Abgeschlossene Geschichten und Zweiteiler geben sich im aktuellen Usagi Band 16 alternierend die Ehre, wobei inhaltliche Vielfalt und Abwechslungsreichtum einmal mehr Trumpf sind, zumal die Titelfigur in der einen oder anderen Episode gar nicht oder nur „passiv“ auftritt. So wird in „Ein Ausweg!“ die Dame Chizu, ihres Zeichens Chefin des Neko-Ninja-Clans, von dem schurkischen Fürst Hebi einbestellt, der ihr diverse Verfehlungen vorwirft. Fast zu spät erkennt Chizu die Falle und muss sich auf der Suche nach einem Fluchtweg einer Übermacht von Ninja-Kämpfern erwehren. Ein großer Teil der Story besteht aus nächtlichen Kampfszenen, denen sich Chizu unbeugsam und mit dem Mut der Verzweiflung stellen muss. Was aus ihr wird, werden wir sicher noch erfahren. Auch die letzte Episode des Bandes kommt ganz ohne Usagi aus. Hier in „Kitsunes Geschichte“ schildert Stan Sakai die „Origin“ der Diebin und Straßenkünstlerin Kitsune – ihre harte Jugend und die prägende und tragisch endende Zeit bei ihrer Lehrmeisterin Sachiko.
Zuvor, im titelgebenden Zweiteiler „Eine nebelverhangene Mondnacht“, treffen Usagi und Gen die einmal mehr in Schwierigkeiten steckende Kitsune, die gerade dem abergläubischen Gangsterboss Sohaku ein Amulett gestohlen hat. Bald wird klar, dass Kitsune, ganz nach ihrer Art, wieder ein falsches Spiel spielt, nicht die ganze Wahrheit sagt und dabei immer mehr in die Bredouille gerät. Wieder liegt es an Gen und dem diesmal zum Finale hin äußerst wütenden und entschlossenen Usagi, die charmante Diebin zu retten, was mittels einer feinen Hommage an Batmans Lieblingsgegner, dem Joker, inszeniert wird. In „Drei Jahrezeiten“ erleben wir Usagi nur in Rückblenden: Drei „Statisten“ berichten scheinbar direkt dem Leser zugewandt von guten Taten des Hasen-Ronins, die dieser ganz im Stile eines Ehrenmannes vollbrachte. Inklusive einer Überraschung am Schluss – auch mit dieser für sich stehenden Episode werden neue Weichen für künftige Geschichten gestellt.
Am Beginn des Bandes steht der wunderbare Zweiteiler „Entscheidungskampf!“: Usagi, noch immer mit seinem schlitzohrigen Kumpel, dem Kopfgeldjäger Gen, unterwegs, kommt in ein Dorf, in dem sich das Gesetz verabschiedet hat. Stattdessen konkurrieren zwei Banden um die Vorherrschaft. Natürlich mischen sich Usagi und Gen (der natürlich erst widerwillig, nur um dann mit Herzblut bei der Sache zu sein) ein. Einmal um Recht und Ordnung wiederherzustellen und weil sie außerdem knapp bei Kasse sind. Jeder heuert bei einer anderen Bande an, mit dem Ziel diese gegeneinander auszuspielen. Die Story entwickelt sich schnell zu einem amüsanten Psychospiel mit zwei Protagonisten, die sich gerne untereinander foppen, die aber für ihre jeweilige Bande aber die Tough Guys spielen müssen. Auch hier wartet der Schluss mit einem sympathischen Clou auf. Wie immer glänzt auch dieser Band mit inhaltlicher wie graphischer Originalität und verbindet japanische Traditionen mit unterhaltsamen, dicht erzählten Geschichten. Schließlich wurde Usagi-Schöpfer Stan Sakai nicht ohne Grund just in die Eisner Award Hall of Fame aufgenommen. (bw)
Usagi Yojimbo, Band 16: Nebelverhangene Mondnacht
Text & Bilder: Stan Sakai
184 Seiten in schwarz-weiß, Softcover
Dantes Verlag
18,95 Euro
ISBN: 978-3-946952-52-7