Arthus Trivium, Band 2 (Splitter)

August 28, 2017

Aufregung im Hause Nostradamus: geplagt von Todesahnungen, versucht Michel de Notre Dame seine letzten Prophezeiungen klarzustellen. Der knabenhafte König Karl IX, der in seinem Haus weilt, hat ihn immerhin um Anleitung gebeten, wie zu handeln sei. Urplötzlich fallen düsteren Gestalten über sie her: angeführt von Jules César Scaliger, dem alten Mentor und Weggefährten von Nostradamus – der allerdings doch eigentlich seit sieben Jahren tot ist. Der Herr scheint sich eines untoten Lebens zu erfreuen und führt aus, der grimme Zagan, Herrscher über alles, begehre ein Objekt, das Nostradamus seit Jahren versteckt hält. Nach und nach enthüllt sich der grauenvolle Hintergrund des Grolls, den der alte Lehrer gegen seinen Schüler hegt: Scaliger war vor Jahren von den Branchenführern in Sachen Magie Paracelsus und Agrippa kontaktiert worden, die ihm eröffneten, sie wollten einen dritten Magier heranziehen, um Unheil abzuwenden. Allerdings hatten sie es nicht auf ihn, sondern auf seinen Schüler Nostradamus abgesehen – was für Scaliger die maximale Erniedrigung bedeutete.

Seitdem pflegt der Gute einen unstillbaren Hass auf seinen Zögling – der sich unter anderem darin äußerte, dass er Nostradamus glauben ließ, dessen erste Frau Henriette sei wie seine beiden Kinder an der Pest gestorben. Ganz im Gegenteil lebt die geistige verwirrte Henriette in Montelimar, wo sie alle Ausgestoßenen der Gesellschaft um sich versammelt, um über ihren Verlust hinwegzukommen – eine gruselige Horde, mit der auch Nostradamus‘ Abgesandte Arthus, Angulus und Angélique Bekanntschaft geschlossen haben, die auf dem Weg zurück sind, um ihrem Meister zu Hilfe zu kommen. Scaliger breitet seine Pläne indessen weiter vor seinen Gefangenen aus: um sich zu rächen, ließ er sich mit den finsteren Mächten ein und öffnete erfolgreich ein Höllentor. Sein Ziel: doch noch größter Magier aller Zeiten und Welten zu werden- und nebenbei unsterblich. Das geht allerdings gehörig schief: kaum sind die Horden der Finsternis im Diesseits, schließt sich das Höllentor wieder, und die Meute hängt fest. Nur eine Sphäre, die Nostradamus offenbar besitzt, kann das Tor wieder öffnen – und die teuflischen Gesellen schrecken vor nichts zurück, um dieses Artefakts habhaft zu werden, was bald auch die eintreffenden Arthus, Angelus und Angélique zu spüren bekommen…

In Teil Zwei ihrer fulminanten Neuinterpretation der sagenumwobenen Figur des wohl populärsten Weissagers der Welt lenkt Raule den Blickwinkel ein wenig weg von den sozialkritisch-satirischen Spitzen des Auftaktbandes und serviert eine relativ straighte Horror-Story: welcome to the hellmouth, könnte man sagen, Hellraiser meets Poltergeist im Necronomicon, wenn man so möchte – und dass ein Pakt mit den Toten nicht gesund ist, das erfuhr jüngst ja schon ein gewisser James Moriarty. Die offenen Fragen, die im ersten Band aufgeworfen wurden – wer ist die geheimnisvolle alte Hexe, die behauptet, sie habe Nostradamus‘ Kinder? Welche Rolle spielt der zwielichtige Scaliger? Welches Geheimnis verbirgt sich in Nostradamus‘ früherem Leben? – werden fast schon allzu schnell aufgelöst und entpuppen sich als Teil von Scaligers perfidem Ränkespiel.

Ausufernd-rasant dabei Action-Szenen, die teilweise an sattsam bekannte Zombie-Attacken, aber auch die Akrobatik einer Assassin’s Creed-Episode erinnert und von Jean Luis Landa schmissig im leicht stilisieren Duktus umgesetzt werden. Eindrucksvoll bleiben dabei vor allem die großformatigen Szenen, in denen die möglichen Deutungen von Nostradamus‘ Visionen erscheinen (wenn das in seinen Texten in der Tat exakt so geschrieben wäre, dann hätte er 9/11 wohl tatsächlich vorhergesehen, aber er fühlt sich ja zur Klärung genötigt) – und der Running Gag, in dem sich Angulus permanent darüber beschwert, dass er im Gegensatz zu seinen Kollegen nur eine einzige Uniform hat, die er permanent einsaut (witzig auch, dass Zagan der 72. Prinz der Finsternis ist – Nummer 1 ist und bleibt schließlich Ozzy himself). Der Band liefert eine mehr oder weniger abgeschlossene Episode, die erst gegen Ende hin zu einem neuen Handlungsbogen gewendet wird, den wir dann in Band 3 erleben dürfen. Der ist in Vorbereitung, wie man lesen darf. (hb)

Arthus Trivium, Band 2: Der dritte Magier
Text: Raule
Bilder: Juan Luis Landa
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-425-4

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