Parallel, Band 2 (Splitter)

Juli 18, 2018

Spieglein Spieglein an der Wand: bestenfalls ein Zerrbild der guten alten Erde hatte die Besatzung des Raumers Hybris (nomen est omen!) bei ihrer Suche nach einer Fluchtmöglichkeit für die von Rohstoffmangel geplagte Weltbevölkerung vorgefunden. Der eisige Planet mit rabiaten Ureinwohnern stellt sich relativ bald als eine duplizierte Erde in einem Parallel-Universum heraus, die im Jahr 2070 durch Zündung verhängnisvoller Waffen entstanden ist. Im von Strahlung verwüsteten, zerfallenen New York suchen Kapitän Kassidy und seine Mannschaft nach Hinweisen auf die Wahrheit, immer in interdimensionaler Funkverbindung mit dem Präsidenten der „echten“ Erde.

Bald findet man heraus, dass die kälteresistenten, seltsam zombifizierten Bewohner dieser Spiegelwelt niemand anderes sind als die letzten Überlebenden des finalen Biowaffenangriffs von 2070, der unfassbare Mutationen hervorrief. Kassidy flieht vor den Horden mit seinem Häuflein in den Central Park, wo er schemenhaft ein Kind zu erkennen glaubt: ist das etwa sein Sohn Stephen, den er bei seinem Aufbruch ins All zu Hause zurückließ? Aber zunächst einmal muss er sich mit den angreifenden Monstern auseinandersetzen, deren Anführer eine seltsam vertraute Kombination trägt – komplett mit Namensschild „Sylan Kassidy“…

„Du bist…ich?“ So quittiert der verdutzte Commander die Erkenntnis, dass nicht nur die Erde, sondern auch die marodierenden Überlebenden mahnende Zerrbilder sind: Menetekel eines Schicksals, das die Erdbevölkerung in ihrer grenzenlosen Überheblichkeit – eben der Hybris, die sie ironischerweise im Namen ihres Forschungsschiffs versinnbildlicht, das eine Flucht vom sterbenden Planeten ermöglichen soll – höchst selbst heraufbeschworen hat. Das Motiv der Multiversen (mittlerweile in sämtlichen DC-Fernsehserien ein probates Mittel, um spaßige Crossovers mit Flash, Arrow und Supergirl zu ermöglichen) wird hier ins Extrem geführt und pervertiert, gemischt mit einer guten Prise Star Trek (wir denken an die Episode „Mirror Mirror“ mit verkehrten Rollen) und postapokalyptischer, bioinduzierten Zombie-Alpträume à la Resident Evil – oder schlicht und einfach dem guten alten SF-Reißer „2071 – Mutan-Bestien gegen Roboter“.

Rein storytechnisch bringt Philippe Pelaez keine wirklich neuen Aspekte, die Handlung schreitet folgerichtig fort, wobei sich durch die parallelen Handlungsstränge auf den beiden Erden wirkungsvolle Kontraste bieten, vor allem in den Szenen, in denen die Dimensionen ineinander fließen und sprichwörtliche Schatten in die Gegenwelt werfen. Zeichnerisch wirkt das Ganze dieses Mal etwas weniger ausgefeilt, fast ein wenig gehuscht von Laval Ng, aber dem gesamten Vergnügen tut das nicht allzu viel Abbruch. Band 3 ist bereits in Vorbereitung. (hb)

Parallel, Band 2: Win-win
Text: Philippe Pelaez
Bilder: Laval Ng
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-547-3

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