Star Trek/Planet der Affen (Cross Cult)

Oktober 14, 2015

Star Trek/Planet der Affen (Cross Cult)

Klingonen sind ein streitbares, expansives Völkchen. Das muss die Föderation wieder einmal feststellen, als ein Spähtrupp der Enterprise auf einem Stützpunkt der Herrschaften eine brisante Entdeckung macht: die Klingonen haben eine Möglichkeit gefunden, über ein Dimensionsportal in ein Paralleluniversum zu springen. Da sie dort vermutlich nicht gerade Gutes im Schilde führen, heftet sich Captain Kirk an ihre Fersen und folgt ihnen durch den Riss in Zeit und Raum. Man staunt nicht schlecht, als man dort auf eine Version des Planeten trifft, den wir besser unter den Namen Erde kennen – allerdings weit in der Zukunft und mit einer leicht abgewandelten Geschichte. Offenkundig hat ein Atomkrieg gewütet, der in einer bemerkenswerten Verkehrung der Machtverhältnisse die Menschen auf die Ebene von Tieren zurückgeworfen hat, während sich eine ganz andere Rasse aufmacht, sich die Erde Untertan zu machen: intelligent und bis an die Zähne bewaffnet, regieren Gorillas, Orang-Utans und Schimpansen.

Diesen Planet der Affen hat sich der klingonische Kommandant Kor ausgesucht, um den Machtbereich seiner höchst kriegerischen Gefolgschaft weiter auszuweiten, weshalb er den aufmüpfigen General Marius mit Waffen ausstattet, die ihn zum Sieger in einem Krieg Affe gegen Affe und in Folge natürlich zu einem gefügigen Statthalter der Klingonen machen sollen. Kirks Landungsmannschaft trifft indes auf den offenbar deutlich weiter entwickelten Menschen Taylor, der seinerseits aus der Vergangenheit stammt, als die Affen noch im Zoo waren, und mit seinem Raumschiff in der Zukunft seines Planeten gestrandet ist. Plötzlich steckt Kirk in einem ureigenen Dilemma – soll er eingreifen, um den galaktischen Frieden zu wahren, oder muss er der grundlegenden Direktive, der Prime Directive, folgen, nach der er sich nicht in die Entwicklung fremder Kulturen einmischen darf? Als Taylor, der in dieser Frage deutlich weniger Skrupel hat, sich kurzerhand auf die Enterprise beamt und das Schiff übernehmen möchte, kann Kirk ihn noch davon überzeugen, dass man eher aus dem Hintergrund agieren muss. Taylor führt die Besucher zu Cornelius und Dr. Zira, die ihren Anführer Dr. Zaius davon überzeugen wollen, dass sich ein Aufstand der Gorillas anbahnt. Die Ereignisse überschlagen sich, als die von General Marius angeführten Streitkräfte die Affenstadt angreifen…

Zwei von der Leinwand bekannte Universen, die schon früh ihren Weg auf die Seiten der Comics fanden – sowohl von Star Trek als auch von Planet der Affen erschienen bald nach ihren ersten Inkarnationen auch Bildgeschichten – und die jeweils die Idee von parallelen Dimensionen aufgreifen: das scheint gerade prädestiniert für ein Crossover, und das Trek-erfahrene Autorenduo Scott und David Tipton zeigt sich in beiden Welten durchaus versiert. Einige Ausgangspunkte der Story gehen direkt auf die klassische Star Trek TV-Serie zurück: Kirk und sein Widersacher sind alte Bekannte, denn der wiederholt erwähnte Friedensvertrag von Organia, aufgrund dessen die Klingonen kaum noch Expansionsmöglichkeiten haben, entsteht aus dem Stellvertreterkonflikt, den sich Kirk und Klingonenkommandant Kor (4 ks!!) in der Episode ‚Errand Of Mercy‘ (sinniger deutscher Titel: Kampf um Organia) liefern. Auch in der Folge ‚A Private Little War‘ (Der erste Krieg), einer kaum kaschierten Parallele auf den Vietnam-Krieg, muss sich Kirk mit der Gewissensfrage abplagen, ob die ungestörte Entwicklung einer Gesellschaft oder das Beilegen eines Krieges höheren Stellenwert genießt.

Parallele oder vergangene Versionen der Erde kennen wir aus verschiedenen TV-Episoden (wo Kirk wahlweise sich selbst trifft oder Joan Collins in den 30ern), so dass die Grundidee, die das Zusammentreffen erst ermöglicht, durchaus im Geiste der klassischen Serie steht (und Spock mit Strickmütze herumlaufen muss, wie gewohnt). Genauso stark verankert ist das Geschehen allerdings im ersten Film der Planet der Affen-Serie, komplett mit Charlton Heston-Figur, halb versunkener Freiheitsstatue und prekärer Annäherung von Taylor an seine ehemaligen Kerkermeister Cornelius und Zira. Die Klingonen übernehmen ihre übliche Rolle als rücksichtslose Kriegstreiber, denen es nur um die Ausbreitung ihres Machtbereichs geht, während Kirk versucht, das Fähnlein der Föderation hochzuhalten, was dem entsetzten Taylor in keinster Weise zu vermitteln ist: warum, fragt der berechtigt, nutzt Kirk nicht sein überlegendes Arsenal, um die Invasoren in die Schranken zu weisen und die Affen niederzumachen? Wer das für philosophisch verbrämte Pennäler-Science Fiction hält, der soll sich bitte einmal die weltpolitischen Haupt- und Staatsaktionen betrachten, in denen derzeit diverse Supermächte vor exakt diesen Entscheidungen stehen – zuschauen, diplomatisch einwirken, aus der Luft angreifen, einmarschieren? – und dabei ihre eigenen Interessen bewusst ausspielen.

Wenn auch der satirische Impetus von Pierre Boulles Romanvorlage schon im Affen-Film von 1967 verschwunden war und die Besatzung der Enterprise das Dilemma Neutralität oder Einmischung schon oft vor der Brust hatte, entsteht somit dennoch ein durchdachtes, auf die Fangemeinden zugeschnittenes und vor allem schmissiges Stück Space Opera, dem vor allem alle Freunde der klassischen TV-Star Trek-Episoden genüsslich folgen werden. Der vorliegende Band vereint die US-Ausgaben mit dem feinen Titel ‚Star Trek/Planet of the Apes: The Primate Directive‘ von 2015 und liefert somit brandaktuelles Material. (hb)

Star Trek/Planet der Affen
Text: David Tipton, Scott Tipton
Bilder: Rachael Stott
128 Seiten in Farbe, Softcover
Cross Cult
16,80 Euro

ISBN: 978-3-86425-685-1

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