Unglücklich ist die Figur im besten Falle, die Grant McKay da gerade abgibt: auf seiner Jagd durch das Multiversum, das er dank der missglückten Experimente mit einem Dimensionspfeiler gehörig durcheinanderwirbelt, sind ihm beide Kinder abhandengekommen. Immerhin gelingt es ihm, seine Tochter Pia zu lokalisieren, die sich gerade anschickt, einen äonenalten Krieg zwischen drei verschiedenen Götter-Rassen zu befrieden. McKay bringt es fertig, buchstäblich mitten in die Feierlichkeiten hineinzuplatzen und mit seinem Pfeiler die wertvollen Artefakte namens Omnimide zu zerstören, die den Schlüssel zum zerbrechlichen Friedensprozess bilden.
Das finden die angereisten Würdenträger gar nicht witzig, aber man einigt sich darauf, dem Fremdling die Chance zu geben, sich zu erklären. Die vergeigt der gute Grant allerdings gewaltig – beim eigens einberufenen Festmahl besäuft er sich ordentlich und beleidigt auch noch eine der staatstragenden Damen. Somit bleibt nur noch in letzter Weg: er muss in die Wildnis ziehen, um der bösen Hexe Doxto das Ochsenherz von Romador abzujagen, das einzige Mittel, das die kaputten Artefakte wieder in Ordnung bringen kann. McKay macht sich reumütig auf die Suche und treibt in der Tat die alte Vettel nebst dem wertvollen Herzen auf – aber die Hexe hat eine Bedingung: McKay kann das Herz haben, wenn sie im Gegenzug seinen größten Schatz bekommt: seinen Verstand und damit die Schwarze Wissenschaft der Dimensionsreisen selbst…
Nach den sinnverwirrend-psychedelischen Ausritten der ersten Black Science-Episoden serviert Rick Remender (u.a. Low, Devolution) in diesen Folgen nun eine Mischung aus straighter Abenteuer-Story, Horror, Action – und Komödie. Waren die anfänglichen Kapitel noch von Grants Selbstvorwürfen, der verzweifelten Suche nach den verlorenen Kindern, der bangen Frage nach Elternpflicht und anderen schweren Themen bestimmt, darf nun zumindest in den Eingangsszenen gelacht werden: da säbelt Grant mit seinem abstürzenden Pfeiler einen ganzen Tempel nieder, im Wald unterhält er sich bestens mit seinem Pferd Spaghetti, die freundliche alte Dame entpuppt sich – natürlich – als Witwe, und selbst über seinen anschließenden Zustand mit Normal-IQ kann sich McKay wunderbar ergötzen.
Als die Geschehnisse dann allerdings zurück auf die Erde schwenken, dominieren wieder Schwermut und Düsterkeit: Pia muss feststellen, dass ihre Mutter sie aufgegeben hat und mit Kadir gemeinsame Sache macht, der Grants Experiment einst sabotiert hat – und hinter allem steht der finstere Auftraggeber Block, dem alles Leid ziemlich egal ist, wenn er mit der revolutionären Erfindung der Pfeiler nur seinen Reibach machen kann. Insofern leichter und flotter zu lesen als die Vorgänger, optisch gelungen stilisiert und packend inszeniert von Matteo Scalera – unterm Strich ein schmissiges Vergnügen, das in jedem Fall Lust auf mehr schwarze Wissenschaft macht. Der vorliegende Band versammelt unter dem Titel „Schuld und Sühne“ die US-Ausgaben „Black Science“ 22-25, die auch bereits als Sammelband „True Atonement“ zu haben waren, als hübsches Hardcover mit kleiner Cover-Galerie. (hb)
Black Science, Band 5: Schuld und Sühne
Text: Rick Remender
Bilder: Matteo Scalera, Moreno Dinisio
104 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
19,80 Euro
ISBN: 978-3-96219-072-9