„Der Schrecken, der die Nacht durchflattert“ – das klingt wie ein wahrlich geflügeltes Wort, gilt allerdings nicht etwa für Halloween oder diverse Kollegen im Büroalltag. Nein, dahinter verbirgt sich eine durchaus schwungvolle Superhelden-Parodie, die 1991 als Zeichentrickserie das Licht der Welt erblickte und es in drei Staffeln auf immerhin 91 Folgen brachte. Finstere Lichtgestalt dabei ist der namensgebende Darkwing Duck, eine klassische Heldenfigur vom Schlage eines Batman, der komplett mit Geheimidentität als Eddie Erpel seine Heimatstadt Sankt Erpelsburg mehr schlecht als recht von Lumpensöhnen aller Sorten beschützt. Dabei setzt er allerlei technische Gadgets und natürlich die vollendete Kunst des Quack Fu ein – stellt sich allerdings gerne auch selten dämlich an, was ihn allerdings nicht daran hindert, in gestelzter Sprache und vollkommener Unbescheidenheit seine „ruhmreichen“ Taten zu kommentieren. Schnell absolvierte dieser verquere Möchtegern-Held auch im Comic seine Auftritte und turnte schon 1991 durch gezeichnete Seiten. 2010 schließlich startete eine neue Darkwing Duck-Serie, die hierzulande unter der Flagge der Lustigen Taschenbücher das Licht der Welt erblickt und unseren Nachwuchs-Rezensenten durchaus zu begeistern wusste…
Der Schrecken, der die Nacht durchflattert, glänzt in seiner zweiten Premium-Edition in neuem Glanz und beschützt Sankt Erpelsburg vor den fürchterlichen Fünf – bestehend aus Fiesoduck, Megavolt, Professor Buxbaum, Liquidator und Quackerjack. Unser Lieblings-Schussel-Held muss auch noch seine Herzensdame Morgana wiederfinden, die zu allem Überfluss zusammen mit Darkwings Erzfeind Fiesoduck durch ein Portal in eine andere Dimension befördert wurde. Dabei gibt es noch Hilfe der unerwarteten Art: der Pilot und Erbauer des Donnerquack Quack agiert als Darkwings Sidekick – und dieses Mal bringt er nicht seinen Vater, sondern Dingsbums Duck aus Entenhausen als Unterstützung mit. Das ist mehr als nötig, denn plötzlich wird die Stadt von einem schwarzen Schleim angegriffen, der harmlose Entenbürger böse macht, Superschurken zu etwas noch Üblerem mutieren lässt – und Krachbumm-Ente, der eigentlich eine Rüstung voller Gadgets für das Gute verwendet, zu etwas Tödlichem. Zum Glück tritt Frau Crackshell auf den Plan, die eine ordentliche Standpauke auf ihren Sprößling niedergehen lässt (Krachbumm-Ente ist das alter ego von Fenton Crackshell), was ihn prompt wieder normalisiert. Da öffnet sich denn auch das Portal, durch das Fiesoduck und Morgana entschwunden sind, und es ist an Darkwing, den Tag zu retten bzw. die Nacht zurückzuerobern…
Buch vorbei? DENKSTE! Denn wir haben noch eine weitere Geschichte auf Lager, die mit einem langen Prolog, einer Publikumsanrede direkt durch die vierte Wand nach der anderen und diversen Rückblenden glänzt, die laut Darkwing mit „p“ wie „passend für den Anlass“ eingestuft wurden, aufwartet. Vor allem aber bekommen wir es mit einem finsteren, auf die die böse Seite gewechselten Darkwing zu tun (wirklich ein sehr langer Prolog), der allerdings permanent Verbrechen verhindert anstelle sie zu begehen. In der Story „Spiel mit mir“ geht es um dann um Quakerjack, eine Art Mischung aus Joker und Toyman, der Erpel in Spielzeuge verwandeln kann. Darkwing muss außerdem noch One-Shot dem Pitcher die Tour vermasseln und Pantzerkatz das Fell über die Ohren ziehen, nicht zu vergessen das große Wahl-Debakel, das ihn während des Wahlkampfes befällt, als er sich in seiner doch eigentlich ungeliebten zivilen Identität Eddie Erpel zum Bürgermeister seiner Heimatstadt aufschwingen will. So ist Darkwing pausenlos mit Schurken beschäftigt, von den Fürchterlichen Fünf bis hin zu der F.O.W.L., der Fiesen Organisation für weltweite Lumpereien, aber unser Flattermann wäre nicht Darkwing, wenn er den Lumpensöhnen nicht stets ordentlich Mores lehrt…
Stärker noch als in der Zeichentrickserie glänzt die Comicadaption durch genüssliche Persiflagen sämtlicher Genre-Konventionen: schon die ersten Hefte des Serienneustarts von 2010 zogen unter dem Titel „The Duck Knight Returns“ die grimme Gravitas eines Frank Miller durch den Kakao, und die Schurkengalerie liest sich wie eine durchgängige Verballhornung bekannter Charaktere, von Megavolt (sprich Elektro) über Professor Buxbaum (Poison Ivy) bis hin zu Quackerjack und Eisenbeiß, einer Karikatur des Beißers aus den Bond-Filmen. Komplett mit Sidekick, Geheimidentität, Rückzugshöhle und technischer Ausstattung deluxe verhunzt Darkwing sein offenkundiges Modell Batman aufs Köstlichste, und auch mit gängigen Erzählmustern brechen die Autoren pausenlos: schon in der TV-Serie neigte Darkwing zu ausladenden Monologen und Erzählungen, die im Comic in der permanenten Publikumsanrede, aber auch offenem Disput mit den Autoren der Serie in einer Form zugespitzt werden, an der selbst Deadpool seine helle Freude hätte („Das soll ein Prolog sein??“). Dabei verknüpfen sich noch die fiktiven Enten-Universen, als mit Quack und Dingsbums Duck zwei Charaktere aus den Duck Tales eingeflochten werden – wenn das mal kein Mega-Event ist, „nach dem nichts mehr so ist wie es einmal war“…
Nach einer ersten Story-Edition in „Lustiges Taschenbuch Premium Nr. 5: Darkwing Duck – Der Schrecken der Nacht“, die neben den Entstehungsgeschichten „Ein Code in der Familie“ auch die Miller-Parodie „Die Rückkehr des dunklen Ducklers“ enthielt, legt Ehapa nun im gewohnt hochwertigen Premium-Format nach und versammelt auf insgesamt 376 Seiten weitere Abenteuer als Sankt Erpelsburg. Dabei dürfen wir mit dem „Großen Ducktales-Crossover“ und „Neues aus Sankt Erpelsburg“ deutsche Erstveröffentlichungen bestaunen, während die „Heldenhaften Klassiker“ (in erster Linie Material aus dem klassischen Boom!-Run ab 2010) schon anderweitig zu haben waren. Diese bunte Achterbahnfahrt durch Heldenklischees sollte vor allem jüngere Leser erfreuen, zu was wir unbedingt raten – frei nach Darkwings Motto: „Zwo, Eins, Risiko“ – oder besser: „Let’s get dangerous!“ (hb/tb)
Lustiges Taschenbuch Premium, Band 13 – Darkwing Duck: Der dunkle Schatten
Text: Ian Brill u.a.
Bilder: James Silvani u.a.
376 Seiten in Farbe, Softcover
Egmont Ehapa Verlag
9,95 Euro
ISBN: 978-3-8413-3113-7