 2021 / Egmont Ehapa Media

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