Unendliche Weiten. Für den Serienableger seines Dauerbrenners hatte sich Stan Sakai ausgerechnet einen Science Fiction Hintergrund ausgesucht. Samurais im Weltall? Wie ist es ihm gelungen, die tief verwurzelten uralten Traditionen, Sitten und Gebräuche, die seine Geschichten kenn- und auszeichnen, und vor allem die Figuren aus Usagi Yojimbo in seine bereits in den 90er Jahren erschienene Weltraumoper zu transferieren? Kann so etwas überhaupt klappen? Finden wir es heraus. Denn im Dantes Verlag, der verlegerischen Deutschen Heimat von Leibwächter Hase, sind jüngst (und endlich!) alle Space Usagi Geschichten – drei zusammenhängende Miniserien mit jeweils drei Kapiteln und zwei kurze Episoden – in einem dicken Sammelband erschienen, der wahlweise auch als limitierte Hardcover-Edition erhältlich ist.
In „Tod und Ehre“, dem ersten Dreiteiler, nimmt die Katastrophe bereits ihren Lauf. Die kriegerischen Kajitori, im ganzen All berüchtigt und Feinde des Shirohoshi Clans, dem Usagi angehört, greifen die Weltallfestung, die „Burg des weißen Sterns“ an, die um den Shirohoshi-Heimatplaneten kreist. Dabei kommt Fürst Hideaki ums Leben. Seinem Sohn und Nachfolger Prinz Kiyoshi gelingt gemeinsam mit Usagi die Flucht in Richtung des Systems des benachbarten Mino-Clans. Kiyoshi, Usagis Schützling, kennt das Versteck des in Sicherheit gebrachten Clanvermögens der Shirohoshi, wie auch die geheimen Codes zur strategisch militärischen Datenbank. An beidem sind die Kajitori um Admiral Niiro selbstredend höchst interessiert…
„Im Zeichen des weißen Sterns“: inzwischen haben Usagi und Kiyoshi neue Verbündete gewonnen. Um die in der Burg verborgenen Daten, mit denen sich mächtige Waffen lenken lassen, vor den Kajitori zu sichern und zu transferieren, wagt sich Usagi mit einem kleinen Trupp dorthin zurück. Doch ihr Eindringen in die Burg bleibt nicht lange verborgen, weshalb ein tödlicher Wettlauf um die Codes beginnt. „Krieger“, der abschließende Dreiteiler handelt von dem Kampf um den versteckten Shirohoshi-Schatz, der entbrennt, nachdem ein neuer, unerwarteter Gegner auf der Bildfläche erschienen ist. In „Unterm selben Himmel“ jagt Usagi den Mörder seines Vaters und in „Heute ein Hase, morgen ein Hase“ begegnet er in einer witzigen Episode seinem Vergangenheits-Ich aus der Hauptserie.
Die Usagi-Weltraumoper hält stets die Balance zwischen altbekannter Serien-Tradition und SciFi-Moderne. So duelliert man sich gleichermaßen mit Blastern wie auch mit Samurai-Schwertern, die als „arkane Katanas“ energetisch aufgeladen werden können. Was nicht die einzige Parallele zu Star Wars darstellt, denken wir nur an den Robot-Spot, der hier eine ähnliche Rolle wie R2D2 spielt. Die Kajitori entsprechen dem Galaktischen Imperium, inkl. einer Kaiserin, deren Part an den des Imperators Palpatine erinnert. Aber auch aus dem „normalen“ Usagi-Universum begegnen wir einigen bekannten Figuren, die Sakai den neuen Gegebenheiten anpasst und teils sogar mit technischen SciFi-Gimmicks ausstattet. Sowohl auf Seiten Usagis wie auch bei den Gegnern.
Dazu gibt es originelle neue Ideen wie die gigantischen Weltraumschildkröten. Und ganz wie in alten Pulp-Zeiten kämpft man nicht nur gegen Verräter und Feinde, sondern auch gegen Ungeheuer, wie Dinos oder Rieseninsekten – Godzilla & Co. lassen grüßen. Somit erweist sich Stan Sakai einmal mehr als herausragender Geschichtenerzähler, der gewohnt die Spannung hochhält und dabei immer wieder Action serviert – vom veritablen, althergebrachten Duell bis zur Weltraumschlacht. Auch wenn er dabei nicht alle traditionelle Elemente, die die Stories der Hauptserie gerne auszeichnen, anbringen kann. Die Hardcover-Ausgabe mit Variant-Cover und Artprint ist übrigens auf 222 Exemplare limitiert. (bw)
Space Usagi
Text & Bilder: Stan Sakai
296 Seiten in Schwarz-Weiß, Softcover
Dantes Verlag
25 Euro
ISBN: 978-3-946952-71-8