Sein zielloses Vagabundieren führt Leibwächter Hase weiter durch das Japan der Edo-Zeit, als das Land für Ausländer weitestgehend tabu war. Und natürlich durch diverse Abenteuer, die hier in diesem Band wieder als einzelne, abgeschlossene Episoden gereicht werden, welche lose miteinander verbunden sind. Dabei trifft Usagi beinahe auf das komplette bisherige Figurenensemble (fast jede Geschichte ist damit ein „Team-Up“) und mit Jei tritt erstmals ein neuer Feind in Erscheinung. Dann schließt sich für den noch jungen Dantes Verlag ein kleiner Veröffentlichungs-Kreis. Aber dazu gleich mehr.
Zuerst sind wir dabei, als Usagi einen Sidekick gewinnt („Der Turm“). Ein gefräßiger Tokage, also eines jener echsenartiger Wesen, die die Welt von Usagi bevölkern und dabei recht lästig sein können, flüchtet auf einen hölzernen Turm. Gerade noch rechtzeitig, denn der Wirt eines Gasthofes möchte dem Vieh nur zu gerne den Garaus machen. Usagi rettet den Tokage, wobei er sich selbst in Gefahr bringt und damit einen neuen Freund als Begleiter gewinnt. Eindrucksvoll ist gleich die erste Seite der Geschichte, die das Tierchen, von Usagi ganz unjapanisch „Spot“ getauft, in einer filmischen Sequenz in mehreren gleichgroßen Panels vorgestellt wird. Die Story von „Mutterliebe“ ist dann wieder ganz anders im Tenor. Schwer und traurig, wie ein Shakespeare’sches Drama angelegt. Eine alte Dame, die Usagi kennenlernt und ihr behilflich ist, versinkt in Gram. Denn ihr Sohn ist der örtliche Geldverleiher und aufgrund seiner Unbarmherzigkeit im ganzen Dorf verhasst. Die verzweifelte Greisin sieht nur einen fatalen Ausweg und versucht Usagi wider Willen in ihr tödliches Vorhaben einzuspannen…
Mit „Die Rückkehr des blinden Schwertschweins!“ schließt sich dann jener bereits anfangs erwähnte Kreis. Die Story, wie auch die nachfolgenden, erschien bereits in der allerersten Publikation des Verlages, ebenfalls ein Usagi Band, der damals nur in einer Kleinauflage erhältlich (und daher längst vergriffen) die Lücke im Usagi-Run des Verlages „Schwarzer Turm“ füllte (als Band 5). Zato-Ino, blind und inzwischen mit künstlicher Holznase (das Original schnitt ihm Usagi bekannterweise ab) trifft erneut auf seinen Erzfeind. In einem verlassenen Tempel entbrennt zwischen den beiden ein furioser Kampf, bei dem Spot schließlich das Zünglein an der Waage spielt. In „Die Klinge der Götter“ macht Usagi einen Ausflug ins Fantasy Genre. Mit Jei trifft er erstmals auf den dämonischen Feind, der angeblich von den Göttern geleitet wird. Oder ist er einfach nur irre? Auf jeden Fall umgibt dem seltsamen Gegenspieler eine Lovecraft’sche Aura der Kälte und des Unheimlichen. Und der nächtliche Kampf inmitten von Blitz und Donner ist einmal mehr von Sakai virtuos choreographiert.
Wenn wir von dem Figurenensemble reden, darf natürlich Nashorn und Kopfgeldjäger Gen nicht fehlen, der einen wertvollen Becher für eine Tee-Zeremonie überbringen muss. Hier wird die Story („Der Oware-Becher“) wieder etwas leichter, mit Gen, der immer wieder Usagi zu überlisten versucht (und umgekehrt) hält stets der Humor Einzug in die Geschichten. Wer genau hinschaut, kann auch wieder wie in Band 1 einen kleinen Gastauftritt von Groo dem Wanderer entdecken (Sakai letterte einst Groo Hefte von Mad-Ikone Sergio Aragonés). „Das Geschenk“ lässt Usagi dann wieder mit Kriegerin Tomoe Ame zusammentreffen. Die sucht nach einem gestohlenen, wertvollen Schwert, das dem Shogun als Geschenk zugedacht war. Natürlich heftet sich Usagi auf die Fährte des Diebes. Und zu guter Letzt bietet der Band noch ein kleines Schmankerl: ein Cross-Over mit den Teenage Mutant Ninja Turtles, genauer gesagt mit Leonardo, den es auf magischer Weise und nicht zum letzten Mal (wir erinnern an den TMNT/Usagi-Einzelband), in die Welt und die Zeit Usagis verschlägt.
Mit der „neuen“ Usagi Reihe bringt der Dantes Verlag die Serie nun endlich gewissermaßen als Gesamtausgabe in chronologischer Reihenfolge heraus. Parallel erscheinen frühe Bände (mit Start mit der Nr. 1) und spätere (hier beginnt der Verlag mit der Nr. 8). Im Inhalt und der Aufmachung folgt man damit den US-Bänden von Fantagraphics Books. Nach und nach werden damit die Veröffentlichungs-Lücken geschlossen, aktuell ist Band 10 erhältlich – dazu in Kürze mehr. (bw)
Usagi Yojimbo, Band 3: Der Weg des Wanderers
Text & Bilder: Stan Sakai
144 Seiten in schwarz-weiß, Softcover
Dantes Verlag
15,95 Euro
ISBN: 978-3-946952-17-6