Beziehungstherapie klappt auch im multidimensionalen Raum. Auf der Suche nach ihren Kindern Nat und Pia hetzen Grant McKay und seine entfremdete Holde Sara durch alle Welten des Eververse, nur um sich plötzlich von einer wohlwollenden Psychiaterin konfrontiert zu sehen, die ihnen erstaunliches mitteilt. Für die „Interstellare Institution zur Wiederherstellung der Ehe“ arbeitet sie und soll die beiden Dimensionsreisenden davon überzeugen, dass ihre ständige Hin- und Her-Springerei das Eververse gewaltig durcheinanderbringt. Der Missetäter Kadir hat das dunkle Neververse aktiviert, und Grants und Saras Erschütterungen bringen den Zusammenhalt des ganzen Universums durcheinander.
Um die beiden zur Raison zu bringen, schickt sie die Psychiaterin – die sich als Brenda, ihre Tochter aus einer anderen Dimension vorstellt – in diverse Parallel-Welten, in denen die alles (scheinbar) noch heile ist. So etwa findet sich Sara am Broadway wieder, wo sie ihren Traum lebt, als Musical-Sängerin Sara Flores Erfolge zu feiern. Aber die kluge Brenda analysiert die kaputten Psychen von Sara ebenso wie von Grant und führt ihnen vor Augen, dass sie in keiner Welt glücklich sein können – zu vertrackt ist ihre psychologische Befindlichkeit.
Als die hoffnungslosen Fälle im All ausgesetzt werden, finden sie sich auf einem menschenleeren Planeten wieder, wo eine Party mit alten Bekannten läuft, die nichts anderes ist als die Hochzeit von Dimensions-Varianten des zerstrittenen Ex-Paars. Durchaus gerührt verzeihen sich Grant und Sara ihre Verfehlungen – worauf Grant zum Kern der Zwiebel vordringen will, der ersten Dimension, die der Quell für alle folgenden Versionen ist. Der einzige Weg dahin ist ein Pfeilerbohrer, der als unangenehme Nebenwirkung allerdings Wurmlöcher aufreißt…
Hobby-Psychologen hätten ihre diebische Freude an der Zielgerade, auf die Rick Remender (u.a. „Low“, „Deadly Class“) seine wilde Dimensionsjagd langsam schickt. Standen bislang exotische Welten und bizarre Konfrontationen auf der Tagesordnung, müssen sich Grant McKay und seine Frau nun mit dem finstersten aller Widersacher einlassen: ihrer eigenen Psyche, die aufgrund von Verletzungen der Vergangenheit des eigene Glück immer wieder unbewusst sabotiert. Soweit, so bekannt und sattsam erlebt bei allen Beziehungs-Kaputniks der Welt, deren scheinbares „Pech in der Liebe“ in der Regel aus dem eigenen Inneren stammt.
Dagegen stellt Remender allerdings das Fünkchen Hoffnung, dass die Kinder Nat und Pia, symbolisch für alles Positive aus Grants und Saras Verbindung, doch in irgendeiner Ecke des Multiversums überlebt haben – wozu wir am Ende auch durchaus berechtige Annahmen treffen dürfen. Es geht ans Eingemachte und zum Schluss-Spurt in dieser wie immer furiosen, dystopischen und in diesem Band auch tiefenspychologischen Ausgabe. Der vorliegende Band enthält die Episoden 35-38 der Black Science-Reihe und bringt damit die vollständige Storyline „Later than you think“. Band 9 mit dem Grande Finale ist in Vorbereitung. (hb)
Black Science, Band 8: Später als du denkst
Text: Rick Remender
Bilder: Matteo Scalera, Moreno Dinisio
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
22 Euro
ISBN: 978-3-96219-075-0