Spiral City versinkt im Chaos: ein Zerrbild der Stadt, genannt „das andere Spiral“, nähert sich der Stadt bedrohlich an. Lucy Weber, die neue Black Hammer, trauert um ihre Familie, die ein offenbar durchgeknallter Colonel Weird ermordet hat, folgt aber dennoch einem geheimnisvollen Ruf in das Spiegelbild ihrer Heimatstadt. Dort erwartet sie niemand anders als Skulldigger, der ihr eröffnet, dass nur Doktor Andromeda die Rettung vor dem Zusammenprall der Dimensionen bringen kann – eben jener Andromeda, den Lucy vor 25 Jahren umbrachte, um zu verhindern, dass dieser den grimmen Anti-Gott erweckt und ins Diesseits holt.
Skulldiggers Worten nach hat Andromeda seinerzeit in der Zerrdimension überlebt, nachdem er zu Skulldigger kam und ihm enthüllte, dass er die Parazone betrat und den Anti-Gott nur wecken wollte, um seinen verstorbenen Sohn ins Leben zurückzuholen. Lucy hat kaum Zeit, sich zu wundern, denn schon treten Sherlock Frankenstein und ein wahnwitziges Zerrbild der Liberty Squadron auf. Auf Skulldiggers Drängen hin lassen sich Lucy und er von der Truppe einfangen und in eben das Gefängnis werfen, in dem auch Andromeda in der Zweitausgabe von Spiral City liegt. In der Parazone waren Colonel Weird und Talkie Walkie ihrerseits gerade dabei, dieses Multiversum umfangreich zu kartographieren, als sie den eindringenden Andromeda entdeckten und auf dessen Spur ebenfalls auf den schlafenden Anti-Gott trafen, gerade als der verzweifelte Andromeda die Para-Zone öffnete, um seinen toten Sohn Charlie wiederzusehen…
Teil 2 im famosen Reboot/Fortsetzung der Black Hammer-Reihe, in der sich Autor Jeff Lemire mit Malachi Ward und Matthew Sheean an eine Weiterführung der Helden-Hommage um die Recken aus Spiral City machen. Dabei steht der Gedanke des Multiversums im Zentrum, das Andromeda dem grimmen Skulldigger erklärt, der nur lapidar antwortet: „Ich kenne Star Trek“ – wobei die Kopie von Spiral City und die zahlreichen Zerrbilder, die sich laut Andromeda nur in Nuancen vom Original unterscheiden, natürlich auch auf Erde 2 bis X beziehen, mit denen man sich bei DC die elegante Möglichkeit einräumte, „what if’s“ und Möglichkeiten durchzuspielen, wie etwa ein mit Lois verheirateter Superman, oder auch die schillernden Helden des Golden Age wieder zu präsentieren. Dies scheint hier im Vexierbild der Liberty Squadron durch, mit einem Grimdigger und anderen Schattenversionen der „Originale“.
Weit jenseits reiner Gedankenspiele liegt allerdings auch eine tiefe Melancholie über dem Geschehen: Andromeda, Skulldigger und auch Lucy sind letztendlich auf der Suche nach ihrer verlorenen Familie und dabei auch bereit, reine Zerrbilder und Schatten zu akzeptieren – was auch eine herzzerreißende Reminiszenz an die wohl bewegendste Black Hammer-Episode „Doctor Star und das Reich der verlorenen Hoffnung“ darstellt, in der Andromeda/Star seinen Sohn verliert. Eingeschoben ist die auch optisch abgesetzte Serie „Inspektor Insector and the Case of the Electric Boy“, in der Jeff Lemire und Zeichner Rick Tommaso den Gedanken aufnehmen, dass es eine Welt der verworfenen Ideen und Figuren gibt, in der plötzlich Lucys Sohn Joe Weber auftaucht. Zeichnerisch bieten Sheean und Ward die ganz große Geste, mit großen Panels, Übergängen und gekonnter Physiognomie, die im Anhang kenntnisreich erläutert wird. Was sollen wir sagen: Black Hammer ist und bleibt mit das Beste, was das Heldengenre derzeit zu bieten hat. (hb)
Black Hammer, Band 6 – Reborn, Buch 2
Text: Jeff Lemire
Bilder: Malachi Ward, Matthew Sheean
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
22 Euro
ISBN: 978-3-96792-226-4
