Hawkmoon, Band 1 (Splitter)

Februar 15, 2023
Hawkmoon, Band 1: Das schwarze Juwel (Splitter Verlag)

Michael Moorcocks bekannteste Schöpfung ist sicherlich Elric von Melniboné. Die Geschichten, die der bekannte Fantasy-Autor (Jahrgang 1939) über den Albino-Herrscher schrieb, wurden auch mehrfach als Comic adaptiert – nennenswert sind dabei die in den Achtzigern bei Pacific Comics erschienenen Hefte von Peter Craig Russell und natürlich die neueste franko-belgische Adaption, die im Splitter Verlag als Gesamtausgabe erhältlich ist. Comicfans kennen auch eine weitere Figur des Fantasy-Autors, viele sicher ohne zu wissen, dass sie von ihm stammt. Die Rede ist von Jerry Cornelius, der in diversen Werken von Moebius auftritt („Die hermetische Garage“). Außerdem erscheint Moorcocks „Corum“ gerade bei Cross Cult als Comic. Jetzt werden auch seine Hawkmoon-Romane adaptiert, die auf Deutsch als Runenstab-Saga erschienen sind, u.a. von Zeichner Didier Poli, der bereits bei den Elric-Alben mitmischte.

Köln, im 86. Jahr des Adlers. Die Stadt wird von den Truppen des dunklen Imperiums, namentlich Granbretanien, unter der Führung von Baron Meliadus überfallen. Die Verteidiger, die von Herzog Dorian Hawkmoon angeführt werden, unterliegen durch eine List, Hawkmoon wird als Gefangener nach Londra verschleppt, der Hauptstadt des Granbretanischen Imperiums. Sein Kerkermeister dort ist Baron Kalan von Vitall, seines Zeichens oberster Gelehrter des Kaisers. Kalan pflanzt Hawkmoon einen mysteriösen Stein quasi als „drittes Auge“ in die Stirn, das schwarze Juwel. Damit hat der granbretanische Feind Hawkmoon in seiner Gewalt, sieht das, was er sieht und bestimmt über dessen Leben und Tod – ähnlich der Boom Box bei den Mitgliedern der Suicide Squad. So wird Hawkmoon gegen seinen Willen eine brisante Mission übertragen, die ihn in die Kamarg führt, einem der letzten freien Herzogtümer Europas, die noch nicht von den Truppen des dunklen Imperiums erobert wurden…

Zuerst haben wir hier eine Alternativwelt mit einem imperialistischen Aggressor, der sich aufmacht, ganz Europa zu unterwerfen und auf dem besten Wege dazu ist. Das Land, das herrschen will, nennt sich Granbretanien und wie die meisten Länder- und Ortsnamen hier kann man leicht ableiten, was gemeint ist. Dann steckt diese alternative Welt voller Anachronismen, was die Sache zusätzlich höchst spannend macht. Man trägt Rüstungen, residiert in mittelalterlich anmutenden Burgen und kämpft einerseits zu Pferde wie die alten Rittersleut, andererseits bomben futuristische Fluggeräte, hier Ornithopter genannt (kennen wir auch aus Dune), Europas Städte in Schutt und Asche. Und auch das finstere Labor von Baran Kalan strotzt vor reinstem Hightech. Ähnlich wie in der Welt von Don Lawrence‘ Trigan. Dazu kommt noch eine Prise Magie, die wir hier im Auftakt noch nicht wirklich kennenlernen.

Witzigerweise residiert Herzog Hawkmoon in Köln, das jedoch nur kurz Schauplatz des Geschehens ist. Der Hauptbösewicht ist schnell gefunden und die Story kommt flott zur Sache, wobei die (politische) Welt, in der sie spielt, sich erst nach und nach erschließt. Die kuriose Gestalt des granbretanischen Kaisers erinnert an eine typische Jodorowsky-Figur und der brutale, rücksichtslose Angriffs- und Eroberungskrieg an gottseidank vergangene wie auch an leider aktuelle Zeiten. Die Adaption besorgt Autor Jérôme Le Gris, von dem bei Splitter einige Titel erhältlich sind. Die Zeichnungen glänzen mit großformatigen Wimmelbild-Schlachtszenen, bombastischer Architektur oder einem Duell im strömenden Regen. Begleitet wird Didier Poli von Benoît Dellac, der auch Fantasy und Historien erfahren ist (u.a. „Conquest“ und „Nottingham“, beides auch bei Splitter). Band zwei ist auch bei Glénat noch nicht erhältlich, hier müssen wir uns also noch etwas gedulden. Aber der Auftakt ist gelungen. (bw)

Hawkmoon, Band 1: Das schwarze Juwel
Text & Story: Jérôme Le Gris, nach Michael Moorcock
Bilder: Benoît Dellac, Didier Poli
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-98721-057-0

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