Rohstoffe sind wertvoll, das hat sich auch in der fernen Zukunft, in der Dani Futuro unterwegs ist, keinen Deut geändert. Das gilt nicht zuletzt auch für die Holzwirtschaft, die auf einem rauen Planeten namens „Canada Again“ vom Großindustriellen Horkos Mendoza in großem Stil betrieben wird und für die Raumfahrt entscheidend ist. Als es auf diesem Himmelskörper immer wieder aus nicht ersichtlichen Gründen zu verheerenden Zerstörungen kommt, denen vor allem die örtlichen Nomaden vom Stamme der Khandits zum Opfer fallen, schickt die Konföderation der Planeten Iris‘ Onkel, den Wissenschaftler Professor Dossan, auf die Reise, um nach dem Rechten zu sehen. Alsbald reißt auch der Kontakt zu Dossan ab, weshalb sich Dani und Iris selbst auf den Weg in Richtung Canada Again machen.
Schon der Raumflug gestaltet sich gespenstisch: eine Dame, die eine wichtige Botschaft für die beiden zu haben scheint, schwebt wenig später als gefrorene Leiche im Müll am Fenster vorbei. Das kleine Shuttle von Dani und Iris wird kurz danach zur Notlandung in einer Eiswüste auf der Planetenoberfläche gezwungen, wo sie von den Khandits angegriffen werden, die die Eindringlinge für die Ursache des allgemeinen Unglücks halten. Um Haaresbreite rettet sie eine grazile Amazone namens Karah, die sie mit einer fliegenden, intelligenten Pflanze in ein sicheres Dorf bringt. In einem Stützpunkt der Mendoza Corporation suchen Dani und Iris nach Spuren des verschwundenen Onkels, aber bald beschleicht sie der Verdacht, dass die Wahrheit irgendwo in den Eiswüsten bei den Nomaden liegen muss – und dass die menschlichen Ausbeuter des Planeten ihre ganz eigenen Ziele im Schilde führen…
Spätestens mit diesem vierten Abenteuer legte der Held Dani Futuro die spielerische Leichtigkeit der ersten beiden Ausflüge, die eindeutig auf ein jüngeres Publikum abzielten, ab – düstere Themen wie Umweltzerstörung (Mitte der 70er durchaus schon en vogue), aber durchaus drastische Szenen wie Leichen im Weltall oder gefräßige Monster rückten die Reihe deutlich näher an die erfolgreiche SF der Zeit, wie etwa „Luc Orient“, heran. Diese Entwicklung schien auch nur folgerichtig, landete die Reihe von Giménez und Mora nach Monaten des Streits um Urheberrechte 1971 doch endgültig im Magazin Tintin von Lombard, wo zu der Zeit niemand anderes als Luc Orient-Schöpfer Greg die redaktionellen Zügel in der Hand hielt. Greg wollte ganz bewusst auf der Popularität mitsegeln, die das utopische Genre im Film, aber auch in Konkurrenzmagazinen wie „Pilote“ genoss, wo die schmucken Weltraumfahrer Valérian und Laureline aus der Feder von von Jean-Claude Mézières und Pierre Christin seit 1967 Erfolge feierten.
In Tintin startete die Karriere von Dani zunächst mit Nachdrucken der ersten Abenteuer, denen dann nach dem Spin Off „Iris von Adromeda“ noch der One Shot „Ray 25“ folgte, eine kaum kaschierte weitere Variante der Buck Rogers-Story, die auch Dani inspirierte. Mit Tintin 50 begann dann am 12.12.1972 die erste neue Storyline, die auf Geheiß Gregs in kurze, 6-seitige Kapitel unterteilt war und deutlich härter und actionreicher daherkam als bislang. Auch zeichnerisch legte Victor Mora eine Schippe drauf und schuf vor allem in den Zerstörungsszenen des Planeten durchaus apokalyptische Momente. Trotz allem erlaubten sich Gimenez und Mora noch einige Seitenhiebe, wie etwa in Gestalt der fiesen Gesellen, die ihnen auf einem Kostümfest im Beinkleid von Batman und Phantom nachstellen. Dennoch unter dem Strich ein deutlich erwachsener, ernsthafterer Dani, der Leichtigkeit verliert, aber Komplexität gewinnt. Auch dieser Band erscheint im All Verlag mit einer ausführlichen Einleitung, die bestens ins Geschehen führt. (hb)
Dani Futuro, Band 4: Der verfluchte Planet
Text: Victor Mora
Bilder: Carlos Giménez
56 Seiten in Farbe, Hardcover
All Verlag
15,80 Euro
ISBN: 978-3-96804-080-6