Zutiefst verwirrt ist er, getreu seinem Namen, der gute Randall Weird: nachdem seine Kampfgefährten irgendwie verschwunden sind, sieht er das „große Muster“ nicht mehr und hat das Gefühl, das er irgendetwas wichtiges vergessen hat. So changiert er zwischen unterschiedlichen Inkarnationen seiner selbst: von der bedrängten, angstvollen Kindheit in den Vierzigern, in denen er immer wieder von Klassenbullies drangsaliert wird, über die gloriosen Tage als Weltraumabenteurer an der Seite seiner Partnerin Eve über eine eher spacige Phase als Flower Power Guru im San Francisco (wo sonst?) der 70er bis hin zum schicksalhaften Tag, als Recken um Black Hammer zum ultimativen Schlag gegen Anti-Gott ausholten – und dann in einem waghalsigen Plan, den Weird zusammen mit Lady Dragonfly spinnt, allesamt aus Spiral City verschwinden.
In jeder dieser Verkörperungen nähert sich Weird einer verborgenen Wahrheit: was genau hat er in der Parallelwelt der Parazone entdeckt, das ihn für immer veränderte – und vor allem, was zur Hölle hat er vergessen, das irgendwie unglaublich wichtig ist? Jeder Weggefährte, dem er zuruft, dass hier irgendetwas fehlt, blickt ihn nur staunend an, bis dann endlich die Erlösung in Form der Erkenntnis naht…
Colonel Weird ist zweifelsohne eine der erstaunlichsten Figuren in Jeff Lemires wunderbarem Hammerverse: eine Hommage an die alten Raum-Recken vom Schlage eines Adam Strange, flottiert Weird zwischen den Dimensionen und hetzt dabei von einer psychedelischen Szenerie zur nächsten. Ob im Kampf mit den ihn terrorisierenden Halbstarken seiner Schule, ob in plötzlich erscheinenden Kornkreisen um die Farm seiner Eltern oder beim ersten Eindringen in die Parazone als strahlender Weltraumheld: immer sucht Weird nach Verbindung, im wahrsten Sinne nach Erdung, nach einer Identität und vor allem nach Partnerschaft, die ihm sein ganzes Leben entgleitet und die dann doch direkt vor seinen trüben Augen erscheint.
Somit fügt diese Episode zwar keine neuen inhaltlichen Aspekte zur Geschichte der verlorenen Helden von Spiral City, bringt aber dennoch atmosphärische Dichte und emotionale Dringlichkeit, die wir von Jeff Lemire kennen und schätzen. Der wie immer hochwertige Sammelband bringt die gesamte Spin Off-Reihe „Colonel Weird“ mit einer Skizzengalerie sowie einer kleinen Sammlung von Weird-Modellen, die Tyler Crook am 3D-Drucker herstellte. Für alle Hammer-Freunde wieder ein Muss! (hb)
Black Hammer: Colonel Weird – Cosmagog
Text: Jeff Lemire
Bilder: Tyler Crook
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
19,80 Euro
ISBN: 978-3-96219-436-9