Alles kann er dann doch nicht selbst machen. Und überall sein auch nicht. Folglich beauftragt Batman seine „Stall-Kollegin“ Kate Kane alias Batwoman, einen Dealer von Monster-Venom zu finden, einer Droge, die – nomen est massiv omen – den jeweiligen „Konsument“ zum massenmordenden Monster mutieren lässt. Begleitet wird die Dame bei der Mission von Julia Pennyworth, der Tochter von Butler Alfred. Julia sorgt für die nötige High-Tech-Unterstützung und spielt gleichzeitig den Aufpasser. Denn Kate wartet mit einigen dunklen und zweifelhaften Episoden aus ihrem Leben auf und muss sich erst bewähren. Die Spur führt die beiden über Istanbul auf die kleine verrufene Insel Coryana, die in der Nähe von Malta liegt. Eine Art modernes Tortuga, nur schlupfen hier keine Piratenkapitäne unter, vielmehr dient die Insel als Rückzugs- und Sammelpunkt für diverse Warlords, die hier unter der Ägide von Sohail Safiyah, der „Mutter der Warlords“, ihre eigenen Regeln und Gesetze machen.
Auch Kate kennt die Insel aus ihrer Vergangenheit. Einst strandete sie hier, als Tochter aus reichem Hause, vom Leben enttäuscht. Hier traf sie Safiyah und bald wurden die beiden ein Paar. Jetzt aber scheint alles anders. Safiyah ist verschwunden und die ominöse Kali Corporation hat sich auf der einstigen Outlaw-Insel breit gemacht. Und gleich bei Kates Ankunft wird Rafael, die einstige rechte Hand von Safiyah, vor ihren Augen getötet. Etliche Fragen tun sich nun für Batwoman auf: Was wurde aus Safiyah und den Warlords? Was führt die Kali Corporation und deren Chefs, die „Zwillinge“ Elder und Younger, im Schilde? Und welche Verbindung gibt es zu den „Vielen Armen des Todes“, einer bisher unbekannten Organisation? Mit Unterstützung von Julia geht Kate den Dingen auf den Grund, sieht sich mit Knife einer neuen/alten Gegnerin konfrontiert und muss immer wieder Geister aus ihrer Vergangenheit verscheuchen. Bis es schließlich richtig brenzlig wird und die Situation auf Coryana zu eskalieren droht…
Im Rahmen von DC’s Rebirth feiert auch die Figur der Batwoman ein Comeback, die bereits 1956 als Katherine Kane ihren ersten Auftritt in der Comic-Welt hatte und damals kreiert wurde, um zu beweisen, dass sich Batman doch ganz Gesellschafts-konform eher für Damen als für seinen jüngeren Sidekick interessierte. Später verschwand Batwoman weitestgehend von der Comic-Bildfläche, bis sie 2006 nach der Infinite Crisis reaktiviert wurde und als lesbische Superheldin die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zog. In ihrer neuen Rebirth-Serie, deren erste sechs bzw. sieben Hefte hier enthalten sind, konzentriert sich die Story oft auf ihre wechselvolle und oft auch leidvolle Vergangenheit, die im ersten Heft noch einmal für den (neuen) Leser aufgearbeitet wird. Danach startet der Vierteiler „Die vielen Arme des Todes“, ehe eines der beiden abschließenden Einzelabenteuer Batwoman einmal komplett zurück in die Vergangenheit führt, während die letzte Story in einer dystopischen Zukunft spielt, in der ein anderer Batman über Gotham despotisch regiert.
Die Hauptstory profitiert von ihren Zeitsprüngen, mit denen Kate ihre Vergangenheit aufarbeitet und so zu einer gewissen Tiefe der Handlung beiträgt, die sonst von der Superhelden- bzw. der James Bond-Stange entnommen ist (mächtige Organisation droht alles zu zerstören…). Aber vor allem durch die filigranen wie detaillierten Zeichnungen Steve Eptings, der zuletzt u.a. in dem dani books Agenten-Thriller „Velvet“ brillierte. Fein herausgearbeitete, realistisch gezeichnete Gesichter und Figuren bringen Leben in die Geschichte. Danach kommt am (elektronischen) Zeichenbrett die Französin Stephanie Hans zum Zuge, die das sogenannte „Verlorene Jahr“ Kates auf Coryana genauer beleuchtet und damit näher auf ein fatales Dreiecksverhältnis eingeht, das in der Hauptstory eine große Rolle spielt. Stephanie Hans‘ Bilder erinnern mehr an Gemälde als an herkömmliche Comiczeichnungen und sorgen optisch für eine gelungen Abwechslung zum Stil Eptings. Das abschließende „Pax Batmana“ kommt mit Bildern des Brasilianers Renato Arlem dann wieder etwas konventioneller daher. Insgesamt ein gelungener Auftakt mit einer neuen/alten Heldin. Band 2 ist für den September geplant. (bw)
Batwoman, Band 1: Die vielen Arme des Todes
Text: Marguerite Bennett, James Tynion IV
Bilder: Steve Epting, Stephanie Hans, Renato Arlem
164 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
17,99 Euro
ISBN: 978-3-7416-0690-8