Superman: Secret Identity (Panini)

Januar 27, 2022
Superman: Secret Identity (Panini Comics)

Clark ist Superman-Fan. Na, eigentlich nicht er, sondern eher seine Eltern, die Kents. Mit der Wahl seines Vornamens haben sie sich einen vermeintlich originellen „Scherz“ erlaubt, der den jungen Clark schon Zeit seines Lebens verfolgt. Superman-Nerds bedrängen ihn, seine Mitschüler hänseln ihn, später wird er veralbert, indem man ihm eine Lois vorstellt. Gags, die er schon lange nicht mehr witzig findet und die ihn dennoch prägen. So zieht sich Clark auch mal zurück, ist gerne alleine, für sich. Bis ihm eines Tages auf einem seiner Solo-Trips wundersames widerfährt: er kann plötzlich fliegen, ist superstark und unverwundbar. Wie der Kollege aus den Comics… Was nun? Soll er sich und seine neuen Kräfte, die mit denen Supermans weitestgehend identisch sind, offen zeigen, oder im Verborgenen bleiben? Eine weitreichende Entscheidung, mit der er fortan immer wieder aufs Neue konfrontiert wird…

Kurt Busiek, verdienter Autor von modernen Klassikern wie das immer wieder neu veröffentlichte „Marvels“, erzählt hier keine der beliebten Origin-Varianten wie beispielsweise jüngst noch Frank Miller und John Romita Jr. in „Das erste Jahr“, ebenfalls mit Superman in der Hauptrolle. Wir haben hier vielmehr eine alternative Geschichte des Stählernen, realistisch angesiedelt in einer Welt wie der unseren, in der es Superhelden nur im Comic und auf Merchandise Artikeln gibt. Dass unser Normalo, unser Held, hier Clark heißt, ist dabei ein gelungener Witz, der sich als Running Gag durch die gesamte Story zieht. Er stammt hier auch nicht aus Smallville sondern aus Picketsville, er arbeitet auch nicht als Reporter, sondern wird ein erfolgreicher Buchautor. Alles also knapp daneben. Und keine echte Superhelden, keine Schurken, keine Aliens, kein Kryptonit, keine Festung der Einsamkeit etc.

Vielmehr ist für Clark die Gretchenfrage: wie kann er seine Geheimidentität, ja seine ganze Heldenexistenz erfolgreich verbergen? Wie soll er anstellen, weiter Gutes zu tun (auch ohne Superschurken gibt es genug Arbeit für ihn), ohne dass er gesehen oder bemerkt wird? Bald machen Gerüchte über ihn die Runde, was an die berühmten Elvis-Sichtungen erinnert. Und offenbar ist das FBI auf ihn angesetzt. Er wird vorsichtiger und vorsichtiger, aber kann das gut gehen? So führt er – auch später mit seiner Lois (!) – ein perfektes Doppelleben. Mit seinen Tagebucheinträgen (der Sicherheit wegen mit Schreibmaschine verfasst) gibt er uns dabei stets einen Einblick in sein kompliziertes Gefühlsleben und seine Gedankengänge. Und er altert. Wird Vater. Muss Verantwortung übernehmen. Ganz realistisch, wie wir alle.

Die vierteilige, wunderbar geschriebene Miniserie – eine der besten Superman-Storys, die mir bisher unter kamen – erschien bereits 2004 und wurde im gleichen Jahr bei uns innerhalb der Reihe DC Premium als „Superman: Geheimidentität“ erstveröffentlicht. Jetzt also die Neuauflage, wahlweise auch in einer limitierten Hardcover-Variante erhältlich (siehe links). Zeichnerisch in einem wunderbaren Realismus umgesetzt von Routinier Stuart Immonen (auch inkl. der stimmigen Farben), der uns zuletzt mit Joe Hills „Schiff der lebenden Toten“ auf einen Horror-Trip schickte. Und jedes der vier Kapitel beginnt mit Superman-Panels aus alten, klassischen Geschichten. Ein Band wie aus einem Guss, ein Muss für jeden Superhelden-Leser und für jeden Superman-Fan sowieso. (bw)

Superman: Secret Identity
Text: Kurt Busiek
Bilder: Stuart Immonen
212 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
22 Euro

ISBN: 978-3-7416-2479-7

Tags: , , , , , , ,

Comments are closed.