Immer mehr „Altgediente“ aus „Descender“, der Vorgängerserie, bevölkern die diversen Storylines, in denen Autor Jeff Lemire seine Charaktere wieder einmal auf gefährliche Reisen schickt. Zuletzt tauchte sogar Bohrer, jener Robot mit dem spröden Charme, wieder auf (siehe Cover). Hauptfigur bleibt dabei aber Mila, Tochter von Effie und Andy, die u.a. gemeinsam mit Telsa versucht, den Planeten Sampson zu verlassen. Ihr Ziel: die Sternenkarte, die Robo-Hund Bandit besitzt, wiederherzustellen und damit den verschollenen TIM-21 zu finden. Auch Andy und Effie, inzwischen wieder vereint, schlagen sich durch, werden von General Vix gejagt und erhalten mit dem Kämpfer Kantos unerwartete Hilfe. Und schließlich begleiten wir den Fall der vermeintlich allumfassend wie despotisch herrschenden „Mutter“, die von ihrer Schwester rabiat und bisher von der Öffentlichkeit verborgen entmachtet wurde.
Lemire bleibt hier wie gewohnt und erwartet seinem Stil treu und treibt seine Charaktere beständig voran. Jeder Weg und jede Storyline führen dabei zu neuen Geheimnissen und Mysterien, die sich vor dem Leser auftürmen, nur um dann behutsam, nach und nach – manchmal schnell und manchmal weniger schnell -, umgestoßen, sprich enthüllt werden, meist per Cliffhanger, der dann das jeweilige Kapitel beschließt. Dabei kristallisieren sich diverse Ziele heraus, die die verschiedenen Charaktere anstreben: Die Quelle aller Magie zu finden und damit noch mehr Macht erlangen. Das Geheimnis um die Harvester doch noch zu lösen und eine etwaige Verbindung zwischen den Harvestern und dem (Wieder-)Auftauchen der Magie zu enthüllen. Doch zuerst heißt es, Mutters Schergen zu entfliehen und die Figuren nach und nach wieder zusammenzuführen – bis zu einem zu erwartenden Finale.
Magie beherrscht die Welten des ehemaligen UGC (United Galactic Council), die nach der verheerenden Harvester-Katastrophe nur noch dünn besiedelt sind. Sämtliche Robots sind verschwunden und sowieso verboten, wie auch Raumschiffe und moderne Technik. Das neue Fantasy-Universum ist rückständig und macht es Mutters Schergen, v.a. den Vampiren einfach, ein umfassendes Terror- und Überwachungs-Regime zu errichten. Irgendwo verborgen scheint es dennoch UGC-Rebellen zu geben, in deren Reihen offenbar ebenfalls ein mächtiger Magier. Inzwischen versucht Mizerd, der in Mila großes Potenzial sieht, das Mädchen in Magie zu schulen – nicht das einzige Motiv, das Jeff Lemire aus Star Wars geborgt hat, wo Yoda seinen jungen Padawan in die Geheimnisse der Macht einweiht.
Natürlich sind auch die Hefte 11-14 der Serie, die in diesem Sammelband zusammengefasst sind, wieder von Dustin Nguyen gezeichnet, der die beiden Reihen ebenso prägt(e) wie sein Autor Jeff Lemire. Sein feiner und akzentuierter Aquarell-Stil, der sich gerne auf das Wesentliche konzentriert und dabei viel Mut zu (weißen) Lücken zeigt, ist schon lange nicht mehr wegzudenken. Und Lemire versteht es nach wie vor, zu fesseln. Manchmal verschaukelt er den Leser (siehe das „Schicksal“ von Effie), weiß aber stets zu überraschen, auch wenn man mit dem ein- oder andere rechnet. Insofern ist „Ascender“ beileibe kein Fantasy-Aufguss seines Sci-Fi Vorgängers, auch wenn er die alte Crew immer mehr zusammenführt. Neue Schurken und bekannte, fast liebgewonnene Charaktere. Das hat absolut seinen Reiz. Daher gilt noch immer: „Bohrer sein echter Killer!“ (bw)
Ascender, Band 3: Der digitale Magier
Text: Jeff Lemire
Bilder: Dustin Nguyen
96 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
19,80 Euro
ISBN: 978-3-96219-376-8