Letztes Jahr, 2014, gab es eine frohe Botschaft, nach der sich Fans franko-belgischer Comics und der École Marcinelle viele Jahre lang gesehnt hatten: das Marsupilami, das von André Franquin für seine Spirou-Reihe erfundene Fabeltier, kehrt endlich heim. Das Verlagshaus Dupuis hatte nach langer Zeit wieder die Rechte an der Figur erworben, die nun wieder wie einst auf den Seiten von Spirou und Fantasio erscheinen darf. Offenbar war dies Grund genug für den Carlsen Verlag, nach 14 Jahren die Soloserie des Marsupilamis neu zu veröffentlichen (damals erschienen bei Ehapa 17 Alben, nachdem Carlsen zuvor schon einmal ab 1988 elf Alben herausbrachte).
Im dichten, unzugänglichen Dschungel Palumbiens leben die Marsupilamis. Einzigartige, intelligente Tiere, gelb mit schwarzen Punkten. Und einem langen Schwanz, der sich bestens als Allzweckwaffe einsetzen lässt. In diesen Dschungel wagt sich der berühmte Großwildjäger Bring M. Backalive (!), der sich vom einfältigen Käpt’n Nusso und dessen schusseligen Gefährten Ringo mit einem alten Kutter dorthin schippern lässt, wo man Marsupilamis vermutet. Denn natürlich ist Backalive scharf darauf, eines dieser seltenen Tiere seiner Trophäensammlung einzuverleiben. Recht schnell wird mal auch fündig. Das Marsupilami taucht unversehens auf und erweist sich schlauer als gedacht. Fangen mit den üblichen Methoden eines Großwildjägers ist nicht, also konstruiert man flugs ein Falle, mit der das clevere Tierchen überlistet werden soll. Doch das geht gründlich schief und schließlich muss das Marsupilami sogar noch seinen Häschern bei einer wüsten Prügelei mit den Indianern zur Seite stehen…
Batem zeichnete das erste Solo-Album des Marsupilamis bereits 1987. Das Szenario schrieb Greg (d.i. Michel Régnier) mit dem Franquin bereits in der fünfziger Jahren zusammenarbeitete und dessen Serien Andy Morgan, Bruno Brazil (als Louis Albert), Comanche und Luc Orient allesamt Klassiker sind. Franquin behielt zeitlebens die Oberaufsicht über seine Schöpfung, deren Rechte er besaß. Batems Zeichnungen stehen dann auch ganz massiv in der Tradition Franquins. Der nervöse Strich, die vielen kleinen Details, der Sinn für Situationskomik und die dazu passende Mimik der Figuren – alles da wie vom Meister selbst gezeichnet. Folglich zünden die Gags und die skurrilen Charaktere treten ständig in alle verfügbaren Fettnäpfchen. Dafür sorgen gefräßige Piranhas, ein wild gewordener Tapir und der Indianer Ermito, der so gar nicht versteht, was sein Chef Backalive von ihm will.
Insgesamt wirkt die Serie kindlicher und damit eher für die Zielgruppe der jüngeren Generation geeignet. Das mag daran liegen, dass das Marsupilami nicht reden kann (es kommuniziert halt mit ‚huba, hubi‘ und dergleichen) und durch (zugegeben intelligente) Taten definiert wird. Oder auch an der kindlichen Sprache der Indianer. Gerade Spirou widmet sich in letzter Zeit auch gerne erwachseneren Themen (zum Beispiel Nazi-Zeit/Nachkriegszeit, aktuelle Konflikte) und ist komplexer strukturiert. Ganz typisch geht Carlsen bei der Neuauflage seinen Softcover-Weg weiter. So erscheinen auch die Spirou-Alben (logische Ausnahme: die Gesamtausgabe). Was schade ist, wertete die Hardcover-Ausgabe von Ehapa die Alben doch angenehm auf. Zum Serienstart waren übrigens Batem und der aktuelle Spirou Zeichner Yoann zu Gast auf dem Comicfestival in München, um dort für die Fans zu signieren und zu zeichnen. (bw)
Marsupilami, Band 1: Tumult in Palumbien
Text: Greg, André Franquin
Bilder: Batem
48 Seiten in Farbe, Softcover
Carlsen Verlag
9,99 Euro
ISBN: 978-3-551-79901-2