Katanga, Band 3 (Splitter)

September 12, 2019
Katanga, Band 3 (Splitter Verlag)

Anfang 1961 ist die Lage in Katanga, der rohstoffreichen, abtrünnigen Provinz des ehemaligen Belgisch-Kongo, nach wie vor brisant. Der „Staat“ Katanga, der sich mit Unterstützung des mächtigen belgischen Bergbaukonzerns UMHK einseitig für unabhängig erklärte und international freilich kaum anerkannt wird, wird nur vier Jahre bestehen. Jetzt brodelt es dort, denn gerade wurde Patrice Lumumba, der ehemalige, in den sogenannten Kongo-Wirren abgesetzte Premierminister in Katanga erschossen. Ein von oben angeordnetes (und bis heute in seiner Aufklärung umstrittenes) Verbrechen, bei dem einmal mehr Armand Orsini, der Sonderberater des katangischen Innenministers Munongo, die Strippen zog. Aber eigentlich hat Orsini Wichtigeres zu tun. Denn auch er ist hinter den Diamanten her, die Charlie bei sich trägt. Doch zuvor muss Orsini dafür sorgen, dass er in dieser Sache seinen Boss Munongo aussticht.

Auf der anderen Seite stehen Charlie und der Söldner-Chef Cantor, die sich durch den Dschungel schlagen und eine Zweckgemeinschaft bilden. Die Diamanten machen’s möglich. In Albertville (heute Kalemie) am Tanganjikasee wollen sie die Steine an Bernard Forthys verkaufen, Chef der UMHK in Katanga. Der will sich damit seinen Lebensabend finanzieren, am besten mit seiner Mätresse Alicia, die ebenso Orsini zu Willen und zudem noch die Schwester von Charlie ist. Alicia ist um das Wohl ihres Bruders besorgt und glaubt zu dessen Schutz mit Forthys einen Deal ausgehandelt zu haben. Doch Orsini erweist sich als äußerst clever und taucht ebenfalls gemeinsam mit seinem Nazi-Söldner Gunther in Albertville auf. Bis es schlussendlich zum finalen Showdown kommt. Und der wird kaum Gewinner hinterlassen…

Die Gier nach Geld, nach einem sorgenfreien Dasein (das definitiv nicht in Katanga oder im Kongo stattfinden soll) bestimmen das Finale der Reihe. Die Millionen schweren Diamanten werden endgültig zum Mittelpunkt, auf den sich die Geschichte aller Beteiligten konzentriert: Der Söldner Cantor träumt vergleichsweise bescheiden von einer Kneipe. Forthys will sich als vermögender Mann zur Ruhe setzen, am besten gemeinsam mit Alicia. Orsini lässt sowieso instinktiv immer seiner opportunistischen Spürnase freien Lauf. Die afrikanischen Politiker streben nach Macht und Charlie will einfach überleben und anderswo – auch mit seiner Schwester Alicia – ein neues, ruhiges Leben führen. Dass nicht alle frommen Wünsche hier in Erfüllung gehen, scheint klar. Dennoch gelingt es den Beteiligten, sich durch die politischen Wirren zu lavieren, Gewaltexzesse zu überleben und persönliche Intrigen zu überstehen. Bis es zum großen, dramatischen Finale kommt, das ganz unprätentiös auf einem anonymen Rollfeld stattfindet.

Zuvor erfahren wir noch Näheres über die Vergangenheit der Geschwister Charlie und Alicia. Sie lernte schon früh, den Männern zu gefallen, um zu überleben. Und ihm ging die Ehre der Familie und das Leben seiner Schwester schon immer über alles. Das komplexe Handlungsgeflecht mit den von Gier getriebenen Personen wird von Autor Fabien Nury (u.a. „Kaiserin Charlotte“, „Silas Corey“, „Tyler Cross“) eingebettet in die blutige Geschichte Katangas und des Kongo nach der Unabhängigkeit von Belgien. Anfang der Sechziger Jahre herrschen dort noch immer fremde, postkoloniale Interessen vor. Am Ende mag es zwar einen lachenden Dritten geben und sich ein Kreis schließen, aber dennoch droht sich Historie zu wiederholen, als erneut Söldner angeheuert werden sollen (und auch wurden). Die Inszenierung von Zeichner Sylvain Vallée („Es war einmal in Frankreich“), mit ihren markanten, überzeichneten Figuren, ist einmal mehr meisterlich und gipfelt in dem actionreichen Finale, als das „Gebet“ Cantors als innerer Monolog das brutale Geschehen bis zum bitteren Ende begleitet. (bw)

Katanga, Band 3: Dispersion
Text: Fabien Nury
Bilder: Sylvain Vallée
68 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
17 Euro

ISBN: 978-3-96219-133-7

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