Gleich vorweg: Band 23 des Dauerbrenners enthält eine besondere Story, die so ganz anders und völlig losgelöst ist von dem uns altbekannten „Usagi-Universum“ und zu der sogar Comic-Gigant Frank Miller einen Beitrag leistet. Aber dazu später mehr. Ein Herzstück des Bandes, das auch die meisten Geschichten miteinander verbindet, ist einmal Usagis gemeinsame Zeit mit Mayumi, einer neuen Begleiterin, und zum zweiten bekommt es Leibwächter Hase aus bestimmten Gründen mit einem mysteriösen Verfolger zu tun, der einen besonderen Auftrag erledigen muss.
Los geht’s aber mit „Der Toten Überbleibsel“: Usagi ist Gast bei einem renommiertem Händler, der den Fürstenpalast beliefert, der aber offenbar auch deshalb Neider hat. Und so sind bald Usagis spezielle Fähigkeiten gefordert… In „Shizukiri“ wird ein unschuldiger Bettler willkürlich ermordet. Eine Willkür, die die Bettlergilde nicht weiter hinnehmen will und die daher einen fähigen wie geschickten und kampferprobten Auftragsmörder engagiert, der Vergeltung üben soll. Und den wir bereits aus Band 16 kennen.
Der Zweiteiler „Boss Hamanakas Hinterlassenschaft“: Hier kommt Usagi einmal mehr durch ein Dorf, im dem etwas im Argen zu liegen scheint – ein wiederkehrendes Motiv in der Serie. Der verstorbene Boss Hamanaka, der das ganze Dorf terrorisierte und keinen Nachfolger hat, hinterließ einen Schatz. Nur wo? Die beiden ehemaligen Hauptleute des Bosses und ihre Banden konkurrieren bei der Suche – und beide wollen unbedingt Usagi rekrutieren, der natürlich dankend ablehnt und der erstmals auf Mayumi trifft…
„Regen und Donner“ ist dann einmal mehr eine der Episoden, die Stan Sakai immer wieder präsentiert, in der die Hauptfigur Usagi gar nicht vorkommt. Hier ruft er altgediente Figuren wieder in Erinnerung und spinnt deren Geschichte weiter. Wir treffen auf Gen und Inazuma, auf die immer noch ein Kopfgeld ausgesetzt ist und die eine seltsame Veränderung erfuhr. Höhepunkt ist ein epischer, furios inszenierter Kampf in Regen und Matsch…
Danach, in den folgenden drei Storys geht die Handlung mit Usagi und seiner neuen Begleiterin, der treu-naiven Mayumi weiter. Die unbekümmerte Dame, die Usagi eigentlich ein Klotz am Bein ist, eine im Prinzip lästige Verpflichtung, die ihn in seinen Freiheiten als vagabundierender Ronin einschränkt. Was Mayumi freilich ganz anders wahrnimmt. Gleichzeitig tritt der mysteriöse Verfolger vom Beginn des Bandes wieder ins Rampenlicht, womit die beiden roten Faden des Bandes endgültig miteinander verknüpft werden („Brücke der Tränen“, „Fiebertraum“, „Der Mörder“).
Stan Sakai zeigt in seinem abwechslungsreichen Storytelling einmal mehr eindrucksvoll, dass sein Dauerbrenner (er schreibt und zeichnet „seinen“ Usagi seit 1984!) keinerlei Abnutzungserscheinungen aufzeigt. Die Geschichten in diesem Band zeichnen sich durch tragische Elemente aus, was die anfangs erwähnte, besondere Episode, die den Band beschließt, mit ihrem Humor gewissermaßen ausgleicht. Denn das Heft Nummer 100 (nur bei Dark Horse wohlgemerkt, zuvor erschien die Serie bei anderen Verlagen) ist eine humorvolle wie kurzweilige Hommage an Usagi und v.a. deren Schöpfer, zu der u.a. Frank Miller, Jeff Smith und natürlich Sakais Buddy Sergio Aragonés beitragen. Eine Cover-Galerie sowie einige Anmerkungen beschließen den Band. Und das Warten auf den nächsten beginnt. (bw)
Usagi Yojimbo, Band 23: Die Brücke der Tränen
Text & Bilder: Stan Sakai, Frank Miller, Jeff Smith, Sergio Aragonés, Matt Wagner u.a.
284 Seiten in Schwarz-Weiß, Softcover
Dantes Verlag
20 Euro
ISBN: 978-3-946952-95-4