Valerian & Veronique, eine der wichtigsten und stilprägendsten Science Fiction Comic-Serien überhaupt (die Einflüsse auf „Star Wars“ oder „Das Fünfte Element“ sind hinlänglich bekannt, die Verfilmung von Luc Besson mit Dane DeHaan und Cara Delevingne erfreute dagegen nicht alle Kritiker und brachte an den Kinokassen auch nicht das ein, was man sich erhoffte), erschien im Albumformat in den Jahren 1970 bis 2010. Die Deutsche Heimat der Reihe ist von jeher der Carlsen Verlag – hier begann die Veröffentlichung 1978. Mit Band 21 („Der Zeitöffner“) wurde die Serie beendet. Neben der Gesamtausgabe, die in sieben Bänden vorliegt, produzierten die Macher, Autor Pierre Christin und Zeichner Jean-Claude Mézières (nicht zu vergessen die Koloristin Évelyne Tranlé, Schwester von Mézières und ebenfalls vom Start an mit an Bord) zwei Nachschläge, die einzeln als „Souvenirs der Zukunft“ als Band 22 und 23 in die Serie integriert wurden.
Beide Souvenir-Bände liegen nun gesammelt in dieser Hardcover-Ausgabe vor, die optisch zu dem Layout der Gesamtausgabe passt und diese damit quasi als Sonderband ergänzt (im Gegensatz zu den Kurzgeschichten „Jenseits von Raum und Zeit“, die leider nur im Kleinformat vorliegen). In ihren Souvenirs tauchen die Altmeister Christin und Mézières noch einmal – zumindest ein wenig – in alte Abenteuer ein oder besuchen noch einmal Planeten und Orte vergangener Geschichten und begegnen noch einmal bekannten Figuren aus der Serie. Die kurzen und neuen Episoden werden jeweils von einer aufwändig von Mézières gestalteten Doppelseite eingeleitet.
Valerian und Veronique (die im Original bekanntlich Laureline heißt) sind Agenten des Raum-Zeit Service, die überall in der Galaxis und in allen möglichen Zeiten ihre Abenteuer bestehen. Die neuen Vignetten beziehen sich chronologisch in erster Linie auf die früheren Alben. Von der ersten Begegnung Veroniques mit Valerian im Wald von Arelaune, über das überflutete und zerstörte New York im Jahre 1986 („Die Stadt der tosenden Wasser“, Band 1) oder eine Führung durch Central City, jenen künstlichen Planeten, der als Mittelpunkt des Universums gilt – eine originelle Episode als Mischung aus Sightseeing und Zoobesuch, die schließlich gehörig aus dem Ruder läuft und ungewollt turbulent wird („Botschafter der Schatten“, Band 6). Natürlich treffen wir auch die drei Shinguz wieder oder bekommen kostenlos Werbung für die lebenden Skromm-Häuser der Transportgilde.
Der charakteristische Strich von Jean-Claude Mézières zeigt wie immer einen hohen Wiedererkennungswert, er schwebt irgendwo zwischen Realismus und Funny, ist nie sonderlich fein oder detailliert, schafft aber in seiner Unkompliziertheit eine ganz eigene Atmosphäre, die gerne durch Anachronismen (auch oft Zeitreise bedingt) ergänzt wird – eben wenn Veronique Kleider aus vergangenen (Erden-) Jahrhunderten trägt. Gepaart mit der Fantasie Christins (der als Comic-Autor bekanntlich extrem breit aufgestellt ist) entstand so eine Science-Fiction Reihe, die in ihrer Originalität wie keine Zweite ist. Als nächstes plant der Carlsen Verlag einen Hommage Band (das ist gerade In und nicht zu verwechseln mit den beiden Spezial-Alben von Wilfrid Lupano/ Mathieu Lauffray und Manu Larcenet), der für den August diesen Jahres geplant ist. Ob von den Serienvätern Christin und Mézières noch was kommt, bleibt die Frage. (bw)
Valerian & Veronique: Hinter der Zeit
Text: Pierre Christin
Bilder: Jean-Claude Mézières
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Carlsen Verlag
22 Euro
ISBN: 978-3-551-02590-6