Zugegeben: Ridley Scott konnte 2012 mit seinem Alien-Prequel ‚Prometheus‘ die zu Recht hoch gesteckten Erwartungen – verständlicherweise – nicht gänzlich erfüllen. Dennoch gelang es ihm, mit seinem Epos um die sagenumwobenen Konstrukteure, die das Leben an sich ins Universum brachten, sein 1979 gestartetes Franchise mit neuer Komplexität aufzuladen und neben den mittlerweile sattsam bekannten Crossovers mit Predatoren und ähnlichem Viehzeugs neue Elemente hinzuzufügen. Und dass diese neuen Perspektiven und Handlungsläufe auch von dem Alien (und Predator, Terminator etc.) Haus-und-Hof-Verlag Dark Horse zur weiteren Ausbreitung dankend aufgenommen werden, kommt kaum überraschend. Allzu verlockend ist die Idee, der in Scotts Film ja nicht zurückgekehrten Expedition der Prometheus auf den Planetoiden LV-223 eine Rettungsmission hinterherzusenden, die das Schicksal der Forscher klären soll, die ausgezogen waren, die Fragen des Lebens an sich zu klären.
Ganz genau im Bilde ist die Besatzung der drei Schiffe Perses (Patrouille), Helios (Kommando) und Kadmos (Bergung) allerdings nicht, als man sich LV-223 nach zwei Jahren Kryo-Schlaf nähert: denn Kommandeurin Captain Angela Foster lässt ihre Mannschaft ganz bewusst im Glauben, es handle sich um eine der üblichen, kommerziell gutdotierten Bergungsmissionen eines verlorenen Raumers. Dass es eigentlich darum geht, zu erfahren, was genau mit Peter Weyland geschah, der die Prometheus auf die Reise schickte, um das Geheimnis der Unsterblichkeit zu entschlüsseln, behält sie zunächst einmal für sich. Alles nur so lange, bis man auf LV-223 keinesfalls die öde Wüstenei vorfindet, die man erwartet, sondern vielmehr eine von dichtem Dschungel bewachsene, feindliche Urwelt, in der es von höchst tödlichem Leben nur so wimmelt. Die verlassene Forschungsstation findet man zwar vor, entfesselt bei der Öffnung derselben allerdings eine Horde von säurebluthaltigen Killermaschinen, die wir nur allzugut kennen. Einstweilen injiziert der krebskranke Astrobiologe Frances dem Androiden Elden das überall fließende schwarze Öl, das die Konstrukteure als „Beschleuniger“ bei ihren gottgleichen Kreation einsetzten – mit fataler Wirkung: anstelle eines heilsamen Effektes stellt sich eine Mutation ein, die den Androiden in ein Mischwesen aus Konstrukteur und Alien verwandelt, der nur noch eines im Sinne hat: Rache an seinem Peiniger und an seinen Freunden. Als auch noch die doch eigentlich zum Schutz beorderten Soldaten unter der Führung des Haudegen Galgo das Weite suchen und sich das kleine Fähnlein Überlebender im abgestürzten Alien-Schiff mit einem Konstrukteur selbst konfrontiert sieht, wird es ganz eng…
Nach einem eher verhaltenen Auftakt mausert sich das Geschehen aus der Feder von Paul Tobin (der auch schon u.a. Spider-Man schrieb) schnell zur rasanten Hetzjagd, in der nach bester jump and run-Manier das Prinzip der zehn kleinen Astronauten herrscht, die einer nach dem anderen von den zunehmend alles überrennenden Aliens ins Jenseits befördert werden. Ein Rückbezug auf das filmische Prometheus-Universum besteht durchgängig kaum, allenfalls im Versuch des Astrobiologen, wie schon sein Vorgänger Weyland, den Konstrukteuren die Unsterblichkeit abzuringen. Zentral ist und bleibt der knallharte Überlebenskampf des Landungstrupps gegen die von Aliens verseuchte Dschungel-Umwelt, bei der Tobin und Illustrator Juan Ferreyra (hier unser Interview mit ihm) einige allerdings wahrhaft alptraumhafte Szenen gelingen, wie etwa die Belagerung des zur Festung abgeschotteten Landungsschiffs oder die Entdeckung der Forschungszentrale, wo die Konstrukteure nach wie vor ihre Experimente durchführen. Ferreyra hatte nach eigenen Worten eine diebische Freude an der Gestaltung von Waffen, dem zunehmend zum Xenomorph mutierenden Androiden und vor allem dem Viehzeug, das den Dschungel neben den Aliens durchstreift, was man der teilweise durchaus knackig-horrormäßigen zeichnerischen Umsetzung ansieht. Rasant, heftig, packend – so ergibt sich eine schaurig-mitreißende Achterbahnfahrt durch eine erschreckend-mörderische Welt, in der es bald nicht mehr um Geheimnisse des Universums, sondern ums nackte Überleben geht. Insgesamt ist die ‚Feuer und Stein‘-Serie auf vier Bände angelegt: bereits im Handel ist die Episode ‚Aliens‘. Bald darauf folgen ‚Aliens vs Predator‘ und ‚Predator‘. Weiteres fröhliches Gruseln ist damit garantiert. (hb)
Feuer und Stein: Prometheus
Text: Paul Tobin
Bilder: Juan Ferreyra
114 Seiten in Farbe, Softcover
CrossCult
14,80 Euro
ISBN: 978-3-86425-680-6