Juan Ferreyra lebt in Argentinien. Gerade erscheint bei Cross Cult mit ‚Prometheus‘ sein Auftakt zum ‚Feuer und Stein‘ Vierteiler. Doch auch schon zuvor war er deutschen Comicfans kein Unbekannter, denn er hat mehrere Bände der bei Ehapa erschienenen Fantasy-Alternativwelt-Reihe ‚Rex Mundi‘ gezeichnet. Aktuell ist er ein in den USA vielbeschätfigter Künstler, wo er für DC Hefte und Cover (u.a. für Constantine, bisher zwei Bände bei Panini) zeichnet. Wir hatten die Gelegenheit, ihm einige Fragen zu stellen:
Comicleser (CL): Wie wurdest Du zum Comic-Zeichner?
Juan Ferreyra (JF): Ich habe schon immer gerne Comics gelesen. Mein Vater und meine ganze Familie waren ziemlich gut im Zeichnen und alle lasen Comics. Da ich schon in jungen Jahren zeichnete und Comics von Anfang an liebte, wusste ich, dass ich irgendwann mal welche zeichnen wollte. Als ich 18 war begann ich meine eigenen Comics in Argentinien zu veröffentlichen, bis ich eines Tages Jason Rand traf, einen australischen Autor und zusammen sandten wir eine Präsentation an Image Comics und begannen so mit ‚Small Gods‘ unsere erste Serie, von der 13 Ausgaben veröffentlicht wurden. Das war 2004.
CL: Du warst gerade zu Gast beim Comicfestival in Contern in Luxemburg. Hat es Dir gefallen? War es Dein erstes Festival in Europa? Hattest Du auch Zeit für einen Besuch in Deutschland, außer dem Flughafen?
JF: Ja, das Festival in Contern war großartig! Die Atmosphäre am Ort und unter den Leuten war super! Ich habe viele Fans von überall her treffen können! Auch alte deutsche Fans meiner Arbeiten. Es war nicht mein erstes Festival. 2009 war ich in Angouleme und signierte die französische Ausgabe von ‚Small Gods‘. Ich hatte leider nicht genug Zeit, Deutschland zu besuchen, aber ich möchte es bei meiner nächsten Reise nachholen! Berlin habe ich 2010 besucht und ich mochte es sehr!
CL: Von Deinen Comics erschienen ‚Prometheus‘ und ‚Rex Mundi‘ in Deutschland. Weisst Du, welche Deiner Comics in anderen Ländern veröffentlicht wurden?
JF: ‚Small Gods‘ in Frankreich, ‚Rex Mundi‘ auch in Spanien und Frankreich, ‚Kiss me Satan‘ in Italien, ‚Colder‘ in Argentinien und bald in Spanien, ‚Prometheus‘ auch in Frankreich.
CL: Im Sekundärteil von ‚Prometheus‘ erwähnst Du, dass Du einige Ideen bezüglich der Story hast, wie die Alien-Waffe, die Menschen und Materie aufsaugt. Wie groß ist Dein Einfluss auf die Story-Elemente in Deinen Comics?
JF: Nicht so viel aber ab und an kommt was von mir. In ‚Prometheus‘ war es meine Idee, dass der Soldat Galgo eine Waffe der Konstrukteure findet, ebenso dass diese Waffe später ein Predator findet, der die Waffe mit dem Konstrukteur in Verbindung bringt, den er jagen möchte. In ‚Colder‘ stammen Monster von mir, die bei (Autor) Paul Tobin neue Ideen auslösen.
CL: Wenn Du an Material wie der Alien-Saga arbeitest, kommst Du natürlich nicht an den Original Entwürfen von HR Giger vorbei. Hast Du Dich von ihm inspirieren lassen und wie schwierig ist es, einem so bekannten Künstler und seinem Design gerecht zu werden?
JF: Ja, ich liebe Alien! Schon immer! Als ich 1999 zum ersten Mal nach San Diego auf die Comic-Con ging, um einen Job zu suchen, hatte ich Alien Entwürfe dabei! Ich kaufte einige HR Giger Bücher und studierte seinen Stil, damit der Dschungel passte und ich Monster und Kanonen entwerfen konnte. Er ist großartig und es ist schwierig wie er zu zeichnen, aber ich hatte keine Angst, denn ich wusste, dass ich so etwas wie er nie machen könnte, ha!
CL: Du sagst, dass das Zeichnen der verschiedenen Veränderungen, die der Android Elden durchläuft, am meisten Spaß machte. Was genau hat Dich an dieser Mutation fasziniert?
JF: Ich mochte ihn, weil ich ihn gestalten konnte wie ich wollte, und mir für alle Phasen seiner Veränderung coole Ideen ausdenken konnte.
CL: Welcher ist Dein Lieblings-Alien-Film, und welche Fassung des Alien gefällt Dir am besten?
JF: Ich denke, ich mag ‚Aliens‘ am meisten – wegen der Knarren! Aber mein Lieblings Alien ist das vom ersten Film.
CL: Du lebst in Cordoba in Argentinien. Weisst Du, dass viele deutsche Fussballfans ein durchaus zwiespältiges Verhältnis zu der Stadt haben? 😉
JF: Ja, ich weiß! Und genau deswegen habe ich einige Freunde aus Österreich! Hehe, aber ich bin nicht glücklich drüber, denn wir haben die letzten drei Spiele bei Weltmeisterschaften gegen euch verloren! Vor allem das Finale im letzten Jahr! Arghhh!
CL: Dein Zeichenstil ist sehr klar und elegant. Wer sind Deine Vorbilder?
JF: Ich mag Adam Hughes, Kevin Nowlan, Alan Davis, Brian Bolland, Bryan Hitch, Stuart Immonen, Travis Charest u.v.a.
CL: Wie ist der Comicmarkt in Argentinien? Neigt er eher zum amerikanischen oder zum europäischen (franko-belgischen) Markt?
JF: Hmm, er hat ein wenig von allem: ein wenig eigenes Material, viele Superhelden und einiges aus Europa. Ich denke zur 50% amerikanisch und zu 50% argentinisch und europäisch.
CL: Es gibt zahlreiche bekannte Comic-Schaffende aus Argentinien. So arbeitet Juan Giménez im europäischen Markt, Ariel Olivetti im Amerikanischen. Wie auch Du. Wie kam es dazu und würdest Du gerne auch mal wechseln, also Alben für ‚Europa‘ zeichnen?
JF: Wir haben eine lange Tradition an argentinischen Künstlern bis in die achtziger Jahre. Es gab einen großen Markt für unsere eigenen Comics, daher haben wir viele Autoren und Zeichner. In Frankreich habe ich bereits veröffentlicht: zwei Alben für Soleil! ‚La 6eme heure‘. Das war von 2009 bis 2011.
CL: Letzte Frage: Woran arbeitest Du gerade?
JF: Ich arbeite gerade für DC Comics an der Serie ‚Gotham By Midnight‘. Außerdem zeichne ich die Cover für ‚New Suicide Squad‘ (ebenfalls DC) und arbeite gleichzeitig am Abschluss von ‚Colder‘ für Dark Horse Comics.
CL: Vielen Dank!
(hb/bw)