Nachdem er schweren Herzens seinen Sohn Jotaro wieder in sichere Obhut gab, ist Usagi nun wieder alleine unterwegs. Viel Zeit zum Grübeln – er offenbarte Jotaro seine Vaterschaft nie – bleibt ihm freilich nicht, wird er doch gleich wieder und gegen seinen Willen in ein gefährliches Abenteuer hineingezogen, bei dem es um den Transport und die Ãœbergabe eines ominösen Päckchens geht („Schmuggelware“). Wer weiß, vielleicht hat sich sogar der große Martin Scorsese von der Episode zu einem seiner Filme inspirieren lassen… Die Einzelhefte, die in diesem Band gesammelt sind, erschienen im Jahr 2004 bei Dark Horse. Die Serie war damit 20 Jahre alt. Und ja, bald feiern Stan Sakai und sein Hase den Vierzigsten. Ein Autor/Zeichner, der (s)eine Serie über 40 Jahre betreut – das dürfte dann so ziemlich einmalig in der US-Comic-Historie sein.
Mit dem 20. Sammelband – also passend zum Jubiläum (wie auch zum Preis) schlägt Sakai nach den Jotaro-Geschichten einen neuen Weg ein, wobei er Usagi ein ums andere Mal außen vor und anderen bekannten Serien-Protagonisten das Feld überlässt. Was letztendlich diversen oder wieder aufgegriffenen neuen Handlungsbögen Tür und Tor öffnen mag: So begegnen wir einem vermeintlichen Robin Hood der Edo-Zeit samt Gegenspieler („Schnappt die Ratte!“) und in „Träume und Alpträume“ feiert ein alter Feind sein schauriges „Comeback“, indirekt fortgesetzt mit einer Episode, in der einmal mehr Gen die Hauptrolle spielt. Später greift Sakai erneut auf eine Traumsequenz (?) zurück, in der Tomoe Ame, Fürst Noriyukis Leibwächterin, im Mittelpunkt steht („Nebel“).
Dazwischen treffen wir wieder Usagi in zwei Geschichten mit schon fast kurioser Thematik: so begleitet er widerwillig, aber seinem „Berufsethos“ folgend eine alte, stets grantelnde Dame („Der gemietete Samurai“) und begegnet einem unkonventionellen Erfinder, der den Typus des zerstreuten Professor verkörpert und der sich unwissentlich und naiv in große Gefahr begibt („Je ‘nen Hasen fliegen gesehen?“). In allen Storys dieses Bandes erweist sich Stan Sakai einmal mehr als meisterlicher Erzähler, dem es mühelos gelingt sich nicht zu widerholen und der höchst abwechslungsreiche (Kurz-) Geschichten kredenzt, die gerne versöhnlich aber durchaus auch tragisch aufgelöst werden. Nachdenkliche Episoden, in denen Menschlichkeit und Vernunft Trumpf sind, natürlich wie immer durchsetzt mit Kampf- und Action-Sequenzen und Fantasy-Elementen. Langweilig wird es also nie. (bw)
Usagi Yojimbo, Band 20: Flüchtige Einblicke in die Arbeit des Todes
Text & Bilder: Stan Sakai
192 Seiten in schwarz-weiß, Softcover
Dantes Verlag
20 Euro
ISBN: 978-3-946952-77-0