Zurück in Greenstone Falls währt die Wiedersehensfeier zwischen Red Dust und der Comtesse in deren Velvet Spur Saloon nicht lange. Denn Dust trifft dort Addison de Vega, der zwei negative Eigenschaften vereint: er ist Städter UND Versicherungsvertreter. Ruckzuck kommt es zum Streit, in den unerwartet Comanche platzt. Denn die Triple Six Ranch brennt. Kein Einzelfall. Auch andere Ranches werden Opfer von plötzlichen Feuersbrünsten. Steckt de Vega dahinter? Will er auf so skrupellose Art seine Versicherungen an den Mann bringen? Was hat es mit den offenbar gefälschten Indianerpfeilen auf sich, die am Tatort gefunden werden? Und was wurde aus dem Ersparten der Ranchbesitzer? Zusammen mit Mondflecken beginnt Dust eine unerbittliche Jagd auf de Vega. Doch liegt der Fall wirklich so klar?
Red Dusts Rückkehr nach Greenstone Falls, wo der geplante Fortschritt einen Dämpfer erlitten hat: Keine Gaslampen brennen in den Straßen, kein Omnibus, der von Pferden gezogen wird. Der Wilde Westen lebt noch. Hier rudert Greg also zurück. Muss er auch, sonst wäre die Mär von feuerlegenden Indianern noch ein Stück unglaubwürdiger, als sie es für die Hauptakteure ohnehin schon ist. Alles ist also (fast) beim Alten. Im Saloon der Comtesse wird Red Dust beim Wiedersehen sogar als ein Gründungsvater der Stadt gepriesen. Alles bestens, wäre da nicht doch ein Stück Fortschritt, in Person des aalglatten Versicherungshais de Vega, in dem Red Dust, entgegen seiner sonst sachlichen und überlegten Art, sofort die Ursache allen Übels sieht. Doch dem Leser und allen übrigen handelnden Personen ist auch schnell klar, dass de Vega nicht hinter den Brandanschlägen steckt. So entwickelt sich eine untypische Wildwest-Story, die Krimi- und Thriller-Elemente beinhaltet und die mit der Auflösung dann eher unspektakulär einen alten Bekannten präsentiert, der bei seinem wortlosen Kurzauftritt natürlich sein gerechtes Fett abkriegt.
Der vorletzte Hermann-Band ist kein absolutes Highlight der Reihe, punktet aber – wie soll es anders sein – mit Zeichnungen, die nicht nur typisches John Ford Landschafts-Flair zeigen, sondern auch an den klassischen, dreckigen Italo-Western angelehnt sind. Anders als noch zu Beginn der Reihe. So gibt es düstere Passagen, einen verruchten und gar nicht glamourösen Saloon und einen Helden, der Charakterschwäche zeigt.
Die Aufmachung und die Qualität sind wie bei allen Bänden der Reihe vorbildlich und edel. Ein Druck ist wie immer dabei. Der Sekundärteil beschäftigt sich mit Hermanns Schaffen ab 1980, zeigt einige Titelbilder und Illustrationen der französischen Gesamtausgabe und eine schöne Hommage an Buddy Longway, die ich noch nicht kannte. Mit „Das Geheimnis um Algernon Brown“ folgt demnächst der Abschluss der Comanches aus Hermanns Feder. Danach bringt Splitter die Bände, die Rouge gezeichnet hat. Bleibt die Hoffnung, dass sich Hermann wie bei Andy Morgan irgendwann doch noch erbarmt, einen neuen Band in seinem genialen Couleur Directe Stil zu zeichnen. Schön wärs schon… (bw)
Comanche, Band 9: Die Feuerteufel von Wyoming
Text: Greg
Bilder: Hermann
68 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
15,80 Euro
ISBN 978-3-86869-060-6