Black Hammer: Skulldigger (Splitter)

September 13, 2021

Tragisches trägt sich zu in der Spiral City des Jahres 1996: ein kleiner Junge muss den Mord an seinen Eltern mit ansehen. Der herbeieilende, rabiate Vigilant Skulldigger kommt zu spät und kann nur noch den Missetäter ins Jenseits befördern. Detective Reyes, die Skulldiggers Selbstjustiz aufs Schärfste verurteilt, wird mit der Aufklärung des Falls betraut, aber der kleine Junge schweigt traumatisiert beharrlich. Die Sache spitzt sich zu, als Skulldigger, der eine seltsame Verantwortung empfindet, das Kind aus der Psychiatrie befreit und bei sich aufnimmt. Während Reyes gegen den Willen des Polizeichefs auf die Suche geht, greift der Politiker Tex Reed in den Wahlkampf ums Bürgermeisteramt von Spiral City ein. Dabei hat er einen entscheidenden Trumpf: vor Jahren, Mitte der 70er, vollbrachte er als maskierter Kämpfer Crimson Fist als Mitglied der Kombo Brigadiers gemeinsam mit Recken wie Black Hammer und Abe Slam Heldentaten, begleitet von seinem Sidekick Alley Rat.

Der Halbdämon Grimjim, seinerzeit Crimson Fists Lieblingsfeind, sieht durch diese Enthüllung seine Chance gekommen, bricht aus der Psychiatrie aus und entführt Tex Reed direkt von der Bühne einer Wahlkampfveranstaltung, ohne dass der herbeieilende Skulldigger etwas dagegen tun könnte – obwohl sein Zögling unter dem Namen Skeleton Boy erstmals auch ins Geschehen eingreift. Grimjim verschleppt einen alten Feind, presst ihm unter Folter den Aufenthaltsort von Skulldigger ab und zieht alsbald gegen den Vigilanten zu Felde – denn Skulldigger ist niemand anders als Grimjims Sohn, den Crimson Fist vor Jahren aus den Klauen des Vaters rettete und zu seinem Mitstreiter heranzog. Auch Reyes stolpert per Zufall über das Versteck von Skulldigger, und so kommt es zum folgenschweren Showdown…

Ein pechschwarze Variante von Batman und Robin, gewürzt mit ein wenig Ghost Rider. So in etwa kommt der neueste, furiose Beitrag zu Jeff Lemires Hammerverse daher, der mehrere typische Superhelden-Motive behandelt. Da ist zum einen das traumatisierte Verbrechensopfer, das zum finsteren Rächer avanciert und sich dabei einen ähnlich gebeutelten jungen Helfer heranzieht. Man nutzt moderne Technik, hockt im Keller vor vielen Computerbildschirmen und ist in seiner Vorgehensweise durchaus rabiat. Das kennen wir sattsam vom alten Spitzohr, aber die Variante, dass sich die Geschichte spiegelt und wiederholt, ist durchaus originell: 1976 ist es das Paar Crimson Fist und Alley Rat, das dann 1996 in der Konstellation von Skulldigger und Skeleton Boy wiederkehrt, wobei der alte Ziehvater Tex Reed die Methoden seines ehemaligen Sidekicks ganz und gar nicht gutheißt und von der guten, alten, sauberen Heldenwelt träumt.

Hier lässt Jeff Lemire sogar ein wenig Konflikt zwischen den bekömmlichen Stories aus dem Golden oder Silver Age und den kantigen, nihilistischen, teilweise überzogen dunklen Gestalten des Millenniums durchklingen, was auch ein durchgängiges Motiv des Hammerverse bildet. Dass die Detektivin mit ihren eigenen Dämonen kämpft, kann kaum überraschen, und die launige Vermengung mit der Johnny Blaze-Figur (die Waffe der Wahl ist der mit Metall überzogene Schädel des ersten Opfers, und Skeleton Boy fragt aktiv „Bekomme ich dann ein Motorrad mit Totenschädeln dran?“) bringt zusätzliche Freude ins Geschehen. Krachig, hart, psychologisch vielleicht bisweilen nicht gänzlich überraschend, aber immer wie ein Tritt in die Magengrube: Black Hammer enttäuscht weiterhin nicht, sondern glänzt als Oberbegriff von originellen, postmodernen Superheldengeschichten, die immer neue Facetten öffnen. Fulminant! (hb)

Black Hammer: Skulldigger & Skeleton Boy
Text: Jeff Lemire
Bilder: Tonci Zonjic
168 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
24 Euro

ISBN: 978-3-96219-435-2

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