Colorado, 1868. Eigentlich hat’s Morgan Finch, genannt Duke, geschafft. Hat seinem alten Leben als Mann fürs Grobe, der für Marshal Sharp und den beinahe allmächtigen Minenbesitzer Mullins die Dreckarbeit erledigte, Adieu gesagt. Ist mit seiner Liebsten, der Bardame Peggy, aus Ogden nach Pueblo gezogen und ist somit außer Schusslinie – im wahrsten Sinne des Wortes. Eigentlich. Denn als eine Mörderbande skrupellos und brutal Postkutschen überfällt und die Passagiere tötet, folgt Duke widerwillig noch einmal Sharps Ruf, um die Jagd nach den Outlaws zu organisieren und zu leiten. Peggy lässt er schweren Herzens zurück. Wieder einmal. Bald nimmt die Strafexpedition die Fährte der Bande auf und trifft ein junges Mädchen, das als einzige den letzten Postkutschenüberfall überlebte und seitdem schwer traumatisiert in den Wäldern herumirrt. Und als Duke die Bande schließlich stellen kann, wird er völlig überraschend mit einem Teil seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert, den er längst vergessen geglaubt hatte…
Teil 2 von Hermanns neuer Westernserie (der Gestaltung des Buchrückens zufolge könnte es auch nur eine Trilogie werden), der ersten seit „Comanche“, die inzwischen längst zu einem franko-belgischen Comic-Klassiker geworden ist. Natürlich vergleicht man die Helden der beiden Serien, hier Duke Finch, dort Red Dust. Beide sind starrköpfige Westerner, aber während Red Dust der klassische Loner ist (der seine Abenteuer später gänzlich ohne die titelgebende Ranchbesitzerin Comanche besteht), gewähren Hermann und sein Sohn Yves, der hier einmal mehr als Autor fungiert, Einblicke in Dukes Privatleben und in seine Familie: Sein Bruder Clem scheint ein veritabler Trinker und Spieler zu sein (und steht wohl in Band 3 im Mittelpunkt), seine Freundin Peggy muss er ein ums andere mal enttäuschen und verlassen. Und schließlich holt ihn seine Vergangenheit ein, als er hier nach zwanzig Jahren unverhofft seine Jugendliebe wieder trifft, unter denkbar ungünstigsten Umständen. Obschon auch ein harter Hund, den nichts von seinem Weg abbringen kann, lässt Duke das Charisma seines „Serien-Vorgängers“ Red Dust vermissen. Er erscheint eher als Zweifler, als einer, der seinen Job eben machen muss.
Stand in Band 1 als persönlicher Rachefeldzug Dukes die Jagd auf McCaulky im Mittelpunkt, lässt er sich nun nach einigem Zögern und Zaudern in den Dienst der Gerechtigkeit und des Gesetzes stellen, um der brutalen Mörderbande gemeinsam mit Marshal Sharp und einigen anderen den Garaus zu machen, ähnlich wie das einst Red Dust mit seinen Sheriffs auf der Jagd nach der Ruhmann-Bande tat, in einem der besten Bände der Comanche-Reihe. „Wer tötet…“ startet mit einem fulminant inszenierten, brutalen Überfall, ehe sich das Geschehen zwischen Duke und dem im Wald herumirrenden Mädchen aufteilt, bis sich deren Wege Richtung Finale treffen. Hermanns direkt aufgetragene Farben sind dabei wieder sehr kräftig, vor allem die Natur ist üppig und bunt ausgestaltet. Und natürlich gibt es wieder diverse stimmungsvolle Abend- und Nachtszenen, in denen Hermann wieder seine Meisterschaft unter Beweis stellt, auch wenn die Gesichter der Personen immer mal hakelig daherkommen. Nach dem erwarteten Showdown geht der Band in die Verlängerung, in der Duke mit seiner Vergangenheit absch(l)ießt, worauf wohl Cover und Titel des Bandes anspielen. (bw)
Duke, Band 2: Wer tötet…
Text: Yves H.
Bilder: Hermann
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Erko Verlag
14,95 Euro
ISBN: 978-90-89821-37-9