Dan Cooper Gesamtausgabe, Band 11 (Splitter)

Februar 20, 2018

Langsam aber sicher biegt mit Band 11 der Gesamtausgabe der Abenteuer des kanadischen Piloten Dan Cooper die Reihe in die Zielgerade ein. Band 12 erscheint dieser Tage, dann folgt im Mai dieses Jahres noch eine finale Ausgabe, danach liegen alle Geschichten von Albert Weinbergs Serienheld erstmals komplett und chronologisch auf Deutsch vor. In diesem Band erscheinen nun drei Alben, die bisher nur einmal bei uns veröffentlicht wurden, nämlich 1985 bis 1987 in den Ehapa Reihen „Die großen Flieger- und Rennfahrer-Comics“ und „Comics Unlimited“. Die Deutsche Veröffentlichungs-Historie während dieser Zeit ist dann auch Thema des vorangestellten Sekundärteils, der Dans Werdegang von einem kurzen Intermezzo im Rainer-Feest-Verlag bis zu den Klassiker-Alben bei Carlsen nachverfolgt, wobei auch die damaligen Redakteure (Georg F.W. Tempel und Andreas C. Knigge) zu Wort kommen.

„Target“: Nach Randis Tod sucht ein traumatisierter Dan Cooper die Einsamkeit der norwegischen Lofoten, bis ihn seine Staffelkameraden zur Basis zurückholen. Dann der nächste Schock: Dan erhält einen mysteriösen Anruf. Der Anrufer behauptet, dass Randi den Absturz des Wasserflugzeugs überlebt hat und in einer Fischerhütte auf ihn wartet. Was sich als Lüge erweist und Dan erneut einen Schlag verpasst. Denn hinter dem Komplott steckt der Killer der Heroinmafia, dessen Vetter bei dem besagten Absturz ums Leben kam. Und der sich dafür jetzt bitter an Dan rächen will (Dan schoss das Drogenflugzeug ab, nicht wissend, dass die todkranke Randi an Bord war). Dazu wird Dan betäubt und entführt, um im fernen Peru ein böses Erwachen zu erleben… Gleich zu Beginn die beste Geschichte des Bandes. Dan ist von tiefer Trauer erfüllt. Trotzdem gönnt ihm Albert Weinberg keine Ruhe. Im Gegenteil. Seine Verzweiflung und seelische Verfassung ausnutzend, lässt er den Killer einen perfiden Racheplan plotten, dessen Ziel Dans Tod ist. Neben dieser Tragik bleibt die Story abwechslungsreich, mit Episoden zu Lande, zu Wasser und natürlich in der Luft. Dazu wechselt die Location vom kühlen Norwegen zu einem Abstecher nach Peru.

In „Silver Fox“ ist Dan in Baden Baden stationiert, wo sich drei kanadische Staffeln einen sportlichen Wettstreit liefern. Nur Captain Hart fällt negativ auf. Er fliegt zu verantwortungslos, zu risikoreich und macht sich mit seiner respektlosen Art und seinem aufbrausenden Gemüt zum Außenseiter. Den Grund für dieses Verhalten kennen nur wenige: Denn Harts Sohn ist mit nur einem Jahr gestorben, ein Schicksalsschlag, den weder er noch seine Frau verkraftet hat. Als die von Depressionen geplagt in einem buddhistischen Kloster im Schwarzwald Zuflucht sucht und Hart ermordet aufgefunden wird, forscht Dan dort nach, sticht ohne es zu wissen in ein Wespennest und muss eine drohende Tragödie verhindern, denn es stehen etliche Menschenleben auf dem Spiel… Die einzelnen Zutaten, aus denen die Geschichte besteht, muten etwas kurios an: ein buddhistisches Fake-Kloster mitten im Schwarzwald, eine Zigeuner-Wahrsagerin und eine vergessene, unterirdische Basis mit vermeintlichen Wunderwaffen der Nazis. Doch Weinberg kriegt hier doch noch die Kurve, indem er für all dies eine halbwegs schlüssige Erklärung liefert und ein fulminantes, wie überraschend aufgelöstes Finale präsentiert.

Den Abschluss macht dann „Dragon Lady“, seinerzeit der einzige Dan Cooper-Band in der „Comics Unlimited“ Reihe bei Ehapa: Von Japan aus startet Dan einen für ihn nicht genehmigten Flug mit der Lockheed U-2, dem berühmten Spionageflugzeug (Spitzname „Dragon Lady“, was den Titel erklärt), Richtung Thailand ins Goldene Drogen-Dreieck, um dort Captain Larry, einen abgestürzten Piloten zu suchen. Brisant: Dans Flug sollte eigentlich sein alter Kumpel Kid Dereika durchführen, doch Kid hat noch immer gesundheitliche Probleme, von denen niemand wissen darf. Doch angesichts Dans Alleingang vermutet man Hochverrat und schießt Dans U-2 ab. Der muss sich nun nicht nur durch den Dschungel kämpfen, er sucht auch weiterhin den Piloten und muss sich vor den mächtigen Drogenbossen in Acht nehmen… Ein Abenteuer, das auch zum Flieger-Comic-Konkurrent Buck Danny passen könnte. Mitten im „Feindgebiet“ abgeschossen, quasi zwischen den Fronten (Stichwort „Kalter Krieg“) und (fast) ganz auf sich allein gestellt bestreitet Dan diese Episode, die für einen der Akteure, der eigentlich aus Liebe handelte, tragisch endet.

Wieder einmal präsentiert Albert Weinberg, inzwischen bereits über 60, drei völlig unterschiedliche Geschichten und sich als hervorragenden Erzähler, der seine Story schlüssig und durchaus realistisch aufbaut (siehe auch die diversen technischen Erläuterungen zu Flugzeugen und historischen Hintergründen), ohne dabei jedoch den Abenteuer-Charakter zu vernachlässigen, mit dem er noch immer bei seiner Leserschaft punktet, die mit seinem Helden aufgewachsen ist. Trotzdem scheut sich Weinberg nicht, seinen Helden Schicksalsschläge durchleben zu lassen – gemeint ist natürlich der tragische Tod Randis, ein Ereignis, das Dan Cooper in jeder der drei Geschichten aufrüttelt und noch immer verarbeiten muss. Happy End muss eben nicht immer sein. Damit werden seine Dan Cooper Alben – wie auch seine Leserschaft – langsam erwachsen und nehmen hin und wieder Abstand vom klassischen Abenteuer-Plot, den die „alten“ franko-belgischen Helden in der Regel verfolgen. Die Aufmachung des Bandes ist wie immer edel und sorgfältig. Pünktlich zum Finale werden wir Dan Cooper hier ein letztes Mal begegnen. (bw)

Dan Cooper Gesamtausgabe, Band 11
Text & Zeichnungen: Albert Weinberg
168 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
34,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-352-3

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